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Politkowskaja-Anwalt erschossenAuftragsmord auf offener Straße

Der russische Menschenrechtsanwalt Stanislaw Markelow vertrat die ermordete Journalistin Anna Politkowskaja und Opfer in Tschetschenien. Nun wurden er und eine Journalistin erschossen.

Der Fall der ermordeten Journalistin Anna Politkowskaja war nicht der einzige gefährliche, den Markelow betreute. Bild: dpa

Der Anwalt der Familie der von Ex-Oberst Juri Budanow in Tschetschenien ermordeten Elsa Cheda Kungaewa, Stanislaw Markelow, und die Journalistin der Nowaja Gazeta, Anastasia Baburowa, sind am Montag vor den Augen Dutzender Passanten mitten in Moskau ermordet worden. Beide kamen von einer Pressekonferenz von Markelow, als sich ihnen bei der U-Bahn-Station Kropotkinskaja ein junger maskierter und schwarz gekleideter Mann näherte. Dieser zog wortlos eine Pistole und schoss auf die Köpfe der beiden. Markelow starb noch am Tatort. Stunden später erlag die 25-Jährige ihren Verletzungen.

Auf der Pressekonferenz hatte der 34-jährige Markelow die vorzeitige Freilassung von Ex-Oberst Juri Budanow kommentiert. Budanow war wegen Mordes an der 18-jährigen Elsa Kungajewa zu 10 Jahren verurteilt, vor wenigen Tagen aber vorzeitig entlassen worden. Er werde sich, sagte Markelow, dafür einsetzen, dass Budanow auch die Reststrafe verbüßen müsse und wegen weiterer Verbrechen erneut vor Gericht gestellt werde. Sei bis Ende Januar keine Bereitschaft erkennbar, seine Anzeigen zu bearbeiten, werde er sich an den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte wenden.

Seit über zehn Jahren galt der talentierte junge Anwalt als eine der besten Adressen für all die, die Opfer staatlicher Willkür geworden waren. Markelow hatte Mandanten in den Konfliktgebieten des Nordkaukasus, weißrussische Oppositionelle, tschetschenische Kriegsopfer, Opfer von rechtsradikaler Gewalt und den bei einem Überfall im November letzten Jahres schwer verletzten Umweltjournalisten Michail Beketow vertreten. Ebenso wie die mit ihm ermordete Anastasia Baburowa kämpfte Markelow gegen rechtsradikale und fremdenfeindliche Gewalt.

Der mutige junge Anwalt hatte sich auch von Drohungen nicht abschrecken lassen. In einem Interview mit dem Internetportal "Rosbalt.ru" berichtet der in Norwegen lebende Vater der ermordeten Elsa Cheda Kungajewa, Markelow habe ihm noch wenige Tage vor seinem Tod gesagt, dass er bedroht werde. Anhänger Budanows hätten ihm mit dem Tod gedroht, wenn er sein Mandat für die Familie des Opfers weiter wahrnehme, berichtet Visa Kungajew, der Vater von Elsa Kungajewa, von dem letzten Telefonat mit seinem Anwalt. Er selbst, so Visa Kungajew, habe wegen ähnlicher Drohungen Russland verlassen.

Markelow hatte noch auf der Pressekonferenz vor seinem Tod vom Psychoterror gegen die Familie der Ermordeten in Norwegen berichtet, wo eine Tochter der Familie seit zwei Jahren unter Personenschutz stehe.

Inzwischen hat sich auch Juri Budanow zu dem Moskauer Doppelmord geäußert. Budanow, der noch beim Prozess vor seiner Verurteilung Mutter und Vater der Ermordeten gedroht hatte, sprach der Familie des Anwalts und der ermordeten Journalistin sein Beileid aus. Mit dem Mord habe er nichts zu tun.

Der Mord an Markelow sei nichts als Rache für dessen Arbeit, so der Menschenrechtsbeauftragte der tschetschenischen Regierung, Nurdi Nuchaschiew. Indirekt machte er Budanow für den Mord verantwortlich. Man habe vor weiteren Verbrechen Budanows nach dessen Freilassung gewarnt, wird Nuchaschiew von "Rosbalt.ru" zitiert. "Den Mord haben die begangen, die Budanow geholfen haben, angefangen von General Schamanow bis hin zu Nationalisten aller Färbungen", so Nurdi Nuchaschiew.

Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International verurteilte den Moskauer Doppelmord. Gleichzeitig fordert die Organisation "die russischen Behörden auf, alles zu tun, damit die Tat und ihre Hintergründe unverzüglich und unparteiisch untersucht und aufgeklärt und die dafür Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden".

Amnesty International undReporter ohne Grenzen rufen für den 21. 9. zu einer Mahnwache auf: 19Uhr vor der Russischen Botschaft in Berlin, Unter den Linden 63

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3 Kommentare

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  • SD
    Stefan Dernbach

    Ein weiterer schwarzer Tag für die Menschenrechte in Russland. Aber auch ein Schlag weltweit, gegen Menschen mit Zivilcourage. Ein Spiegelbild der Verrohung, ein erschreckendes Abbild von Skrupellosigkeit. Und eine zweifelhafte Rolle von Staat und Justiz.

    Die erneuten Morde an Menschenrechtlern in Russland, sind eine Tragödie, die zutiefst betroffen macht.

     

    Stefan Dernbach, Siegen

  • RL
    Roger Lange

    Immer wieder neue Morde an russischen Menschenrechtlern und Oppositionellen.

     

    Und immer wieder ein extrem vorsichtiger Umgang mit diesen Vorfällen in den westlichen Medien.

     

    Wo bleibt in der TAZ die monatliche Anfrage an die Berliner Justizbehörden nach Fortschritten bei der Ermittlung der Mörder von Frau Anna Michaltschuk?

  • PB
    Peter Bitterli

    Titel und Text versuchen, Stimmung zu machen, Fakten umzugewichten, Zusammenhänge zu vernebeln, andere Zusammenhänge herauszustreichen.

    Es ist naheliegend, dass Neonazi-Kreise hinter der Ermordung stehen. Markelov arbeitete aktuell an der Berufung wegen vorzeitiger Entlassung eines verurteilten Kriegsverbrechers.

    Was soll das Herausposaunen der Politkovskaja-Verbindung? Die taz versucht bloss, Stimmung zu machen und spart sich einmal mehr genauere Recherchen.

    Cui bono? Der russischen Regierung? Ach was!

    Was, bitte, ist heute für ein Tag? Zufall?