Po­li­zis­t:in­nen auf Zweirädern: Achtung, Fahrradkontrolle!

Noch die ganze Woche führt die Polizei Schwerpunktkontrollen zur Verkehrssicherheit durch. Auch die Fahrradstaffel beteiligt sich.

Andreas Geisel (SPD), Senator für Inneres und Sport, spricht während einer Pressekonferenz der Berliner Polizei zu Vorstellung der neuen Fahrradstreifen vor dem Olympiastadion.

Innensenator Andreas Geisel und seine Fahrradcrew sorgen für Verkehrssicherheit Foto: dpa | Fabian Sommer

BERLIN taz | „Über Rot!“, ruft eine Polizistin der zentralen Fahrradstaffel – grell-gelbe Uniform – enthusiastisch und schwingt sich gekonnt auf ihr Rad. Entdeckt hat sie eine junge Frau, die sich an der Tor- Ecke Chausseestraße im Bezirk Mitte dazu entschieden hat, den ersten Teil der Kreuzung trotz roter Ampel zu überqueren. Kurz darauf ist sie von zwei radelnden Einsatzkräften umzingelt – und bekommt ein happiges Bußgeld ausgestellt. Bis zu 100 Euro und einen Punkt in Flensburg kann so was kosten.

Die Kontrollen, die an diesem Montagmorgen durchgeführt wurden, sind Teil einer sich noch durch die gesamte Woche ziehenden Aktion der Polizei, verstärkt Rad­fah­re­r:in­nen zu überprüfen. Gängige Vergehen sind – neben dem Überfahren roter Ampeln – Fahren auf Gehwegen (20 Euro), Handybenutzung auf dem Rad (55 Euro) oder Fahren im Rauschzustand (Bußgeld und Punkte in Flensburg).

Angekündigt hat die Polizei auch, Verstöße von Au­to­fah­re­r:in­nen zu ahnden, wenn diese etwa Fahrradwege zuparken. Auch sollen Elektroräder technisch überprüft werden. Anscheinend wurden diese in der Vergangenheit öfters aufgemotzt, um die vorgeschriebene Geschwindigkeitsdrosselung zu umgehen.

Robert Mario Thiel ist Zugführer der Fahrradstaffel, die am Montagmorgen für zwei Stunden eine Verkehrssonderkontrolle durchführt. „Unser vorrangigstes Ziel ist das Sicherstellen der Verkehrssicherheit – das rettet auch Menschenleben“, erzählt er.

Auf seine Fahrradstaffel scheint er stolz zu sein: „Alle Kolleg:innen, die bei uns sind, haben sich für diese Stelle entschieden“, so Thiel. Die Kol­le­g:in­nen kämen aus unterschiedlichen Bereichen, zum Beispiel den Einsatzhundertschaften oder der Kriminalpolizei. Der gemeinsame Nenner sei die „Liebe fürs Fahrradfahren“. In aller Regel würden Fahrradfahrende „verständnisvoll“ auf Kontrollen der Be­am­t:in­nen reagieren, sagt Thiel.

Drahtesel der Staatsgewalt bespuckt

Doch davon ist nicht allzu viel zu sehen, als die Einsatzkräfte beinahe im Minutentakt Radfahrende herausziehen, um ihnen Bußgelder auszustellen. Das Verständnis für die Kontrolle äußert sich vielmehr so, dass ein junger Mann gegen den Drahtesel der Staatsgewalt spuckt, als der zugehörige Beamte sich kurz wegdreht.

Auch als eine junge Frau angehalten wird, die auf dem Gehweg gefahren sein soll, hilft es wenig, dass ein Polizist ihr erklärt, er sei selbst „durch und durch“ Radfahrer. „Ich finde es eine Frechheit, dass jetzt ausgerechnet wir Radfahrenden gegängelt werden“, sagte die Frau danach zur taz. Berlin sei ohnehin schon „die Hauptstadt der Radtoten“. Dass man mitten in der Klimakrise diejenigen bestrafe, die ökologisch handeln, könne sie nicht verstehen.

Die Fahrradstaffel wurde 2014 als Modellprojekt eingeführt, mittlerweile gehört sie fest zur Hauptstadtpolizei. Alleine für den innerstädtischen Ringbereich seien über 50 Be­am­t:in­nen zuständig, so Thiel. Dazu kämen die Kol­le­g:in­nen der übrigen Polizeidirektionen. Bis Ende 2023 soll es berlinweit 160 radelnde Einsatzkräfte geben.

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