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Polizeikalender in BayernRassismus, die Zweite?

Wieder sind rassistische Karikaturen aufgetaucht, die aus einem Polizeikalender stammen sollen. Doch bei der Gewerkschaft will man davon nichts wissen.

Subtil ist anders. Bild: Alfred Berger

MÜNCHEN taz | Wer führt hier eigentlich was im Schilde? Erneut sind am Freitagabend unverhohlen rassistische Karikaturen aufgetaucht, die den Alltag von PolizistInnen vermeintlich humoristisch darstellen sollen. Welt Online und Berliner Morgenpost hatten verbreitet, die Karikaturen würden angeblich von der Bayern-Sektion der Gewerkschaft der Polizei (GdP) stammen. Doch dort weiß man davon nichts.

„Die Gewerkschaft der Polizei in Bayern hat definitiv keinen Kalender verlegt oder herausgegeben“, sagte deren Landesvorsitzender Helmut Bahr der taz. Er sei irritiert und erstaunt, so Bahr und könne sich nicht erklären, wie es zu dieser Behauptung gekommen sei. Auch sein Vorgänger, der bayerische SPD-Abgeordnete Harald Schneider habe als GdP-Chef keinen Kalender herausgegeben, so Bahr.

Dies hatten Welt Online und Berliner Morgenpost in ihren Artikeln behauptet, die Texte jedoch noch am selben Abend wieder aus dem Netz genommen. In einer Stellungnahme der Welt Online-Redaktion heißt es dazu etwas verklausuliert: „Aufgrund der insgesamt zweifelhaften Faktenlage und widersprüchlichen Hintergründe sowie mit Blick auf die schweren Vorwürfe, die sich daraus ergeben, haben wir uns entschlossen, die Geschichte zunächst von der Seite zu nehmen."

Die Karikaturen, die der taz vorliegen, zeigen unter anderem einen unglücklich drein blickenden Affen und zwei ratlose Polizisten auf der Wache. Unter der Zeichnung heißt es: "Er behauptet nicht aus dem Zoo sondern dem Asylantenlager zu stammen." Auf einem anderen Motiv sind mehrere Frauen im Tschador zu sehen – unterschrieben mit „Schleierfahndung?“ Ein Bild, das einen Schwarzen zeigt, dessen Fingerabdrücke genommen werden, ist mit dem Satz "Bei ihm brauchen wir keine Druckerschwärze. Es reicht, ihm die Finger anzufeuchten" unterschrieben. Und unter einer Zeichnung, die einen Schwarzen zeigt, der von einem Polizisten einen Fußtritt bekommt, steht: "Kommt doch aus nem sicheren Tritt-Staat“.

„Da will uns jemand was unterjubeln“

Jedoch sind die Karikaturen zum Teil schon Jahre alt. Manche stammen bereits aus den Neunziger Jahren. Wenige Tage zuvor, hatte ein Kalender mit latent rassistischen Zeichnungen der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG) für Empörung gesorgt. Von diesem hatten sich aber bereits mehrere Dienststellenleiter in Bayern distanziert.

Nun stellt sich die Frage, wie diese Falschinformation an die Medien gelangt ist. „Es sieht so aus, als ob jemand versucht, uns etwas unterzujubeln“, sagte der bayerische Gewerkschaftsvorsitzende Bahr. Ebenso seltsam ist es, dass die Internetseite des Karikaturisten, der gemäß dem Blog publicatice.org seit 25 Jahren als Polizist arbeitet, am Sonntag nicht abrufbar war.

Eine erste Version dieses Textes basierte auf einer veralteten Faktenlage. Inzwischen stellt sich die Situation anders dar - deswegen hier nun eine aktualisierte Fassung der Geschichte.

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29 Kommentare

 / 
  • RG
    running gag :-]

    joah... :-]

     

    nu is ama wieda zeit verganga und nu guckama uff de kalenda und da "publicatice" steht ja immer noch im artikeltext bei der taz.

     

    ey, taz!

     

    wat los, habt ihr ein passwort verloren, ist der server ausgezogen, klemmt ein stick, ist stromausfall?

     

    kommt da keiner mehr ran, wieviele jahre soll das noch dauern, bis ihr den peinlichen typo korrigiert, so?

  • E
    erm "publikatice"?

    und außerdem äh "dass die Internetseite des Karikaturisten, der gemäß dem Blog publicatice.org seit" was?

     

    wenigstens stimmt der link, aber den tippfehler könntet ihr mal korriereren so langsam, der ist da seit 7 tagen schon online.

