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Politiker Arslan über seine Parteifreundin"Aygül Özkan steht mitten in der CDU"

CDU-Mann Bülent Arslan ist zwar gegen ein Kruzifixverbot, nimmt die neu ins niedersächsische Kabinett berufene Sozialministerin Aygül Özkan aber vor parteiinternen Kritikern in Schutz.

"Das Christentum hat eine zentrale Stellung. Ich habe damit kein Problem, denn ich kann die christlichen Werte auch als gläubiger Muslim teilen". Bild: dpa
Pascal Beucker
Interview von Pascal Beucker

taz: Herr Arslan, die Äußerungen von Aygül Özkan zu Kruzifixen in Schulen haben für heftige Empörung in der Union gesorgt. Können Sie diese Aufregung nachvollziehen?

Bülent Arslan: Die Kruzifix-Frage ist ein sehr identitätsstiftendes Thema in der CDU. Hinzu kommt, dass ausgerechnet die erste muslimische Ministerin dieses Thema aufgreift. Insofern war es abzusehen, dass so eine Äußerung zu einer heftigen Debatte führen würde.

Der Integrationsbeauftragte der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Stefan Müller, meint, wer Kreuze aus Schulen verbannen wolle, sei falsch in einer christlichen Partei. Sehen Sie das auch so?

privat
Im Interview: 

Bülent Arslan, 35, ist Unternehmensberater und seit 1997 Vorsitzender des Deutsch-Türkischen Forums der CDU in NRW.

Nein, ganz und gar nicht. Man sollte bei dieser Debatte doch die Kirche im Dorf lassen. Aygül Özkan ist vor einer Woche nominiert worden. Ich kenne sie als integere Person, die von ihren Positionen her mitten in der CDU steht. Jetzt sollte man nicht diese eine Frage herauspicken und hochstilisieren.

Teilen Sie in Sachen Kruzifix die Ansichten von Frau Özkan?

Ich habe eine andere Auffassung dazu. Der deutsche Staat ist ein wertegebundener Staat. In diesem Zusammenhang hat das Christentum eine zentrale Stellung. Ich habe damit kein Problem, denn ich kann die christlichen Werte auch als gläubiger Muslim teilen. Insofern sehe ich nicht, dass hier die Schulen aufgrund eines Neutralitätsgebotes Kruzifixe aus den Schulklassen verbannen sollten.

Wie wäre es, wenn man neben das Kruzifix einen Halbmond ins Klassenzimmer hängen würde?

Nein, dafür bin ich nicht. Wir leben in einem Land mit einer gewissen Tradition und mit einer mehrheitlichen Religionszugehörigkeit. Das muss man zur Kenntnis nehmen. Für mich ist nur wichtig, dass Menschen wie ich, die eine andere oder gar keine Religion haben, in einer freiheitlich toleranten Umgebung leben können. Aber genauso gehört es für mich dazu, dass die religiösen Minderheiten auch das tolerieren und respektieren, was als Mehrheitsreligion oder als Tradition in Deutschland vorherrschend ist.

Aygül Özkan plädiert für ergebnisoffene Gespräche mit der Türkei über EU-Beitritt. Was ist daran für Unionspolitiker so skandalös?

Daran ist gar nichts skandalös. Das ist die Roadmap, die von der Bundesregierung praktiziert wird. Auch Angela Merkel hat mehrfach erklärt: Pacta sunt servanda, Verträge sind einzuhalten. Ich teile ihre Position.

Ist die Aufregung nicht ein Ausdruck dafür, dass die Union nicht reif ist für eine muslimische Ministerin? Die NRW-CDU hat auf ihrer 114 Namen langen Liste zur Landtagswahl einen einzigen Migranten auf dem vollkommen aussichtslosen Platz 70 aufgestellt.

Man muss einfach die Entwicklung sehen. Wer sich die Integrationspolitik vor zehn, zwanzig Jahren im Vergleich zu heute anschaut, wird feststellen, dass einfach sehr, sehr viel passiert ist.

Was denn?

