Polizei schießt auf Unbeteiligten: Zufallsopfer mit Kopfschuss
Bei der Suche nach einem Straftäter schießt die Polizei einem Unschuldigen in den Kopf. Er ist in Lebensgefahr, sein Anwalt spricht von schlampigen Ermittlungen.
Ein Mobiles Einsatzkommando (MEK) der Polizei aus Hamburg wollte am Freitag einen wegen Körperverletzung verurteilten Mann aus der Rotlichtszene festnehmen, der seine Haftstrafe von zwei Jahren und sechs Monaten nicht angetreten hatte. Er war jedoch nicht in dem Auto, dafür zwei laut Richert unbeteiligte Männer. „Das waren Zufallsopfer, ein krasser Irrtum“, sagte er. Der Angeschossene habe sein rechtes Auge verloren. Sein Schädel sei verletzt, und er liege im künstlichen Koma.
Nach seinen Worten hatten die beiden, die lose mit dem Gesuchten bekannt seien, den Wagen bei dessen Mutter ausgeliehen. Sie wollten demnach Dachbleche für den Bau eines Holzlagers transportieren.
Das Auto war von Zivilfahrzeugen des MEK in der Ortschaft Lutheran abgedrängt und eingekeilt worden. Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen den Schützen unterdessen wegen Körperverletzung im Amt, wie ein Sprecher sagte.
Wie der Rechtsanwalt weiter sagte, hatten Polizisten bereits zwei Tage zuvor in Plau einen Container gestürmt, der Arbeitern einer Baufirma als Pausenraum diente. Der Grund sei gewesen, dass das Auto des Gesuchten in der Nähe gestanden habe. Eine Sprecherin des Landeskriminalamtes Mecklenburg-Vorpommern erklärte, ein SEK der Landespolizei habe die Bauarbeiter, die in ihrem Fahrzeug saßen, zum Aussteigen aufgefordert und ihre Personalien überprüft. Dabei habe sich herausgestellt, dass der Gesuchte nicht dabei war.
Richert vertritt nach eigenen Worten auch den Gesuchten. Er habe seinem Mandanten empfohlen, sich zu stellen, sagte der Jurist. Das habe der Mann auch für die nächsten 10 bis 14 Tage zugesagt. Bis dahin wolle er noch verschiedene berufliche und private Dinge regeln.
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