     

    mfg von

    http://tinyurl.com/88t4jux

  • ZF
    zeitangabe falsch

    "Dies hatten Welt Online und Berliner Morgenpost in ihren Artikeln behauptet, die Texte jedoch noch am selben Abend wieder aus dem Netz genommen."

     

    das kann nicht stimmen, die artikel waren mindestens am 2. und 3. noch zu erreichen, sie können frühestens im laufe des 3. gelöscht worden sein.

     

    siehe chronologie mit beweisen auf

    http://tinyurl.com/87jqozc

  • DD
    doooofes deutschländel

    lest ihr auch mal was ihr versucht zu beschreiben, liebe freizeitkritiker... da gibt es schon längst ein zurückrudern weil die geschichte so kaum wahr geworden ist... soory blöde egokomnets... rutsch halt so raus ... sehr zu verstehen... aber leute wünscht euch doch mal ein knopf auf der Taz kominternseite ;=J wo euren blödsinn nach 24h nochmal lesen müsst bevor ihr ihn postet.... oder per email schicken lassen... oder oder oder

  • K
    Karola

    Dieser Polizei-Kalender weist auch daraufhin, dass die Strukturen der Organisation Polizei sehr verkrustet und gewalttätig sind, also von "struktureller Gewalt" die Rede ist.

    Diese offenbart sich in dem, was die Karikaturen darstellen sollen, Rassismus und Sexismus, die übrigens siamesische Zwillinge sind. Die Polizei ist auch durch ihren Sexismus gegenüber Polizistinnen bekannt.

     

    Ich habe mal gegoogelt nach "Polizei dein Freund und Helfer", war irgendwann mal eine sehr gute Werbung für die Polizei. Auf youtube kann man Videos anschauen, wie sich eine Polizistin als denkbar ungünstigste Person als Polizistin darstellt gegenüber Jugendlichen. Aber auch ein Video, wie die Polizei insgesamt überzogen wird von Hass durch durch eine Gang.

     

    Rassismus und Sexismus sind kein Ventil für Frust. Sie weisen darauf hin, dass die Grenze des Frustes überschritten und im Zynismus geendet ist. Das ist der Stand der Dinge in dem Werte nicht mehr zählen, weil diese nicht mehr wahr genommen werden können.

     

    Aber nicht nur Polizei-Kalender machen rassistische Aussagen.

    In der f.a.z.im Feuilleton von gestern, sah ich ein Cartoon von Geeser und Lenz "Witze für Deutschland"

    Ein Soldat steht neben einem Panzer mit ausgefahrenem Kanonenrohr, der in einer Art Wüstengelände steht. Im Hintergrund links sieht man das Minarett einer Moschee, davor zwei kleine Häuser.

    Sagt der Soldat, der am Panzer steht und ein Handy in der Hand hält zu seinem Kumpel im Panzer:" Jeff, halte mal in die Koranbuchhandlung rein, ich will den Knall als Klingelton für mein Handy aufnehmen".

     

    Kunst als Verherrlichung von Rassismus und Gewalt ist bekannt.

     

    Ich frage mich, was für ein Geschrei entstehen würde, wenn so ein Cartoon von Künstlern anderer Glaubens- oder politischen Richtung gefertigt und veröffentlicht würde mit dem Hinweis, das Kanonenrohr auf eine christliche Buchhandlung zu halten...

  • D
    Dante

    @Lena

    Wenn Sie behaupten, dass PolizeibeamtInnen unter der verfehlten Einwanderungs-oder-Asylpolitik leiden, dann sollten vielleicht unsere lieben Gesetzeshüter nicht ihre Frustration an die Migranten oder Flüchtlingen abreagieren, sondern an die Urheber dieser verfehlten Politik: nämlich unsere deutschen PolitikerInnen. Aber da trauen sich nicht unsere "Freund und Helfer" aus Bayern, sondern hauen lieber auf die Schwachen diese Gesellschaft, weil es so einfach gemütlich und saulustig, nicht wahr?

    Im übrigen, gute Karikaturen sollten meist eine subtile kritische erkennbare Botschaft innehaben, sonst sind sie nur plump und dienen höchstenst als Ventilfunktion für verdrängten rassistischen Ressentiments wie die hier.

  • DH
    Domenico Hansen

    Dementis beweisen leider allzu oft den Wahrheitsgehalt dessen was dementiert wird.

    Wie wäre es mit einer Untersuchung wieviel Rassismus und Rechtslastigkeit es bei der Polizei (nicht nur der bayerischen) gibt?

