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Polizei räumt Remise in Charlottenburg

Der größte Teil der uniformierten Hundertschaft mußte die fünf angerückten Wannen nicht einmal verlassen: So friedlich verlief die Räumung der Remise im Hinterhof der Danckelmannstraße 54. Die Beamten trafen nur sechs der zwölf jugendlichen BesetzerInnen an, die anderen sollen in der Schule oder beim Arzt gewesen sein, erzählte ein Besetzer der taz. Etwa dreißig Schaulustige versammelten sich vor der Engelhardt-Brauerei. Überwiegend waren die Neugierigen vom besetzten Haus in der nahen Marchstraße gekommen, ansonsten schien niemanden die Räumung zu interessieren. Die Remise, ein ehemaliger Hinterhofstall, der bis zum Sommer letzten Jahres von einer Schreinerei genutzt wurde, war von dem Dutzend Jugendlicher am Ende des Jahres besetzt worden. Sie wollten dort „kollektiv“ wohnen und hatten auch ein Cafe eingerichtet. Doch die Bauaufsicht hatte das Wohnen in dem heruntergekommenen Backsteinbau untersagt. Baustadtrat Claus Dyckhoff (SPD) hatte den Jugendlichen am Ende mehrerer Verhandlungen sechs Wohnungen in einem Haus in der Lübecker Straße in Moabit angeboten und auch, daß sie ihr Cafe in der Remise weiterhin betreiben dürfen, sofern sich ein finanzieller Träger finden würde. Einzige Bedingung: Sie müßten bis Mitte Juni auf das Angebot eingehen. Obwohl die Jugendlichen zugesagt haben sollen, behauptete Dyckhoff gestern während der Räumung, hätten sie im letzten Moment abgelehnt: In den angebotenen Wohnungen sei ein „kollektives“ Wohnen nicht möglich, sei ihre Begründung gewesen, so der Stadtrat. Also folgte gestern die Räumung. In die Remise soll nun das Arbeitslosenprojekt „Atlantis“ einziehen. Das will in dem 350 Quadratmeter großen Gebäude eine Werkstatt und einen Waschraum einrichten. „Atlantis“ will Langzeitarbeitslose für die Hofbegrünung qualifizieren. Zwei bis drei Jahre wird dieses Projekt dauern. Danach, erklärte Dyckhoff, könnten die geräumten BesetzerInnen ihr gefordertes Cafe einrichten, „sofern sie dann noch daran interessiert sind“.

diak / Foto: Aris Papadopolus/Octopus

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