Am meisten hat sich in der CDU verändert. Das zeigt doch gerade die Nominierung von Aygül Özkan. Sie ist ein gutes Zeichen. Alles, was wir jetzt erleben, ist der Beginn eines Prozesses, der noch weiter gehen muss und weiter gehen wird. Diskussionen darüber sind völlig normal, sie sind Teil des Prozesses in dem wir uns befinden.

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17 Kommentare

 / 
  • YE
    yasar Erdogan

    Die Aufhebungsdebatte über das Symbol der leidenschaft-lichen Liebe

    Auch ich bin Mitglied der CDU und Moslem

    Die Debatte um das Kreuz löste damals wie Heute eine heftige Entrüstung aus. Im Gegensatz zu den Christen, lehnten Juden Gottesbilder strikt ab. Man war überzeugt, dass Bilder die Fähigkeit besaßen, sich zwischen Gott und Gläubigem zu stellen und diese Beziehung empfindlich zu stören. "Du sollst dir kein Bildnis noch irgendein Gleichnis machen." Exodus 20:4" Nicht die Bilder bzw. Abbilder sollten verehrt werden, sondern Gott selbst. Diese Spannung zwischen dem jüdischen Bilderverbot und dem christlichen Christus als Ebenbild des Vaters, erreichte mit dem Islam, der auch ein Abbild Gottes und somit der Generalisierung des Bildverbots vorsah, seinen Höhepunkt erreicht.

    Bereits in der griechischen Antike wurde eine ähnliche Diskussion über Abbilder und Symbole geführt. Während man anfangs noch über die Liebe als solche sprach und philosophierte, begnügte man sich später über die Bilder der „Liebesgöttin“ zu sprechen. Die „Liebesgöttin“ bzw. die Bilder über die „Liebesgöttin“ standen stellvertretend für die Liebe selbst. Statt von „etwas“ zu sprechen, begnügte man sich zunehmend damit von „Platzhaltern“ und Abbilder zu sprechen. Das veranlasste den Byzantinischen Kaiser Leo III im Jahre 726 dazu, kurzerhand das Bild Christi, welches über dem Eingangstor seines Palastes hing abzunehmen und stattdessen ein einfaches Kreuz hinzuhängen. Das Kreuz als Symbol für Christi - sollte die Menschen an ihn und an seine Leidensfähigkeit erinnern. Das Mitgefühl für Andere, die Fähigkeit zur Barmherzigkeit waren es letztendlich, die Christi befähigten zu heilen. Barmherzigkeit ist Ausdruck für Liebe und Leidensfähigkeit zugleich. Das Kreuz als solches symbolisiert sowohl die Bereitschaft mit dem Anderen leiden zu können als auch Liebe für seine Nächsten zu empfinden. An diese doppelte Symbolik des Kreuzes wollen wir uns erinnern, wenn es heißt: „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst.“ Wenn wir uns an diese tiefe Bedeutung des Kreuzes erinnern, dann muss es möglich sein seinen Nächsten- unabhängig seiner kulturellen Herkunft und religiösen Ansicht- zu lieben, wo und wann man will, in diesem Sinne plädiere ich für das Kreuz...

    Yasar Erdogan

    Kultur Berater

    Creative Class Hamburg

    Loksteder Weg 1

    20251 Hamburg

    yasarerdogan@hotmail.de

  • JM
    Juli Magnus

    Dass Frau Özkan es auf das "C" abgesehen hat, ist genauso abwegig, wie die Bemühungen, dass "C" angesichts vermeintlicher Feinde verteidigen zu wollen. Die aktuellen Missbrauchsfälle zeigen doch sehr deutlich, was die Kehrseite der Medaille ist. Hier würde man sich doch auch nicht damit zufrieden geben eine lange Tradition der Knabenliebe ins Feld zu führen. Wer ein Kreuz tragen oder in seine Wohnung hängen möchte, soll das bitte tun. Wer allerdings andere ans Kreuz nageln will, der sollte dringend mal innehalten.

