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Polizeiwissenschaftlerin zu Rassismus„Alle Stereotype der Mittelschicht“

Für die Polizeiwissenschaftlerin Astrid Jacobsen haben deutsche Polizisten kein Rassismusproblem. Stattdessen denken sie in typischen Mittelschichtklischees.

Aus der Kriminalstatistik können keine Rückschlüsse auf das tatsächliche Aufkommen von Straftaten gezogen werden Bild: dapd
Interview von Fabian Jellonnek

taz: Frau Jacobsen, im Zuge der Ermittlungen gegen die Terrorgruppe NSU wird viel über mögliches Fehlverhalten der Ermittlungsbehörden diskutiert. Hat die deutsche Polizei ein Rassismusproblem?

Astrid Jacobsen: Den Vorwurf der gezielten Diskriminierung von Menschen anderer Hautfarbe und Herkunft durch die Polizei halte ich nicht für gerechtfertigt. Die Polizei hat kein strukturelles Rassismusproblem. Diese Perspektive geht am eigentlichen Problem vorbei. Das ist subtiler.

Wo liegt also das subtile Problem?

Polizisten müssen permanent Entscheidungen treffen, wen sie in den polizeilichen Blick nehmen. Das ist unproblematisch, wenn es einen begründeten Verdacht oder eine glaubwürdige Täterbeschreibung gibt. Wenn aufgrund von Zeugenaussagen ein männlicher Bankräuber im Alter von 20–25 Jahren mit dunkler Hautfarbe gesucht wird, ist dagegen nichts einzuwenden. Problematisch wird es, wenn unklar ist, nach wem gesucht oder wer kontrolliert werden soll.

Dann müssen die Beamten selbst Kriterien entwickeln, wen sie auswählen. Leider werden dann immer wieder gängige Vorurteile und Klischees herangezogen, die auch an sichtbaren Merkmalen ethnischer Zugehörigkeit festgemacht werden. Bestimmtes kriminelles Verhalten wird mit bestimmten Gruppen verbunden. Beispielsweise Russen mit Gewalt, dunkle Hautfarbe mit Aufenthaltsdelikten etc.

Woran orientieren sich Polizisten in der Regel?

Bild: privat
Im Interview: ASTRID JACOBSEN

ist Professorin an der Polizeiakademie Niedersachsen. Derzeit führt sie ein empirisches Forschungsprojekt zur „Interkulturellen Qualifizierung der Polizei“ durch.

Die wichtigste Quelle ist wohl die polizeiliche Erfahrung, die Einzelne machen und die in Erzählungen weitergegeben werden. Polizeiarbeit lebt davon, dass die Kollegen sich erzählen, was sie in ihrem Revier erlebt haben. Zudem wird die Polizeiliche Kriminalstatistik für die Begründung der Auswahl der Zielgruppe herangezogen.

Das ist aber problematisch. Schließlich weisen die Kriminalstatistiken stets eine Häufung von Straftaten bei Ausländern auf, weil dort auch Gesetzesverstöße erfasst werden, die deutsche Staatsbürger gar nicht begehen können. Etwa die Verletzung der Residenzpflicht.

Richtig. Außerdem ist es ein Tätigkeitsbericht der Polizei. Man kann aus ihm keine Rückschlüsse über das tatsächliche Aufkommen von Straftaten ziehen. Die Verwendung dieser Quellen birgt die Gefahr der Verallgemeinerung von Einzelfällen oder Häufungen, die dann zur Stigmatisierung einer ganzen Gruppierung führen. Eingefahrene Vorstellungen werden bestätigt, ohne jede empirische Grundlage. Damit sind sie unzulässig und im Übrigen auch kaum brauchbar, um Ermittlungserfolge zu erzielen.

Was sind die häufigsten Klischees?

Alle Klischees, die sich in der Gesellschaft auch wiederfinden. Die überwiegende Mehrheit der Polizisten rekrutiert sich aus der Mittelschicht in Deutschland, entsprechend sind typische Mittelschichtsklischees vertreten. Zum Beispiel: Einer meiner Studenten, dem man seinen Migrationshintergrund ansah, wollte sich vor seinem Praktikum auf seiner Dienststelle vorstellen. Er wurde, mit der Bitte zu warten, vor das Vernehmungszimmer gesetzt.

