: Politstreit um Parade
Im ostwestfälischen Steinhagen zoffen sich Veranstalter und Bürgermeister nach der Absage eines Techno-Umzugs
STEINHAGEN taz ■ Im 3.000-Seelen-Ort Steinhagen-Brockhagen gibt es Ärger, nachdem der Techno-Umzug „Future-Parade“ abgesagt worden ist. Am 7. August sollte die „kleine Schwester der Berliner Love-Parade“ (Reklame) durch die ostwestfälische Gemeinde marschieren.
Grund für die Absage sind Probleme mit den Behörden, verbreitet die mit der Veranstaltung betraute Gütersloher Firma doka-Marketing auf der Internetseite des Umzugs (www.future-parade.de). Die Ämter wollten die Veranstaltung nicht mehr – wie in den Vorjahren – als Demonstration durchgehen lassen. Allein die Kosten für die dann fällige Vergnügungssteuer sei unkalkulierbar. Zu den genaueren Ursachen will sich die Firma doka jedoch nicht äußern. „Lesen Sie das auf unserer Internetseite nach“, so Maik Karmann von doka.
Die Veranstaltung wird seit 1997 in dem Dorf im Kreis Gütersloh durchgeführt. In den vergangenen Jahren waren 50.000 Besucher wegen der Parade in die NRW-Provinz gereist – unter ihnen viele Techno- und House-Fans aus dem europäischen Ausland. „Das war sicherlich ein Mega-Event für diese Region“, so Klaus Besser, sozialdemokratischer Bürgermeister von Steinhagen, gestern zur taz. Die Kritik der Veranstalter versteht der Rathauschef nicht. „An uns ist die Parade nicht gescheitert, was das verbreitet wird ist eine Menge Blödsinn“, so Besser. Dass er jetzt attackiert werde, müsse man wegen des Kommunalwahlkampfs verstehen. So sei Michael Schmidt, Erfinder der Parade, Mitglied der Jungen Union gewesen, berichtet Besser. Der SPDler vermutet, dass er aus parteipolitischen Motiven zum Schuldigen der Absage gemacht werde.
„Bei uns ist niemand parteipolitisch aktiv, geschweige denn Mitglied der CDU“, dementiert doka-Sprecher Karmann ein Wahlkampf-Manöver gegen Besser. Schmidt jedoch bestätigt seine CDU-Mitgliedschaft. Im Internetforum der Parade wird unterdessen erhitzt über die Absage der Veranstaltung diskutiert. Ein Parade-Fan schreibt: „Ich scheiß auf die SPD!“ Ein anderer fordert dazu auf, am Tag des abgesagten Umzugs den Hausmüll auf dem Grundstück des Bürgermeisters zu entsorgen. MARTIN TEIGELER