  • M
    Maik

    Frau Özkan gehört NICHT in die CDU! Solange sie weiterhin unterscheidet zwischen "wir" (Türken) und "die" (eigendlich wir, also die Deutschen) sollte die CDU diese Frau einfach nicht als Ministerin beschäftigen. Und dann will sie noch das C aus der Partei bzw aus Deutschland treiben. Wozu? Um hier einen moslemischen Unrechtsstaat zu installieren? Naja, die CDU wird es bei der nächsten Wahl merken. Wähler sind nicht immer dumm und vergesslich.

  • O
    Oskar

    Ich bin besonders über den Grad der Unverfrorenheit, mit der Herr Wulff seine Heimat verkauft, erschrocken.

  • DB
    Dickes Brett

    Und zack! - Da stülpt der Ministerpräsident Wulff seiner zukünftigen Sozialministerin schon das Kopftuch - äh: den Maulkorb - über. schade. Es hätte interessant werden können. Jetzt ist es nur noch CDU...

  • C
    claudia

    >>Der deutsche Staat ist ein wertegebundener Staat.>In diesem Zusammenhang hat das Christentum eine zentrale Stellung.>denn ich kann die christlichen Werte auch als gläubiger Muslim teilen.>Es gibt noch immer viele Menschen die Wert auf unsere christliche Kultur legen, und irgendwie muss sich die CDU ja profilieren um konservative Wähler anzulocken.

  • H
    Hannah

    Sehr schade, dass Herr Arslan der einizige CDU-Politiker ist, der seine Partei-Kollegin in Schutz nimmt. Frau Özkan steht mit ihrer Meinung auf der Seite des Grundgesetzes - und die CDU fällt über sie her, als hätte sie Gotteslästerung betrieben.

  • S
    scarlett

    ich finde es ebenso ABSURD, dass sich die aus der CDU und viele andere so über die aussagen von frau özkan aufregen.

    nach meinem wissensstand leben wir in einem land das die säkularisierung leben will, also die TRENNUNG von staat und religion.

    das was die CDU als deutschen werte-kanon propagiert, ist das genaue gegenteil.

     

    ich finde die idee von frau özkan genau richtig. warum soll ich mir als atheistin kreuze in schulen anschauen müssen, ebenso was die kopftücher angeht. kopftücher unterliegen der logik, dass männer vor der verführenden art der frau mittels verhüllung "geschützt" werden müssen. geht es noch frauenhasserischer?

     

    jegliche religiöse werte-darbietung gehört nicht in staatliche institutionen!!

  • HW
    Herbert W.

    Es gibt noch immer viele Menschen die Wert auf unsere christliche Kultur legen, und irgendwie muss sich die CDU ja profilieren um konservative Wähler anzulocken sonst gehts ihr bald wie der SPD.

     

    Man sollte sie mit der SPD gegen Sarrazin tauschen, die beiden sind meiner Meinung nach in der falschen Partei gelandet. :-)

  • MM
    mit Majo

    Das fängt ja lustig an mit der türkischen Ministerin in Niedersachsen. Das wird vielleicht noch lustiger weitergehen, wenn man dazu noch liest, das bei einer wilden Schlägerei im türkischen Parlament sich einige Abgeordnete blaue Augen und Prellungen geholt haben. Laut Presseberichten mussten zwei Volksvertreter im Krankenhaus behandelt werden.

     

    Ausgangspunkt für die Keilerei am Dienstagabend war eine Rede des Politikers Osman Durmus von der rechtsnationalistischen Partei MHP. Dieser hatte die Weigerung der Armee gelobt, Erdogans Kopftuch tragender Ehefrau Emine Zutritt zu einem Militärkrankenhaus zu gewähren. In gespielter Empörung fragte Durmus im Hinblick auf den frommen Muslim Erdogan, wie es der Armee einfallen könne, einen „Propheten“ - also eine Art neuer Mohammed - so zu behandeln.

     

     

    Mögliche zu erwartende Ähnlichkeiten mit der in Deutschland geführten Religionsdebatte sind natürlich möglich, aber rein zufällig.

  • C
    claudia

    >>Im Inszenieren von Ablenkungen sind Kreuzanbeter anscheindend genauso übel konservativ wie die Prophetenanbeter.

