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Polizeiruf-Action in RostockMafiosi und Medikamente

Korrupte Beamte, eine Serbenbande und gefälschte Medikamente. Die Rostocker Polizeiruf-Kommissare müssen im Pharmamafia-Milieu ermitteln (Sonntag, 20.15 Uhr, ARD).

Kriminalhauptkommissar Bukow (Charly Hübner) hat seinen seinen Erzfeind Subocek (Aleksandar Jovanovic) überwältigt. Bild: ndr/christine schroeder

BERLIN taz | Was den Wienern die Couch war, auf der sie sich bei Problemen lärmend wälzten, sind den Rostockern die Fähren, von denen aus sie schweigend übers Wasser gucken.

Und hier gibt es seit der Wende viele Probleme: Rund um das einstige Zentrum, den "Brunnen der Lebensfreude", haben sich verbrecherische Pharmakonzerne angesiedelt, die miese Medikamente vertreiben.

Dazu kommen die ganzen Justizbeamten aus dem Westen, korrupt bis zum Gehtnichtmehr, eine Serbenbande mit einer gut gehenden "Security"-Firma und zu allem Überfluss auch noch ein Hafenclub mit Damenboxring, der Ostblockmädels bis 30 ranschleppt.

Dem entgegen steht in der an sich ordnungsliebenden Hansestadt an der Warnow - wie überall im Osten - nur eine winzige Bürgerinitiative namens Action Rostock" die auch hier von einer vollschlanken Regiekraft auf ABM-Basis "gemanagt" wird.

Um dieses innerstädtische Problemknäuel zu entwirren, wird eine BKA-Ermittlerin aus Berlin eingeflogen.

Zwei an sich harmlose Väter sind bereits durchgedreht: Dem einen wurde die Tochter durch ein Medikament des Pharmaherstellers getötet - und er glaubt nun nicht mehr an die Westgerechtigkeit.

Dem anderen, einem Polizisten, wurde sein Kind von der serbischen Security entführt. Diese hat außerdem noch einen "Whistleblower" bei der Pharmafirma im Auftrag des westdeutschen Kapitaleigners umgebracht. So was hat es früher in Rostock nicht gegeben!

Der Grund: die Ausländer. Kapitalistische Westler, Balkanmafiosi, russische Mädels - kein Wunder, dass die ebenfalls ortsfremde BKA-Ermittlerin am Schluss auf der Fähre etwas missmutig aufs Wasser guckt.

Dabei hatte ihr Vorgesetzter sie vorgewarnt: "Die Polizei ist nicht mehr dazu da, Ordnung zu schaffen, sondern um die neue Unordnung zu beherrschen."

"Polizeiruf 110" aus Rostock: "Feindbild"; Sonntag, den 6. Februar 2011, 20.15 Uhr, ARD

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8 Kommentare

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  • K
    Kochmann

    Der Artikel und ein Teil der Kommentare lassen leider die Qualität des Filmes und seiner beiden Vorgänger völlig außer Acht - zu Unrecht! Der im letzten Jahr angelaufene Rostocker Polizeiruf hat es in sich: coole Hauptdarsteller, allen voran Charly Hübner als Bukow, die gesamte Figurenkonstellation, die Schauplätze, die bisherigen drei herausragenden Drehbücher und ihre gelungene Umsetzung. Es ist nicht selbstverständlich, sonntags 20:15 Uhr in der ARD knallharte, spannende und gut geschriebene und gut anzuschauende Filmkost serviert zu bekommen. Besonders hervorzuheben ist, dass mit den Rostockern offensichtlich versucht wird, einen episodenübergreifenden Handlungsrahmen aufzubauen, und ich kann nur sagen: mit Erfolg! Spannender gehts in diesem Sendeplatz nicht.

  • KB
    Kent Brockmann

    Da ist ja immer noch nicht alles in Ordnung gebracht. Wieso ist der Brunnen das "einstige Zentrum"? Gibt's inzwischen ein neues?

    Dieser Artikel scheint ja eine ungewöhnlich hohe Schluderrate zu haben.