Nach einer halben Stunde kam jemand vorbei und wunderte sich über den Wartenden, da derzeit keine Vernehmung anberaumt war. Diese kleine Geschichte zeigt, wie sehr Klischees – egal ob unter Kollegen oder im Bürgerkontakt – polizeiliches Handeln beeinflussen. Dabei stellen Polizistinnen und Polizisten natürlich genauso wenig eine homogene Gruppe dar, wie es die Migranten sind.

In Rheinland-Pfalz (Betzdorf) wurde unlängst ein türkischer Vater verhaftet, nachdem bei ihm eingebrochen worden war. Die Beamten gingen ungefragt von häuslicher Gewalt aus.

Möglicherweise nahmen die Beamten an, dass ein türkischer Familienvater eher Täter als Opfer ist. Unsere Forschungen zeigen, dass die allgemeine Erwartung, dass Männer in der Regel Täter und Frauen in der Regel Opfer sind, häufig verstärkt wird, wenn ein Migrationshintergrund mit im Spiel ist.

Mit Blick auf die NSU-Ermittlungen. Wo könnten dort solche Mittelschichtsklischees eine Rolle gespielt haben?

Die Ermittlungen wurden in die Richtung bestimmter Gruppen gelenkt, etwa wurden Roma und Sinti verdächtigt. Das gesellschaftliche Bild von Roma und Sinti wird gerne mit Kriminalität und Sippenverhalten verbunden. So rückten die Opfer in die Nähe der organisierten Kriminalität.

An Bahnhöfen werden überdurchschnittlich viele Menschen mit dunkler Hautfarbe kontrolliert. Verstärkt dieses „racial profiling“ fremdenfeindliche Vorurteile in der Gesellschaft?

Die überdurchschnittlichen Kontrollen von Menschen mit sichtbarem Migrationshintergrund in Deutschland sind durch eine EU-Studie von 2010 empirisch belegt. Auch die öffentliche Wirkung der vermehrten Kontrollen ist bekannt: Sie fördern ethnische Spannungen sowie die Ablehnung der betroffenen Minderheiten gegenüber der Polizei und der Mehrheitsgesellschaft.

Welche Möglichkeiten zur Verbesserung sehen Sie?

Wir müssen mehr über polizeiliche Auswahlkriterien wissen. Forschung kann hier einen wichtigen Beitrag leisten, indem sie polizeiliche Handlungsmuster untersucht und kritisch hinterfragt. Klischees in der Polizeiarbeit müssen aufgedeckt und thematisiert werden. Das setzt die Bereitschaft von Polizei und Politik voraus, diese Forschungsergebnisse zur Kenntnis zu nehmen und etwa in Aus- und Fortbildung oder in der Formulierung polizeilicher Ziele umzusetzen.

Die Debatte um die NSU-Ermittlungen konzentriert sich bislang auf das Konkurrenzgerangel und die Kommunikation zwischen den Behörden. Warum?

Ich bedaure, dass die Debatte, wie es zu falschen Verdächtigungen bestimmter Gruppierungen kam, so schnell abgeklungen ist. Offensichtlich ist es einfacher, aus Kommunikationsproblemen politische Konsequenzen zu ziehen, als sich mit polizeilichen Wahrnehmungs- und Selektionsmustern zu beschäftigen.

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37 Kommentare

 / 
  • W
    wauz

    Statistik

     

    Es sei an dieser Stelle an die Studie zum Thema Gewalt gegen die Polizei des hochgerühmten Kriminologen Christian Pfeiffer erinnert, die so unheimlich treffend einen rasanten Anstieg derselben geschlussfolgert hat. Leider, leider fußte diese Studie nur auf Befragungen und hat "harte daten" nach Kräften ausgeblendet. Die Teilnahme als Probant war freiwillig und sie erfolgte auf freiwillige Meldung der "Betroffennen". In den einschlägige Internetforen und Polizei-Plattformen diverser Organisationen und Organisatiönchen wurde denn auch zur Teilnahme aufgerufen und die Wichtigkeit dieser Studie betont.

