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Polizeigewalt in den USAPfefferspray gegen Mutter

Ein Video sorgt vor Prozessbeginn im Fall George Floyd für Empörung. Eine Afroamerikanerin mit Kind wird von Polizisten zu Boden gedrückt und mit Pfeferspray traktiert.

Ohne Worte: Vorfall in Rochester Foto: ap

New York afp | In der Stadt Rochester im US-Bundesstaat New York hat erneut ein Fall von Polizeigewalt für Empörung gesorgt. Eine jetzt bekannt gewordene Videoaufnahme zeigt, wie Polizisten eine Afroamerikanerin mit einem Kind auf dem Arm auf den Boden drücken und mit Pfefferspray traktieren. In den USA kommt es immer wieder zu Polizeigewalt gegen Schwarze – am Montag beginnt der Prozess um den qualvollen Tod von George Floyd, der im vergangenen Jahr landesweite Proteste auslöste.

Die Polizisten in Rochester hielten den am Freitag veröffentlichten Videoaufnahmen zufolge die Frau an einer schneebedeckten Straße an und beschuldigten sie, in einem nahegelegenen Geschäft etwas gestohlen zu haben. Die Frau wies die Vorwürfe zurück und leerte sogar ihre Tasche, um dies zu beweisen.

Als die Polizisten sich weigerten, sie gehen zu lassen, riss sich die Frau mit ihrem dreijährigen Kind auf dem Arm los und versuchte wegzulaufen. Die Polizisten holten sie ein und drückten sie zu Boden. Als sich die Frau aufrappelte und nach ihrer schreienden Tochter greifen wollte, sprühten die Polizisten ihr Pefferspray ins Gesicht und rissen sie wieder zu Boden. Laut dem Bericht einer Lokalzeitung wurde die Dreijährige bei dem Vorfall am 22. Februar nicht direkt von Pfefferspray getroffen.

Das von der Stadt zur Kontrolle der Polizei ins Leben gerufene Police Accountability Board, das sich aus Zivilisten zusammensetzt, verurteilte den Vorfall. Die Vorsitzende Shani Wilson sagte, dass es „beunruhigende Parallelen“ zu einem Vorfall Ende Januar gebe, bei dem ein neunjähriges Mädchen in Handschellen gelegt worden sei. „Beide Vorfälle betrafen Afroamerikaner, die sich offensichtlich in einer Krise befanden“, sagte Wilson. Die Polizei in Rochester hatte damals für Empörung gesorgt, als sie Pfefferspray gegen ein neunjähriges Mädchen einsetzte.

Neun Minuten

Im September war in Rochester ein Video veröffentlicht worden, in dem der 41-jährige Afroamerikaner Daniel Prude von Polizisten lange auf den Boden gedrückt wird. Eine Woche nach dem Vorfall, der sich bereits im März ereignet hatte, starb er.

In Minneapolis im Bundesstaat Minnesota startet am Montag der Prozess um den Tod von George Floyd. Die Bilder von seinem langsamen, qualvollen Tod gingen um die Welt. Rund neun Minuten lang drückte der weiße Polizist Derek Chauvin sein Knie in den Nacken des auf dem Boden liegenden Afroamerikaners, der sichtlich keine Luft mehr bekam. Der auf einem Handyvideo festgehaltene Tod des 46-Jährigen sorgte weltweit für Entsetzen und löste beispiellose Anti-Rassismus-Proteste aus. Chauvin wurde zum Sinnbild für Polizeigewalt in den USA, nun beginnt der Prozess gegen ihn.

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2 Kommentare

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  • Die Kombination des omnipräsenten Rassismus mit einer vielerorts unterirdisch schlechten Polizeiausbildung (Deeskaltationstraining = Fehlanzeige) und der Rekrutierung ungeeigneter Kandidaten (wer nichts wird, wird Polizist) ist ein "recipe for disaster." "Defund the police" ist daher ein blödsinniger Spruch. "Rebuild the police" wäre notwendig und eine Verschiebung weg von der Militarisierung hin zu einer konstruktiven Anbindung an die communities. Ist mit Republikanern aber nicht zu machen. Die wollen leider mehrheitlich genau den Ist-Zustand, d.h. die Polizei als moderne Variante der "slave patrol," genauso wie sie auf bundesstaatlicher Ebene an der de facto Abschaffung des Wahlrechts für PoC und Arme arbeitet. Neokonföderierte eben.

    • @hessebub:

      Rochester NY hat seit 1974 ohne Unterbrechnung Democrats als Bürgermeister.



      Der Staat New York hat seit 2007 ohne Unterbrechnung Dems als Gouverneure.

      ...und es war ein Demokrat der 1964 verucht hat den Civil Rights Act durch einen Filibuster zu verhindern.

      Ich mag die Reps auch nicht, aber man sollte meiner bescheidenen Meinung nach schon bei der Wahrweit bleiben.



      Die Dems haben zwar ein besseres Image sind aber mindestens genauso an den rassistischen Zuständen schuld wie die Reps. Sie kaschieren es nur besser.