piwik no script img

Polen beschleunigt AtomenergiepläneMini-Atomkraftwerk bis 2029

Die polnische Regierung hat bereits angekündigt, in Atomkraft einzusteigen. Mit kleinen modularen Reaktoren soll es nun noch schneller gehen.

Nicht alle Po­l:in­nen sind von den Atomplänen der Regierung begeistert: Anti-Akw-Plakat in Słajszewo Foto: dpa

Warschau dpa | Der polnische Mineralölkonzern PKN Orlen will bis 2029 das erste Mini-Atomkraftwerk in Polen bauen. Derzeit würden sechs mögliche Standorte auf ihre Eignung geprüft, heißt es in einer am Montag gestarteten Informationskampagne des Unternehmens. Orlen setzt dabei auf neue Atomkraftwerke im Kleinformat, die sogenannten SMR (Small Modular Reactor, also kleine modulare Reaktoren), die deutlich kleiner sind als herkömmliche AKWs.

In Polen sollen SMR vom Typ BWRX-300 des US-amerikanischen Herstellers GE Hitachi entstehen. Bereits Ende April hatte der Ölkonzern angekündigt, dass er landesweit 20 solcher Mini-AKWs errichten will.

Derzeit arbeiten vor allem Unternehmen in den USA, Kanada und Großbritannien an der Entwicklung von kleinen modularen Reaktoren. Auch Frankreich hat kürzlich angekündigt, einsteigen zu wollen. Die Befürworter dieser Technologie argumentieren, dass die SMR im Vergleich zu großen AKWs mit einem geringeren radioaktiven Inventar pro Reaktor auskommen und daher sicherer sind.

Nötige Anzahl erhöht Risiko

In einem Gutachten des Bundesamts für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung (BASE) heißt es dazu: „Die hohe Anzahl an Reaktoren, die für die gleiche Produktionsmenge an elektrischer Leistung notwendig ist, erhöht das Risiko jedoch wiederum um ein Vielfaches.“

Polen hat bislang keine Atomkraftwerke. Deutschlands Nachbar gewinnt gegenwärtig fast 80 Prozent seiner Energie aus Stein- und Braunkohle. Die nationalkonservative PiS-Regierung möchte jedoch groß in den Bau herkömmlicher AKWs einsteigen. Spätestens 2026 soll in Slajszewo nordwestlich von Danzig mit dem Bau des ersten Reaktorblocks begonnen werden. Das AKW soll 2033 ans Netz gehen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

6 Kommentare

 / 
  • Der polnische Mineralölkonzern PKN Orlen will bis 2029 das erste Mini-Atomkraftwerk in Polen bauen. Derzeit würden sechs mögliche Standorte auf ihre Eignung geprüft,...



    ---



    Sollen die machen, doch unter einen kleinen Auflage!



    Dem Nachweis, das der Atommüll bis zum totalen Abklingen sicher in Polen gelagert werden kann!:-))



    Nicht wie in DE "Wir suchen, das ist Nachweis genug, sondern erst die Müllkippe fertig bauen & dann diese "Atom Eier" aufstellen!



    Dann wird das auch was mit der Windkraft! :-))

    • @Sikasuu:

      "...Dem Nachweis, das der Atommüll bis zum totalen Abklingen sicher in Polen gelagert werden kann!:-))..."

      ...und der Erklärung, dass für die gigantischen Entsorgungskosten nach Normalbetrieb ("Rückbau) und im Falle einer Katastrophe nicht die EU o. ä. Gemeinschaften aufkommen müssen.

      • @Vilnia:

        Nicht jeder Ukrainer scheint Lust zu haben, für sein eigenes Vaterland zu kämpfen (und zu sterben).



        ---



        Brauchst du nicht. der 1. Nachweis ist real schon nicht zu führen. Ist doch allgemein bekannt!



        Nicht Wahrscheinlichkeitsrechnungen mit x Unbekannten, sonder nur Versuche machten das real, könnten das belegen! & die dauern ca 1Mio Jahre!:-)

  • Hitachi macht ganz schön Druck auf Polen. Müssen sie, denn der Vorgänger des BWRX-300 hat sich bislang noch keinmal verkauft, und für den Typ selbst gibt es auch außerhalb Polens nur unverbindliche Zusagen.

    Und wie die anderen Kommentare schon darlegen: das Problem bei SMRs ist nicht die intrinsische Unsicherheit. Die ist schon bei Reaktoren der 3. Generation weitgehend unter Kontrolle, also seit über 40 Jahren. Aber wie jeder Nuklearreaktor ist auch dieser Typ anfällig für Ereignisse, die außerhalb der kontrollierbaren Betriebsparameter liegen (im Fall von Kleinstreaktoren eben externe Gewalteinwirkung).

  • 7 Jahre Bauzeit? Das ist heutzutage mehr als Sportlich.

    Und ein Miniatomkraftwerk in jeder größeren Kleinstadt? Klingt sicherheitstechnisch nicht so optimal. Wenn sie denn jemals kommen.

  • Lebensgefährlich leichtsinnig



    Scheinbar wir völlig vergessen, dass so kleine KW wie das GE-Hitachi BWRX-300 nicht vor Terroranschlägen jeglicher Art sicher sind. Sie haben eben keine Meter-dicken Schutzhüllen gegen Bombenangriffe und Flugzeuge. Sie in die Luft zu jagen dürfte jeder Terrorgruppe möglich sein.



    Hier wird wieder so getan als ob AKW keine Gefahr wären.



    Diese sind gefährlicher als alle anderen, weil sie überhaupt nicht Terror-sicher sind.