Polizei fasst und tötet Mohammed Yusuf: Islamistenführer in Nigeria hingerichtet

Boko-Haram-Chef starb bei einem "Fluchtversuch", sagt die Polizei. Die Gefechte in der Stadt Maiduguri dauern an.

Überall Leichen auf den Straßen: vor dem Polizeihauptquartier in Maiduguri. Bild: ap

BERLIN taz | Der Führer der militanten Islamistengruppe "Boko Haram" in der nordostnigerianischen Stadt Maiduguri, Mohammed Yusuf, ist von der Polizei gefasst und getötet worden. Wenige Stunden, nachdem die Sicherheitskräfte in der Millionenstadt am späten Donnerstag die Festnahme des flüchtigen 39-jährigen Milizenführers bekanntgaben und ihren Häftling sogar der lokalen Presse vorführten, meldeten sie Yusufs Tod infolge eines "Schusswechsels beim Fluchtversuch". Ein Polizeivideo zeigte Yusuf erst lebend beim Geständnis, dann nach einem Schnitt war seine von Kugeln durchlöcherte Leiche zu sehen. Menschenrechtler sprachen von einer außergerichtlichen Hinrichtung.

Nigerias Armee und Polizei hatten am Mittwoch und Donnerstag in einer Großoffensive die Zentrale der Boko Haram in Maiduguri erobert und weitgehend zerstört. Rund 200 islamistische Kämpfer kamen dabei nach Polizeiangaben ums Leben. Dazu kommt eine unbekannte Zahl ziviler Opfer. Vor dieser Schlacht waren bereits rund 300 Menschen den Kämpfen zwischen Islamisten und Sicherheitskräften zum Opfer gefallen.

Zunächst hatte die Armee am Donnerstag gesagt, mehrere hundert islamistische Kämpfer sowie ihr Führer Yusuf seien auf der Flucht und versuchten, entweder unterzutauchen oder sich nach Tschad oder Kamerun durchzuschlagen. Bei Hausdurchsuchungen fanden die Soldaten Presseberichten zufolge Yusuf im Ziegenstall seines Schwiegervaters versteckt und brachten ihn zur Polizei.

Vereinzelt dauerten Gefechte in Maiduguri am gestrigen Freitag an. Eine Polizeistation ging am frühen Morgen in Flammen auf. Ein Reuters-Reporter zählte am Mittag 23 frische Leichen vor dem Polizeihauptquartier der Stadt, darunter einen ehemaligen Religionsbeauftragten der Provinzregierung.

Der Direktor des Militärgeheimdienstes DDI, Oberst Mohammed Yerima, gab unterdessen auf einer Pressekonferenz bekannt, dass Mohammed Yusuf schon länger im Visier der Behörden war. Dieser sei am 13. November 2008 festgenommen worden, aber ein Richter habe ihn am 20. Januar 2009 auf Kaution wieder freigelassen. Der DDI habe bis Mitte Juli 21 Berichte über Yusufs Gruppe erstellt, die seit 1995 unter verschiedenen Namen aktiv gewesen sei.

Dies legt die Schlussfolgerung nahe, Nigerias zivile Behörden hätten Warnungen des Geheimdienstes über die Islamisten ignoriert. Deutlicher äußerte sich der Leiter der nigerianischen Staatssicherheit SSS, Afakriya Gadazama. Die Regierung ignoriere permanent die Berichte des Geheimdienstes, und dies trage zur schlechten Sicherheitslage bei, sagte er am Donnerstag dem Sicherheitsausschuss des Parlaments. Nigerias nächste Wahlen 2011 würden angesichts der Zunahme von Waffenimporten, Raubüberfällen und Geiselnahmen "blutig" werden.

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