Polizist über das Twittern zum „Tatort“: „Polizeiarbeit ist einfach zäh“
Florian Hirschauer arbeitet im Social-Media-Team der Münchner Polizei. Der echte Fall hinter dem „Tatort“ beschäftige die Beamten noch immer.
taz: Sie haben für die Münchener Polizei am Sonntag selbst parallel zum „Tatort“ getwittert. Wie hat der Film Ihnen denn gefallen?
Florian Hirschauer: Das war aus meiner Sicht einer der besten „Tatorte“ bis jetzt. Ohne Explosionen und Sondereinsatzkommando – einfach ganz nah an der Realität. So wurden die Gefühle der Familie des Mordopfers gut dargestellt. Das offene Ende war natürlich auch etwas Neues. Der Isar-Mord, auf dem der „Tatort“ beruht, ist natürlich immer noch ein Thema für uns und der Fall wird gelegentlich wieder aufgerollt. Ich bin auf die Fortsetzung des „Tatorts“ gespannt.
Wieso machen denn die „Tatort“-Macher so viele Fehler in den Filmen?
Die Autoren haben nur neunzig Minuten Zeit, einen umfangreichen Fall schlüssig und trotzdem spannend zu gestalten. Da sind einige Fehler einfach der Dramaturgie geschuldet, denn Polizeiarbeit ist manchmal einfach zäh. Viel Zeit verbringen wir am Schreibtisch und werten Datenmengen aus. Außerdem machen im „Tatort“ die beiden Hauptermittler Batic und Leitmayr die meiste Arbeit – von der Spurensicherung bis zum Verhör. Das ist in der Realität natürlich nicht so, da wird die Arbeit eigentlich aufgeteilt. Und Kommissar Zufall hilft uns auch nicht so oft weiter.
Warum twittert die Münchner Polizei so viel?
Wir haben gemerkt, dass Twitter ein gutes Hilfsmittel bei Gefahrenlagen ist und anders als eine Pressekonferenz in Echtzeit ist. Darüber hinaus soll der Kanal interessant bleiben, und den Unterschied zwischen Krimi und Realität finden Leute einfach spannend. Darauf werde ich privat auch am häufigsten angesprochen. Ein Mitarbeiter aus unserem Social-Media-Team hatte dann die Idee mit dem Faktencheck, und das lief wirklich gut.
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