  • FK
    Franziska Klemm

    @Helmut Höge

     

    Die vorherigen Kommentare waren genauso einseitig, wie ihr Bericht - trotzdem aber notwendig. Denn nach Lektüre ihres Textes ist mir die Lust auf den Rostocker Polizeiruf 110 vergangen, da mir dieser zu klischeehaft (bezüglich des sonntäglichen Krimikplatzes in der ARD und aufgrund des Handlungsortes) erschien.

     

    Es war aber kein Problem des Fernsehkrimis, sondern ihres Textes. Glücklicherweise stolperte ich über die Besprechung der Berliner Kollegen von Der Freitag (http://www.freitag.de/kultur/1105-sie-sind-echt-anstrengend) und siehe da, ein komplett anderer Film aus der größten Stadt Mecklenburg-Vorpommerns wurde beschrieben. Zum Glück, aber leider nur für sieben Tage, gibt es die ARD-Mediathek: Dort konnte ich meinen durch das Vertrauen auf die Augen des taz-Schreiberlings bedingten Verzicht auf gute 90 Minuten-Sonntagsunterhaltung nachholen. (Eine dezidierte filmästhetische Analyse und Begründung kann hier nicht erfolgen.)

     

    Eine Lehre ziehe ich nun: Sie, Helmut Höge, werden an ihrer Wahrnehmung und den Texten zu arbeiten haben; auf ihr "Urteil" kann hier gern verzichtet werden.

     

    ætaz-Redaktion

     

    Der Artikel zum Herrstellungsprozess ist sehr gut gelungen. Vielen Dank an den taz-Autor David Denk. Bitte stellt die Langfassung des Textes bitte auch online.

  • MS
    Martin Schliemann

    Liebe Redaktion, wenn Ihr schon beim Nachbessern seid: Das Zentrum Rostocks ist nach wie vor (das haben die "Wessis" noch nicht geschafft...) der "Brunnen der Lebensfreude", nicht etwa der "der Freundschaft", und so hieß der auch in der DDR. Die "Warne" ist genauso peinlich. Bitte laßt das nächste Mal nur Leute an die Tasten, die wissen, wovon sie schreiben! Der Rest des Beitrags entspricht nämlich leider auch diesem Niveau. Das habe ich als taz-Leser nicht verdient...

     

    ***Anmerkung der Redaktion: Danke füur den Hinweis. Der Fehler wurde verbessert.

  • GH
    Günter Hagemeister

    sehen Sie auch einen Tatsachenbericht aus Rostock, und Sie werden schockiert sein, zu sehen, was dort in der Realität tatsächlich stattfindet und mit vereinten Kräften vertuscht werden soll: http://psychiatrie.kilu.de/

    ,alternativ nach "Tod in Rostock" im Netz suchen.

  • D
    Diaspora

    Ja, diese Ostdeutschen Städte kurz vor der Sowj..ähhh Russischen Grenze. Andere Völker andere Sitten. Naja, mit Unvoreingenommenheit und Toleranz gegenüber Fremden haben sie es dort halt nunmal nicht so. Zweitklassige und korrupte Beamte kommen nicht aus dem Westen, sondern müssen Stasi-Vergangenheit haben und wieso wird überhaupt mit öffentlichen Mitteln im Osten ein Krimi gedreht?

     

    Das mit Korruption in Justiz und Politik ist übrigens nicht erfunden sondern entspricht durchaus der Realität.

    http://www.stadtgespraeche-rostock.de/058/0453/

    http://www.grauezone.de/gz/Werks_.htm

     

    Aber warum sollte man sich mit Problemen aus Dunkeldeutschland beschäftigen...Hut ab taz!

  • FR
    Frank Roger

    Interessant zu beobachten: auch zwanzig Jahre danach immer noch dieser fremdelnde, ethnologisierende Blick auf die Sonderzone. Wohin hat sich denn das "einstige Zentrum" Rostocks heute hinverlagert? Stand dort auch eine Mauer? Wahrscheinlich kennt sich der Schreiberling in Travowmünde besser aus...

  • T
    Tuco

    Der Fluss in Rostock heißt Warnow und nicht Warne!

     

    ***Anmerkung der Redaktion: Danke für den Hinweis. Das haben wir sofort verbessert.