    Wird natürlich dementiert werden.

  • IN
    Ihr Name Hofmann

    Ihren Kommentar hier eingeben .

     

    Wo finde ich alle Karikaturen des Kalenders. Er beginnt mir zu gefallen.

  • V
    viccy

    Ja ja, die Bullen sind so scheiße, voll die Draufhauer usw. - hey Leute, geht doch mal mit ein paar auf Streife über Nacht, ihr werdet staunen, nicht die Inkarnation des Bösen vorzufinden, sondern Menschen, die was tun für die Gesellschaft. Natürlich längst nicht so viel wie ein Pädagogikstudent im 15. Semester, aber immerhin!

  • N
    Noncommittal

    Uff... ich kann doch in Bayern leben bleiben. ;-) Jetzt ist es doch eine Falschmeldung. Dann bitte einen dritten Artikel schreiben, und nicht einfach den zweiten berichtigen.

  • L
    Lena

    O.K., ab sofort darf niemand sich mehr über jemand anders lustig machen. Keine Witze und Karikaturen mehr über Frauen, Männer, Kinder, Junge, Alte, Beamte, Blondinen, Tiere, Ärzte, Friseusen, Handwerker etc.

     

    Sehen wir es doch mal so. Die Polizisten ärgern sich den lieben langen Tag über Auswüchse fehlgeschlagener Asylpolitik, Erziehung, etc. Sie halten ihren Allerwertesten für Entscheidungen hin, die sie nicht treffen. Ohne Psychologin zu sein vermute ich, dass Witze und Karikaturen über besonders belastende Fälle entlastend wirken können.

    Sie machen sich über Karikaturen z.B. über einen für sie spürbar höheren Anteil von Migranten in den Kriminalitätsstatistiken lustig, über fehlgeschlagene Einwanderungspolitik und Kulturen, die ihnen die Arbeit erschweren.

     

    Wenn der Staat und Minderheiten schon anfangen den kleinen Leuten das Lachen zu verbieten...

  • MM
    M. MAIER

    @Résistance

     

    soso - body count - und logo hauptsache mal bullen gesagt - hmmm und ich bekomme bock einen guten alten cartoon aus meiner kindheit zu schauen

     

    ....wer - hat an der uhr gedreht - ist es wirklich - summ summ

  • T
    tommy

    Wäre ja mal schön zu wissen, von wem diese Karikaturen stammen, ob und falls ja, in welchem Ausmaß sie unter Polizisten kursieren oder sogar auf Wachen hängen. Aber das wäre für den Empörungsjournalismus der taz wohl zu viel investigative Mühe.

    Hauptsache, die taz-Klientel fühlt sich in ihrem Weltbild bestätigt und kann vom "cop killing" träumen.

  • S
    StDoc

    Wie hieß es eben schon bei Twitter, von Erdrandbewohner: "Es heißt nicht mehr Polizisten, sondern Rassisten mit Beamtenhintergrund."

  • L
    larifari

    past schohh..... oda net...

     

    der Berlina sagt da ... dollet dingsta...

     

    aba wer nicht denkt der publiziert und muss dann dementieren... haette die taz auch selbst drauf kommen koennen das es nur brainfuckz sein kann

  • M
    Martins

    Es wird höchste Zeit, dass mehr schwarze Deutsche in den öffentlichen Dienst, und damit auch in die Polizei, gelangen. Frauen wie Männer. Was würde dagegen sprechen?

  • T
    Tim

    Gibt's diese Karikaturenkalender irgendwo zu kaufen? Würde mir die gerne anschaffen, finde die einfach lustig^^

  • I
    I.Q

    Nach durchsicht der Bilder durch den unten genannten Link frage ich mich, warum nicht auch die Verhöhnung von Unfallopfern bemängelt wird.

    Wer einen Angehörigen durch Autoverkehr, einen Rasenmäherunfall oder durch eine Straßenwalze verloren hat. hat sicher auch kein Bock dies als Inhalt einer Karikatur zu sehen.

     

    Da scheinen mir Namensschilder oder zumindest Dienstnummern auf Kleidung doch angebrachter. Und generell darf man fragen, ob Gewaltbereitschaft nicht Vorraussetzung für den Polizeidienst ist.

    Fiel mir wegen einer Studie des Innenministers wegen Muslime so ein.

