piwik no script img

Polizei prüft GefährdungslageBundesweite Bombendrohungen

An öffentlichen Plätzen, Medienhäusern und Schulen gibt es bundesweit Bombendrohungen. Ein Zusammenhang mit dem Nahost-Krieg ist nicht ausgeschlossen.

In Bayern sind an Schulen Bombendrohungen eingegangen, auch an der Gesamtschule in Hollfeld Foto: Pia Bayer/dpa

Berlin taz/dpa | Nach mehreren Bombendrohungen gegen verschiedene Einrichtungen ermittelt der Staatsschutz. Betroffen von den Drohungen seien Schulen, Medienhäuser und Botschaften, sagte ein Sprecher der Polizei am Dienstag. So wurden an Schulen in mehreren Bundesländern Polizeieinsätze ausgelöst. Zwar gab es nach und nach erste Entwarnungen. Sowohl die Urheber als auch die Hintergründe sind derzeit aber noch unklar. Auch ob es einen Zusammenhang zwischen den einzelnen Fällen gibt, ist offen. Möglicherweise könne es darum gehen, das Sicherheitsempfinden der Bevölkerung zu schwächen und Unmut gegen Israel zu schüren, hieß es aus Sicherheitskreisen.

Bis Dienstag waren Schulen in Bayern, Nordrhein-Westfalen, Thüringen und Sachsen betroffen. Die Polizei räumte teils die Einrichtungen vorsorglich oder ließ Schü­le­r:in­nen und Leh­re­r:in­nen gar nicht erst in die Gebäude hinein. In Erfurt wurden mehrere Schü­le­r:in­nen und eine Lehrerin medizinisch versorgt – aufgrund der psychisch belastenden Situation, sagte eine Polizeisprecherin.

In Berlin sind gerade Herbstferien und es gibt viel Reiseverkehr. Eine Drohung gegen den Hauptbahnhof sorgte dementsprechend für Aufruhr. Die Polizei habe die Kräfte dort verstärkt und die Gefährdungslage überprüft, hieß es seitens der Polizei. Letztlich werde aber nicht von einer Gefährdung der Reisenden ausgegangen. Der Berliner Polizei zufolge waren auch der Sender RTL und die SPD-Parteizentrale betroffen. Außerdem gab es eine Drohung gegen das Sendezentrum von Antenne Thüringen, Landeswelle Thüringen und Radio Top40 in Weimar.

Innenministerium sieht Zusammenhang mit Frankreich

Eine Sprecherin des Bundesinnenministeriums verwies in diesem Zusammenhang auf Fälle in Frankreich aus der vergangenen Woche. Erste Drohungen gegen Einrichtungen wie etwa den Louvre wurden registriert und führten zu Räumungen. Mitte der Woche folgten dann Räumungen von mehreren Flughäfen. „Etwa zeitgleich konnten vereinzelt erste Drohungen in Deutschland festgestellt werden, in denen ein Bezug zum aktuellen Nahost-Konflikt hergestellt wird“, so die Sprecherin gegenüber der taz.

Seit Wochenbeginn und mit Öffnung der Schulen hätten Fälle hierzu bundesweit stark zugenommen. „Ob mit den Drohungen ein extremistisches Ziel verfolgt wird oder es sich um „Trittbrettfahrer“ handelt, die sich zur Verstärkung der Wirksamkeit ihrer Drohungen als Hamas bezeichnen, kann zum jetzigen Zeitpunkt nicht abschließend bewertet werden“, heißt es weiter.

Die Zuständigkeit für die Ermittlungen liegt bei den jeweiligen Ländern. Bisher blieb es bei Drohungen. Laut Polizei gingen diese per E-Mail ein. In einigen Fällen wurden in den Schreiben Bezüge zur islamistischen Terrormiliz Hamas hergestellt, in einem zum Ukraine-Konflikt.

Eine Bombendrohung fällt häufig unter den Straftatbestand der Störung des öffentlichen Friedens durch Androhung von Straftaten. Das kann zu Geldstrafen oder sogar mehrjährigen Haftstrafen führen. Mitte Oktober wurde ein 41-Jähriger wegen einer Bombendrohung gegen die Krefelder Außenstelle der Bundesagentur für Arbeit zu 2.000 Euro Strafe verurteilt. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

6 Kommentare

 / 
Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • 6G
    663803 (Profil gelöscht)

    Dieses Muster wiederholt sich; gab es schon in den USA, Frankreich und Spanien. Ich finde auch, dass das die falsche Richtung ist

  • Was für armselige Würstchen, die jetzt schon völlig willkürlich Bombendrohungen an Schulen, TV-Anstalten und Bahnhöfe verschicken.



    Und das hilft der palästinensischen Sache jetzt wie genau?



    Die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass diese Drohungen allesamt von Terrorunterstützern kommen.

    • @DocSnyder:

      Die Drohungen können von jedem kommen, der hier "Stimmung" machen will.

      • @Jungle Warrior:

        Es gibt mehrere Hinweise, dass diese Drohungen von Hamas-Sympathisanten kommen, um Chaos zu stiften.

    • @DocSnyder:

      "Die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass diese Drohungen allesamt von Terrorunterstützern kommen."

      Wieso das?

      Bei Drohungen gegen Synagogen wäre das klar. Aber Schulen? In dieser Selektivität? Was haben die damit zu tun?

      Dass hier zynische Trittbrettfahrer ihre Gelegenheit gekommen sehen, auf dem Rücken leidender Menschen ihre "5 minutes of fame" einzuheimsen, scheint mir wahrscheinlicher. Das wären dann Leute, die Terrorismus weder unterstützen noch ablehnen, sondern als *weniger relevant* ansehen als ihr persönliches Ego. Semantisch korrekt müsste man die als "Terrorismusverharmloser" bezeichnen.

      • @Ajuga:

        Diese Leute verfolgen keine rationale Linie, sondern wollen einfach nur den demokratischen Staat Deutschland und die westlichen Werte mit diesen Bombendrohungen erschüttern und verunsichern.

        Es gibt zudem Hinweise der Sicherheitsbehörden, die eine Verbindung zu Hamas-Sympathisanten sehen.