    Um einmal die Wirklichkeit wieder ins Spiel zu bringen: nach dem letzten Castor-Transport waren im Anschluss 2 (!) Beamte von mehreren tausend krankgeschrieben. Und die beiden waren einfach nur über die eigenen Füße gestolpert und hingefallen.

    Wer es noch genauer wissen will, kann einfach mal Prozessakten studieren, wenn Leute wegen Widerstandes/Körperverletzung gegen Polizeibeamte verurteilt werden, wer denn nun tatsächlich Verletzungen davon getragen hat.

    [Recherchieren hilft auch beim Zeitung machen!]

  • S
    susanne

    @Rainer Möller

     

    Vielen Dank, so kurz und prägnant!

  • J
    jennie

    Unglaublich! da beschreibt die Frau Jacobsen klassischen strukturellen Rassismus in der Polizei und nennt dies einfach "Klischee". Noch viel schlimmer: Die TAZ weiß darauf keine Antwort.

  • P
    Polizeistatistiker

    @Rainer Möller

    @Emilie

    @Aus Haching

     

    Jetzt kommen hier wieder Leute mit dem Argument der Polizeistatistik oder der polizeilichen Erfahrung.

     

    Worauf beruht den die Polizeistatistik: Sie beruht darauf, was die Polizei so herausgefunden hat. Wären die "Dönermorde"[sic!] tatsächlich von "ausländischen" kriminellen Banden verübt worden, so wären die Ermittlungen mit weitaus höherer Wahrscheinlichkeit erfolreich gewesen, da ja fast ausschließlich in diese Richtung ermittelt wurde.

     

    Anderes Beispiel: Mal angenommen, Menschen unterschiedlicher Hautfarbe hätten im Durchschnitt gleichoft illegale Gegenstände bei sich. Nehmen wir jetzt an, eine Gruppe bestimmter Hautfarbe würde überproportional, also im Verhältnis zum Anteil an der Gesamtbevölkerung, häufig kontrolliert. Dann tauchte diese Gruppe eben auch in der Statistik in einer Überproportion auf.

     

    Noch ein Fakt ist die selektive Wahrnehmung, ein psychologisches Phänomen, bei dem nur bestimmte Aspekte der Umwelt wahrgenommen und andere ausgeblendet werden. Sie beruht auf der Fähigkeit, Muster zu erkennen, einem grundlegenden Mechanismus den wir alle, meistens, unbewusst durchführen, z.B. um neue Informationen in bereits vorhandene besser eingliedern zu können. So werden Argumente, die die eigene Position stützen, häufig stärker wahrgenommen als solche, die sie beschädigen. Ein Beispiel ist der sogenannte Vprführeffekt: Führt man in einem Zeitraum z.B. 20 verschiedene Dinge vor und denkt sich jedes mal: "das geht bestimmt schief", wird man den Vorführeffekt als existent erachten, auch wenn es nur einmal schief geht ("Ich wusste es."). Die anderen 19 Mal wird man nicht mehr daran denken, dass man den Vorführeffekt vorher heraufbeschworen hatte.

     

    Was sagt uns das aber über den Wert von Statistiken, die genau aus solchen Arbeitsweisen entstehen? Was sagt uns das über polizeiliche Erfahrung?

  • E
    Extremismustheoretiker @eksom

    @eksom

    "Die Dame scheint die Ergebnisse einer Studie aus dem Jahre 2000 der FH Köln (Sozialwissenschaften) über die NRW Polizei nicht zu kennen! Da steht schwarz auf weiß, dass 58 % aller NRW Polizisten ausländerfeindlich eingestellt sind! Heute könnte dieser Wert über 68 % liegen und eher der Realität entsprechen, wenn wir berücksichtigen, was in den 10 Jahren der NSU-Morde so alles polizeilich ("natürlich ungewollt und ungeplant")schief laufen kann!"

     

    Sie haben die Professorin offensichtlich nicht verstanden. Die xenophobie bei der Polizei ist kein Rassismus, das sind nur mittelschichtsklischees.

    Denn in der Mitte gibt es keine Bösen, die gibt es nur an den Rändern, haben sie die Extremismustheorie etwa noch nicht gefressen?