  • B
    brody

    Karikaturen sind die eine Sache,

    aber schauts Euch doch mal an 'wie konsequent' in Bayern ermittelt wird, wenn Frau nach einem Dienstausweis fragt:

     

    http://www.rosenheim24.de/news/rosenheim-land/schechen/polizei-prozess-staatsanwaltschaft-schechen-familie-amtsgericht-rosenheim24-1641127.html

  • R
    Résistance

    Ich hab jetzt Bock gekriegt ein Lied aus meiner Jugend aufzulegen: "Cop Killer" von Body Count.

  • AA
    Anna & Archibald

    Na wenn sie den Kalender doch jetzt überall abhängen wollen ist das Problem damit natürlich gelöst und die dahinterstehende Einstellung unserer Exekutivbeamt*inn*en wird damit genauso schnell verschwinden wie die 'Karikaturen' von den Wänden. Vorgehensweisen wie die jüngst in Münster praktizierte werden vor derartigem Hintergrund natürlich plausibel. Fange langsam an mich zu fragen ob die neuen Uniformen nur deshalb in blau bestellt wurden, weil man beim Farbwunsch um eine Zeile verrutscht war?

  • R
    R.J

    Humor war doch, wenn man trotdem lacht!

     

    Mich erinnert diese Aufregung daran, dass es mir als Kind noch möglich war Negerküsse zu essen, diese in mir keine Vorurteile erzeugten und an die spätere Zeit, wo ich nicht wußte, ob ich nun Schwarzafrikaner zu sagen hätte, obwohl der Mann gar nicht aus Afrika kam.

    Dann sollte es ein Farbiger sein, doch wenn man fragte, ob der auch rosa sein könnte, wurde man blöde angeschaut.

     

    Wie wäre es. wenn tatsächliche Vorkommnisse Gegenstand von Betrachtungen sein würde, bei denen Diskriminierung ausgemacht wird.

    Die allerdings kann einen schon treffen, wenn man die "falsche Kleidung" an hat.

  • X
    xVegAnarchistx

    Ich bin schockiert das bei diesem autoritären und repressiven Haufen, geschaffen um zu unterdücken und Macht und Wohlstand einiger Weniger zu sichern so wenig Toleranz herrscht, woran das nur liegen könnte, an der allgemeinen Funktion der Bullen ganz sicher nicht...

  • D
    dthmob

    Es erschreckt mich nicht mehr, daß das Weltbild vieler Polizisten nicht dem des aufgeklärten Bürgers entspricht. Was mich aber immer wieder von neuem entsetzt, ist, wie deren abnormes Verhalten permanent von ganz oben her gedeckt und verharmlost wird. Dieses Versagen der obersten Polizeikreise und der zuständigen Ministerien ist geradezu eine Aufforderung an alle Hooligans in Uniform, immer so weiterzumachen und ihre Grenzen immer weiter auszutesten. Anscheinend brauchen Polizisten auch nicht mehr auf angemessene Maßnahmen in Konfliktsituationen Rücksicht nehmen. Schußwaffengebrauch ist ja inzwischen 1.Wahl, weil es ja das Notwehr-Abonnement bei den Staatsanwaltschaften gibt. Diese Polizei ist von oben her krank und zieht kranke Charaktere magisch an.

  • SN
    Sumy nonA

    Empört Euch!

    Nur durch Empörung kann genug Aufmerksamkeit erzeugt werden. Durch die Empörung beginnt die Auseinandersetzung mit der Thematik, sie gebiert den notwendigen Diskurs!

    Die Empörten haben eine Meinung und zeigen sie!

    Keinen Meter für braunes Gedankengut!

    Empört Euch!

  • J
    jeafleaks

    Hier nochmal die Bilder:

     

    http://www.pastehtml.com/view/bq7o5rxua.html

     

    Es soll ja niemand sagen, man hätte das vertuscht...

  • A
    acab

    ...alle entlassen!

  • N
    Noncommittal

    Ich bin geschockt. Seit ein paar Jahren lebe ich nun in Bayern, und habe mir nichts Boeses dabei gedacht. ;-) Aber DAS...

     

    Danke, dass ihr darueber schreibt, offensichtlich hat das schon etwas bewirkt. Bleibt dabei!

  • P
    Pedro

    Wir sind halt einfach viel zu blöde, diesen subtilen und feinsinnigen Polizei-Humor zu verstehen.

     

    Ein Humor von Menschen die bei einer Institution arbeiten, von der ja bekannt ist, dass sie nur die intellektuelle Sahne anzieht.

     

    Das also ist unsere Polizei. Pervers, aber muss man da jetzt froh sein, nicht "schwarz" zu sein?