Politik der Federstriche: Druck auf dem Rückweg
Stellt man sich die Schill‘sche Drogenpolitik einmal plastisch vor, ergibt sich folgendes Bild: Wegen der Kontrollen rund um den Hauptbahnhof und vor allem der Brechmitteleinsätze stellen die Drogendealer ihr Handelsnetz immer mehr auf Verabredung per Handy um und verteilen sich im Stadtgebiet. Die Dealerszene, könnte man sagen, wird dezentralisiert. Parallel wird die offene Drogenszene rund um den Hauptbahnhof zerschlagen, die Junkies werden verscheucht. Hilfsangebote hingegen werden an einem Ort zentralisiert. Ist es da nicht einfacher für die Leute, sich ihren Druck auf dem Rückweg vom Dealer auf der Straße zu setzen?
Kommentar von ELKE SPANNER
Die Szene ist nicht dort, wohin die Polizei sie befiehlt, sondern wo ihre Dealer sind. Beispiel: Die Fixerstube im Café Drei in Eimsbüttel, weit weg von der Drogenszene, ist nicht annähernd so ausgelastet wie die in St. Georg und dem Schanzenviertel. Wäre es so einfach, die Szene zu steuern, hätten das vor Schill schon andere getan. Drogenpolitik ist nicht erst ein Thema in der Stadt, seit diese eine rechte Regierung hat. Schon während Schill sich als Amtsrichter mit Ladendiebstählen befasste, haben sich die BewohnerInnen belasteter Quartiere die Köpfe über das richtige Konzept heiß geredet. Jetzt kommt einer ohne Fachkenntnis und wischt alles weg. War Politikverdrossenheit nicht auch eines der Schlagwörter, mit denen Schill die Wahl gewonnen hat?
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