  • RM
    Rainer Möller

    Polizisten orientieren sich meist an realen Beobachtungen, z.B. beobachteten Häufigkeitsverteilungen (welche Gruppen werden wie oft kriminell?)An Klischees orientieren sich eher weltfremde Professorinnen (z.B. an Klischees über Polizisten).

  • M
    mir-kommen-die-Tränen

    Was ist den eigentlich mit der Untertschicht?

    Hat die kein Rassismusproblem?

  • KF
    karl friedrich

    Als ich seinerzeit mal in Uniform herumgelaufen bin, kamen gelegentlich auch so oberschlaue Anweisungen "von oben".

    Kritik zu üben verbat mir die Höhe meiner Dienstbezüge.

    Aber eines konnte ich gut: genau im richtigen falschen Moment ganz genau nach Vorschrift handeln.

     

    Wenn meine Leute auf Euren Planeten kommen, laufen Professorinnen der Polizeischule Doppelstreife in Problembezirken. Wird man "Schule des Lebens" nennen.

  • FD
    Flo D

    Jede Woche ein Fettnäpfchen - das ist so die Art Artikel, aufgrund derer ich froh bin, für die TAZ lieber nichts zu bezahlen.

  • SB
    Siegfried Bosch

    Was ich an der gesamten Diskussion interessant finde, ist das "racial profiling" als Auswuchs von Rassismus gesehen und dementsprechend abgelehnt wird, dasselbe aber bei der Auswahl nach dem Geschlecht aber nicht geschieht (nennt man das dann eigentlich "sexistic profiling" oder "sexual profiling"?). Dabei basiert es auf derselben Grundlage, nämlich der Erfahrung, dass Männer genauso wie ausländisch Aussehende häufiger kriminell sein sollen als die Restbevölkerung.

  • JS
    Joe Schmoe

    Allein schon "sichtbarer Migrationshintergrund"... Man kann Leuten nicht ansehen ob sie mal irgendwo aus- oder eingewandert sind. Was die Beamt_innen sehen können, sind Hautfarben. Und wenn da dann im deutschen Staatsdienerhirn aufkommt "der/die gehört hier nicht hin", dann IST das Rassismus!

  • E
    Emilie

    Zusammenfassend lässt sich sagen:

    Polizisten handeln nicht rassistisch, sondern entsprechend ihrer Erfahrungen. Und das ist richtig und gut so.

  • AH
    Aus Haching

    Ein paar Fragen. Angehörige welcher Gruppen sind statistisch belegbar häufiger straffällig?

     

    Junge Menschen oder alte Menschen?

    Menschen mit hohem Bildungsstand oder Menschen mit niedrigem Bildungsstand?

    Männer oder Frauen?

    Menschen mit oder Menschen ohne Migrationshintergrund?

     

    Es ist statistisch leicht belegbar, dass junge Männer ohne Schulabschluss und mit Migrationshintergrund die gesellschaftliche Gruppe ist, die am relativ häufigsten Straftaten begeht. Und zwar nicht nur Aufenthaltsdelikte. Als Beispiel: http://www.berlin.de/lb/intmig/schlagwort_11.html

     

    Die Polizei hat nicht die Möglichkeit, immer präsent zu sein - und soll das auch nicht, denn sonst wären wir im Überwachungsstaat. Ist es dann nicht sinnvoll, die Ressourcen auf die Personengruppen zu konzentrieren, bei denen die Begehung von Straftaten am wahrscheinlichsten ist?

     

    Oder anders ausgedrückt: Soll die Polizei nachts im Bahnhofsviertel Streife laufen oder tagsüber beim Seniorentreff?

  • E
    eksom

    Die Dame scheint die Ergebnisse einer Studie aus dem Jahre 2000 der FH Köln (Sozialwissenschaften) über die NRW Polizei nicht zu kennen! Da steht schwarz auf weiß, dass 58 % aller NRW Polizisten ausländerfeindlich eingestellt sind! Heute könnte dieser Wert über 68 % liegen und eher der Realität entsprechen, wenn wir berücksichtigen, was in den 10 Jahren der NSU-Morde so alles polizeilich ("natürlich ungewollt und ungeplant")schief laufen kann!

  • T
    T.V.

