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Porträt Lansana ContéBauer, Krieger, Diktator und Schlitzohr

Lansana Conté, 74, Guineas Präsident seit 1984, ist am Montagabend "nach langer schwerer Krankheit" gestorben. Der Karrieresoldat litt unter anderem an Schwerstfolgen von Diabetes.

Er bezeichnete sich selbst gern als einfachen Bauern, dem nichts lieber sei als die heimatliche Scholle. Für seine Landsleute war Guineas jetzt verstorbener Präsident Lansana Conté ein unnahbarer, brutaler Autokrat. Der Langzeitherrscher hat sein Volk nie erreicht, und dieses hat ihn nie durchschaut.

Ob sein offizielles Geburtsjahr 1934 stimmt, bleibt unklar. Aber der aus der Ethnie der Soussou stammende Bauernsohn Lansana Conté machte seine ersten Karriereschritte in Frankreichs Militär, mit dem er ab 1955 in Algerien kämpfte. Als Guinea 1958 aus Französisch-Westafrika austrat und unabhängig wurde, trat Conté in den Dienst des guineischen Befreiungshelden Sékou Touré. Der führte das Land mangels westlicher Unterstützung an die Sowjetunion heran und verwandelte es in eine finstere Diktatur. Conté gehörte zu dem Kontingent aus Guinea, das in den 70er-Jahren die Befreiungsbewegung in der benachbarten portugiesischen Kolonie Guinea-Bissau militärisch unterstützte. Daraufhin wurde er 1975 in der Heimat stellvertretender Armeestabschef. Als Touré 1984 starb, ernannte ihn Guineas Junta zum Nachfolger.

Die Schritte zur Demokratisierung, die Conté als Präsident unternahm, blieben größtenteils Kosmetik. Die Wirtschaft wurde liberalisiert, das Mehrparteiensystem eingeführt, aber die Kontrolle über Guineas Reichtümer blieb bei den hohen Militärs und ihren Freunden. Und die Mehrparteienwahlen endeten regelmäßig mit dem Wahlsieg Contés und seiner Partei, egal für wen die Guineer mehrheitlich gestimmt hatten. Eine Reihe von Revolten unzufriedener Militärs änderte daran nichts - im Gegenteil: Der Präsident zog sich immer häufiger in sein entlegenes Heimatdorf zurück, kurierte die immer schwereren Folgen seines Diabetes und trat immer seltener öffentlich auf.

Real hingegen blieb unter Conté die außenpolitische Verwandlung Guineas in einen der verlässlichsten Verbündeten der USA und Frankreichs. Bei den Bürgerkriegen in Liberia und Sierra Leone stand Guinea als strategisch wichtiges Land für Eingreiftruppen und Rebellen zur Verfügung, die in Sierra Leone Präsident Ahmed Tejan Kabbah retteten und in Liberia Präsident Charles Taylor stürzten. Mit dieser Rolle als Bollwerk konnte Conté auch gekonnt Demokratieforderungen abwehren. Aber die Kriege in dieser Weltregion sind seit einigen Jahren vorbei, und Conté wurde unwichtiger und schwächer, während das guineische Volk aufsässiger wurde. Zuletzt lebte Guinea im Rhythmus der ständig neuen Gerüchte über Contés Gesundheit. Jetzt muss sich das Land über sich selbst Gedanken machen.

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