Polens PiS-treue Korrespondenten: In politischer Mission
Die neuen Korrespondenten der Staatsmedien TVP und Polskie Radio in Deutschland berichten nur noch aus „polnischer Perspektive“.
„Ich wurde nicht gefeuert“, sagt der polnische Radiokorrespondent Wojciech Szymański der taz. „Ich habe von mir aus gekündigt. Ich kann da nicht mehr arbeiten.“ An seiner Stelle wird demnächst Waldemar Maszewski für das staatliche Polskie Radio aus Berlin berichten. „Halleluja und volle Kraft voraus!“, feuerten Maczewskis Anhänger den bisherigen Mitarbeiter des nationalkatholischen Radio Maria und TV Trwam an.
Bislang versorgte Maszewski vor allem nationalistische Medien wie TV Republika, Gazeta Polska Codziennie, Nasz Dziennik und die rechte Website niezalezna.pl mit seinen Informationen. Auch seine Arbeit für das Forum Polonijne, das sich insbesondere an die in Deutschland lebenden Polen richtet, dürfte ihn für den neuen Job qualifiziert haben: „Während der Internationalen Sicherheitskonferenz in München verteidigte Außenminister Witold Waszczykowski die polnische Staatsräson, wofür ihm nicht nur ein Wort der Anerkennung gebührt, sondern ein großes Dankeschön …“, und so weiter.
Wojciech Szymański wollte sich zu diesem Stil der Berichterstattung nicht äußern. „Ich bin zu Polskie Radio gekommen, als dies ein öffentlich-rechtlicher Rundfunk war. Zehn Jahre lang fühlte ich mich frei bei meiner Themenwahl und den Kommentaren.“ Das habe sich geändert. „Für ‚nationale Medien‘ wollte ich nie arbeiten“, begründet er seine Kündigung. Wie viele Journalisten seit dem Machtantritt der nationalpopulistischen Recht und Gerechtigkeit (PiS) im Oktober 2015 landesweit gefeuert wurden oder auch „im gegenseitigen Einverständnis“ den Staatsrundfunk verließen, ist nicht bekannt. Schätzungen gehen von über 400 Journalisten aus.
Ideologische Vorgaben
Auch Marcin Antosiewicz, der allseits hoch gelobte TVP-Korrespondent in Berlin, musste Mitte 2016 gehen. Mit den Worten: „Nach über zehn Jahren als Journalist und Reporter muss ich feststellen, dass man diesen Beruf nicht gewissenhaft ausüben kann, wenn starke ideologische Vorgaben gemacht werden“, verabschiedete er sich in einem Video auf YouTube von seinen Zuschauern. „Als ich vor acht Jahren nach Berlin kam, wollte ich, dass Sie durch meine Berichte Deutschland besser verstehen lernen“, sagt er da. „Nicht mögen oder nicht mögen. Das ist Ihnen überlassen. Verstehen!“ Das genau hielt ihm der TVRepublika-Journalist Cezary Gmyz immer wieder als angeblich einseitig auf Twitter vor: „Könnte der polnische Korrespondent Antosiewicz in Berlin die polnische und nicht die deutsche Perspektive repräsentieren?“, twitterte er im September 2015. Oder „Leider beschäftigt TVP Antosiewicz als Korrespondenten, der dünner ist als der Rand einer Rasierklinge und der den Deutschen dient.“ Suggestiv fragte er zudem, ob der polnische Stasi-Spitzel mit Namen Antosiewicz nicht Marcin Antosiewicz’ Vater oder Onkel sei.
Die Denunziationen, so haltlos sie auch waren, zahlten sich aus. Seit September 2016 ist Gmyz TVP-Korrespondent in Berlin. Angestellt hat ihn Jacek Kurski, der TVP-Intendant und „Bullterrier von Jarosław Kaczyński“, wie er sich selbst nennt. Für Gmyz wie Kurski ist Journalismus eine politische Mission im Dienste der Partei und des Vaterlandes. .
In Berlin will Gmyz nun konsequent „aus polnischer Perspektive“ berichten, wie er den RBB-Journalisten des Programms „Kowalski & Schmidt“ gegenüber offen bekannte. Allerdings werden seine missionarischen Ergüsse nun regelmäßig durch die Slapstickreihe „Der Korrespondent erklärt“ des Berliner „Klubs der Polnischen Versager“ durch den Kakao gezogen. So haben die Polen trotz des staatlich gleichgeschalteten TV- und Rundfunkjournalismus doch noch etwas zu lachen. Zumindest hin und wieder.
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