    Wie schon angemerkt: die im Text angesprochenen Mittelschichtklischees und was Frau Jacobsen als "kein Rassismus" bezeichnet, ist für mich eben das. Eben eine Minderheit oder Menschen einer Hautfarbe bevorurteilen und entsprechend handeln. Das betrifft natürlich weit mehr als nur die Polizei, aber die hat quasi die gesellschaftliche Aufgabe, über diesen Horizont hinauszublicken, sonst ist sie ihrer Aufgabe nicht gewachsen und faktisch mehr schädlich als nützlich.

  • J
    Jörn

    Wenn nur Ausländer gegen ausufernde Ausländergesetze verstossen können, so ist dies sicher kein Problem der Polizei, sondern derjenigen, die die entsprechenden Gesetze gemacht haben (bzw. diejenigen, die diese Leute gewählt haben).

    Bei dunkelhäutigen Menschen ist die Wahrscheinlichkeit grösser, dass sie Ausländer sind und nur bei Ausländern ist ein Verstoss gegen Aufenthalts- oder Residenzgesetze möglich.

    Die Gesetze mögen rassistisch sein. In der Polizei mag es auch Rassismus geben. Bei Kontrollen, die Personen von ihrem Aussehen her zu selektieren, bei denen ein Gesetzesverstoss wahrscheinlicher ist, ist dagegen zunächst eine reine Sache der polizeilichen Effizienz. So werden bei Alkoholkontrollen auch eher die jungen Erwachsenen und nicht die Damen im gesetzeten Alter selektiert.

    Solche Selektionen auf Grund statistischer Merkmale sind für den Einzelnen teilweise recht einschneidend. Ohne einen konkreten Verdacht immer wieder angehalten und wie ein möglicher Verbrecher behandelt zu werden, ist eine einschneidende Beeinträchtigung der persönlichen Freiheit. Daher ist dies in einigen Staaten (z.B. den USA) auch verboten. Dort darf die Polizei ohne Verdacht niemanden kontrollieren.

    Die statistische Selektion von verdachtsunabhängigen Kontrollen kann nur an oberflächliche Merkmale wie Aussehen, Geschlecht, Alter, Aufenthaltsort etc. anknüpfen und ist daher stets latent rassistisch und sexistisch. Ursache dafür ist jedoch nicht eine rassistische Polizei sondern die verdachtsunabhängigen Kontrollen an sich. Die "Trefferquote" ist einfach höher, wenn nicht die deutsch aussehende Familie sondern die fremdländisch aussehenden Männer kontrolliert werden. Wer dies nicht will, sollte die Polizei nicht mehr verdachtsunabhängig kontrollieren lassen.

  • H
    Hannes

    Ich muss in Hamburg nur in eine Polizeiwache gehen und ich sehe zwei Sachen: Die Leute kommen meist nicht aus Hamburg und zweitens, da gibt es keine Beamten mit einem Migrationshintergrund. Ob die Leute aus der Mittelchschicht kommen?

     

    Das Problem ist doch, dass Polizisten bei den NSU-Ermittlungen noch an der Mafia-These festhielten, als sie längst keine heiße Spur mehr in diese Richtung vermuten konnten, denn es gab nie eine Spur. Ein einziges Opfer hatte Angst gehabt. Alle anderen hatten nicht mal Angst gehabt oder über irgendetwas Befremdliches berichtet. Insofern kommt mir das hier zu beschönigend vor. Das war ja auch eher die Elite sogar der Polizie, inklusive Soko mit 170 Leuten, die hier im Einsatz war. Wenn da wirklich Hans und Gretel von der Wache aktiv gewesen wären ...

     

    Möchte ich lieber nicht wissen.

  • M
    Martin

    Astrid Jacobsen ist entweder blind oder genial. Ich gestehe ihr mal Letzteres zu. Also:

     

    Nicht die Bullen sind Rassistenschweine, die gesamte Mittelschicht ist es. Wach auf, Deutschland!

     

    Danke fuer diese Einsicht, liebe Astrid.

     

    Die Alternativinterpretation ist so undenkbar, dass da nicht einmal ein staatlich bezahlter Professor drauf kommen koennte...

  • E
    e.g.a.l.