  • H
    H.Hoffmann

    @Akademisches Prekariat und Proletariat

     

    Ihr seid mir ALLE zu abgehoben und habt total vergessen, auf wessen Kosten Ihr studiert oder sonstige schulische Ausbildungen absolviert habt.

    Ich wünschte mir immer, daß es unsere Verfassung zuließe, solche Menschen mal einige Jahre - ohne Staatsknete- sich selbst zu überlassen.

  • S
    Schulz

    Symbole gibt es so viele wie Sand am Meer.

     

    Wieso es darum einen Kampf geben muss,

    ist mir nicht klar.

     

    Warum eine muslimische Ministerin

    ein christl. Symbol abschaffen will,

    kann ich auch nicht verstehen.

    Das ist doch die Angelegenheit von Christen.

     

    Ob nun eine Schule unter einem Merkel-Foto besser aussieht?

    Irgendein Ersatz muesste dann ja her.

  • M
    manni

    Grundgesetz, Artikel 5, Absatz 1

    >Jeder hat das Recht, seine Meinung in Wort, Schrift und Bild frei zu äußern und zu verbreiten [...]<

     

    Die CDU hat mit der Berufung von Frau Özkan versucht neue Wähler für sich zu gewinnen. Jetzt versuchen sie die christlichen Hardliner wieder zu besänftigen.

    Die Frau hat nur ihre Meinung kund getan. Das ist alles. Und die CDU'ler zeigen wieder ihre wahre Fratze.

  • M
    markus

    Ich bin auch für eine strickte trennung von staat und religion. diese ist in deutschland leider noch nicht so wie sie sein sollte. hoffe das sich das noch bessert

  • GL
    Gerhard Lichtenberg

    Anstatt die eigentlichen und oft schweren Probleme der Menschen anzupacken, egal woher diese Menschen wann gekommen sind, wird hier - auch hier in der taz - über Religion geschwafelt.

     

    Im Inszenieren von Ablenkungen sind Kreuzanbeter anscheindend genauso übel konservativ wie die Prophetenanbeter.

     

    Zum Glück für Europa sind die meisten Zuwanderer keine Prophetenabeter, aber die religiösen Zuwanderer oder vielleicht nur ihre woher auch immer bezahlten Funktionäre drängen sich andauernd in die Medien.

     

    Die religiösen Migraten oder deren Funktionäre bestätigen nur die schlechten Erfahrungen, die die Menschheit seit über 1000 Jahren mit diesen Religionen macht.

     

    Immanuel Kant, Karl Marx, Charles Darwin, Clara Zetkin, Sigmund Freud - eure Aufklärung ist wichtiger denn je!

  • H
    Hermine

    Die große Gefahr der hier auch von Herrn Arslan betriebenen Problemengführung auf einen Wertestreit ist, dass die Aufklärung als die eigentliche europäische Haupttradition an den Rand gedrängt wird und sog. Religion in den Vordergrund gestellt wird, so dass eine reaktionäre Tendenz resultiert.

     

    Olympische Spiele, Abschaffung der verknechtenden Schuldenspirale (heute wieder hochbrisant: Seisachteia zur Zeit Solons vor 2600 Jahren), Wissenschaft statt Weisheit, Demokratie - das sind antike Anfänge Europas. Hinzu kommen - u.z. gegen Religion gerichtet - Renaissance und Aufklärung seit ca. 600 Jahren, d.h. Menschenrechte, Völkerrecht und UNOe, Emanzipation, Gleichheit von Frau und Mann, Kinderrechte, Sozialstaat.

     

    Eben das IST EUROPA!

     

    Das sog. Christentum war immer nur ein brutale, entfremdende Störung und beim Islam scheint es oft ebenso zu sein.

     

    Bei Frau Özkan ist positiv zu bemerken, dass sie aufgeklärte europäische Positionen vertritt (keine Kultsymbole in Schulen) und insofern besser nach Europa passt als Herr Wulff, Frau Merkel und auch Herr Herr Arslan, welche meiner Meinung nach religiös und daher antieuropäisch sind.