    Unfassbar! Jetzt nennen wir Rassismus einfach Klischees der Mittelschicht und schon ist das Problem nur halb so schlimm. Damit wird doch nur bestätigt, dass ebenjene "Mitte der Gesellschaft" rassistischen Denkmustern unterliegt, die sich auch innerhalb der Polizei genauso wiederfinden - nur dass diese dort noch durch gegenseitige Bestätigung und die "Erfahrung", dass man mit "den Ausländern" immer wieder "Probleme" bekommt, dem Ganzen noch mehr Eigendynamik und Selbstverstärkung erfahren.

    Mittelklasse-Klischees = RASSISMUS!!!

  • C
    chris

    Der Artikel beginnt mit dem Kommentar, die Polizei habe kein "strukturelles Rassismusproblem", und beschreibt danach genau das, was ich mir unter einem strukturellen Rassismusproblem vorstelle. Verstehe ich den Begriff falsch?

  • R
    Ratteasd

    "Bestimmtes kriminelles Verhalten wird mit bestimmten Gruppen verbunden. Beispielsweise Russen mit Gewalt, dunkle Hautfarbe mit Aufenthaltsdelikten etc."

     

    Was ist das, wenn nicht Rassismus?

  • S
    super

    "Leider werden dann immer wieder gängige Vorurteile und Klischees herangezogen, die auch an sichtbaren Merkmalen ethnischer Zugehörigkeit festgemacht werden."

     

    Soweit so richtig.

    Die Frage müsste aber lauten: Wo kommen gängige Vorurteile und Klischees her?

  • S
    Sunny

    Ich denke, Polizisten sind froh über jedes Indiz, das sie im Umgang mit rund um Verbrechen Befindliche verarbeiten können. Dass dabei Minderheiten schnell ins Hintertreffen geraten können, ist klar.

     

    Bei NSU oder auch den ganzen V-Leute und vielen rechtradikal motivierten Verbrechen sehe ich eher das Problem, dass der Verfassungsschutz/LKA/BKA sehr genau wissen, was sie tun, wenn sie Geld für Null-Informationen geben oder Täterspuren und -Motivationen umdefinieren.

  • Z
    zensiert

    ganz vorweg: Die Polizei hat sehr wohl ein Rassismusproblem - denn die "Mittelschicht" HAT AUCH EINES!

    man man man, also echt...

  • A
    alex

    Also die Polizei führt nicht nur die Ermittlungen gegen sich selbst, sondern die Polizei veröffentlich auch wissenschaftliche Publikationen über sich selbst? Das die Polizeiwissenschaftlerin der Ansicht ist, die Polizei hätte kein Rassismusproblem, interessiert nicht. Wir fragen die NPD ja auch nicht, ob sie verfassungwidrig ist. Wird Zeit für Kennzeichnungspflicht und eine unabhängige Kontrollinstanz.

  • H
    Hachja

    Schade, dass der Artikel unklar lässt, inwiefern es die Polizei von dem Vorwurf das Rassismus entlastet, wenn die Mittelschicht ebenfalls eines hat.

  • M
    Meursault

    Rassismus ist aber nun mal ein "Stereotyp" besser gesagt eine Diskriminierungsform aus der Mittelschicht (die sich selbstredend auch außerhalb der Mittelschicht findet)...Natürlich darf eine weiße Person hier sagen, was Rassismus sei und was nicht...traurig, liebe taz.

  • Z
    zombie1969

    "Kriminalstatistik für die Begründung der Auswahl der Zielgruppe herangezogen"

    Hervorragend! Denn genau diese Statistiken sprechen eine deutliche Sprache, rosa Brille hin oder her!

  • N
    N.K.F.

    "Die Polizei hat kein Rassismusproblem... typisches Mittelschichtsklichee." Vllt trifft die Umkehrung es genauer: Die ganze deutsche Mittelschicht hat ein Rassismuspoblem - nicht nur die Polizei

  • A
    anonym

    frau jacobsen unterscheidet zwischen rassismus und "mittelschichtklischees"... - den unterschied zwischen den beiden kann ich nicht wirklich erkennen und der versuch einer begrifflichen trennung erscheint vielmehr als ein versuch den rassismus in der deutschen gesellschaft, speziell bei staatlichen organen wie der polizei unter den teppich zu kehren. der inhalt der beiden begriffe, die konsequenzen eines solchen denkens und der darauf aufbauenden praxis sind die gleichen. man sollte sich darüber hinaus auch nicht über die existenz von rassismus in deutschland wundern - in einer staatlich organisierten und kapitalistisch wirtschaftende gesellschaft ist die unterscheidung der menschen nach rassistischen kriterien, die herabwürdigung bestimmter individuen konstitutiv, strukturell angelegt, wird also ständig reproduziert und verstärkt sich zudem speziell in krisenzeiten.

  • IN
    Ihr NamePablo

    Also alle geschilderten Probleme deuten für mein Verständnis ganz klar auf ein Rassismusproblem innerhalb der Polizei hin. Alles andere ist doch nur Darumherum-Gerede

  • OP
    Otto Pardey

    Astrid Jacobsen kommentiert Dinge,

    welche auf ihrer Befangenheit fussen.

  • K
    Kaboom

    Tschuldigung, aber die Thesen der Dame sind schlicht totaler Nonsens. Denn selbstredend meint sie NICHT die Klischees der Mittelschicht. Sie meint die Klischeees des Spiessbürgers. Die Klischees des Bourgeois, nicht des Citoyen.

    Aber "Mittelschicht" hört sich so nach "wir alle" an. Was vermutlich auch Absicht ist. Mit der Realität hat das allerdings gar nichts zu tun,

  • L
    Luise

    Aha! Typische Mittelklasseklischees sind allerdings rassitisch und fremdenfeindlich und somit ist auch die Polizei von rassistischen Vorurteilen, aber auch von Ausländerhass nur so durchsetzt. Wer dies leugnet, lügt. Wann kommt endlich der Gesinnungstest für Polizeischüler? Junge Männer mit Londsdalepullis, New Balance-Schuhen und Hooliganvergangenheit habe in der Polizei nichts zu suchen. Trotzdem kenne ich alleine drei solcher Fälle. Wie fein und geschickt sich die "Polizeiprofessorin" aus dem Strick windet, so wie alle anderen, die Verantwortung bei Polizei, Verfassungsschutz und Politik haben.

  • H
    Humankapital

    Ich wurde auch schon bei einer Kontrolle von der Polizei als jemand, "der wie ein kleiner Kiffer aussieht" bezeichnet. Darum kann ich einigermaßen nachfühlen wie es den Betroffenen geht, die ständig auf Grund äußerlicher Merkmale zu Unrecht kontrolliert werden. Das Gefühl ist entwürdigend.

  • M
    MaterialismusAlter

    So kann man das Problem natürlich auch angehen: Wir ersetzen einfach den unschönen Begriff "Rassismus" mit "Stereotypen der Mittelschicht".

     

    Das einzige Argument, warum die beschriebenen rassistischen Handlungsweisen der Polizisten nicht rassistisch seien ist dann der Gipfel der Peinlichkeit: Sie seien in der Mittelschicht verbreitet, aus der die Polizisten nunmal stammten.

     

    Damit unterstellen sie einfach nur, dass die Mittelschicht nicht rassistisch sein könne. Haben sie irgend einen Begriff von Rassismus entwickelt oder zumindest nachgeschlagen, bevor sie beschlossen haben zu beweisen, dass es ihn in der deutschen Mehrheitsgesellschaft nicht gibt?

     

    Hier sieht man wahrscheinlich wieder einmal die Wirkung der unsinnigen Extremismustheorie, nach der die Mehrheit der Gesellschaft ja grundsätzlich keine gegen die Freiheit des Einzelnen gerichteten Weltbilder haben könne.

     

    Wenn sich die Polizei solche "Experten" hält wundert einen aber auch wirklich nichts mehr.

  • B
    Bernd

    "Den Vorwurf der gezielten Diskriminierung von Menschen anderer Hautfarbe und Herkunft durch die Polizei halte ich nicht für gerechtfertigt"

     

    Danach hat auch niemand gefragt! Es geht um die Frage inwiefern es bei der Polizei strukturellen Rassismus gibt. Und dass das der Fall ist belegt Frau Jacobsen mit jeder weiteren Antwort.

     

    Hat die deutsche Polizei also ein Rassismusproblem? Ganz eindeutig ja!