Florian Bayer über den Konkurs der Signa-Gruppe
: Der Hoch-Hinaus-Stapler

Auf den rasanten Aufstieg folgte der tiefe Fall. René Benko schickt seine Signa-Gruppe wegen fehlender Liquidität in den Konkurs. Auf rund fünf Milliarden Euro belaufen sich die Schulden, wie gestern bekannt wurde. Es ist der größte Konkurs, den Österreich je gesehen hat.

Der 1977 in Innsbruck geborene Benko brach die Schule ab und begann Mitte der 1990er Jahre, Dachböden zu Luxuswohnungen auszubauen. Mit den Gewinnen erwarb er Grundstücke, auf denen er wiederum mit geborgtem Geld bauen ließ. Der Grundstein für Benkos Geschäftsmodell war gelegt.

Österreich hat eine Schwäche für junge Aufsteigertypen. Jahrelang feierten Medien und Politik den jungen Unternehmer. Ex-Kanzler Sebastian Kurz stellte ihn Putin vor und nahm ihn mit zu den Scheichs nach Abu Dhabi, wie immer auf der Suche nach neuen Investoren. Benko wurde zum „Tiroler des Jahres“, Wirtschaftsmagazine wählten ihn zum „Mann des Jahres“.

Dass alles nur auf Pump gebaut war und jederzeit zusammenbrechen konnte, wurde viel zu lang ausgeblendet. Dabei half die Verschachtelung der Signa in Hunderte Tochterfirmen, die kaum jemand überblickt. Ebenso half, dass der Aufsichtsrat offenbar zu allem Ja und Amen sagte. Darin sitzen auch ehemalige Spitzenpolitiker, deren Rolle nun ein U-Ausschuss im österreichischen Parlament aufarbeitet. Manche Gläubiger wollen zudem wegen mutmaßlicher Insolvenzverschleppung tätig werden.

Auch in Deutschland ließ man sich blenden, auch hier sind die Folgen spürbar: Von einer neuerlich drohenden Insolvenz der Galeria Karstadt Kaufhof bis hin zu den Dutzenden Bauprojekten in deutschen Innenstädten, die teils ja schon stillstehen. Auftragsvergaben und fehlende Warnsignale wird man auch hier untersuchen müssen.

In der Signa beginnt nun die Restrukturierung. Kein leichter Job für Sanierer Arndt Geiwitz. Benko selbst taucht, wie auch all seine Ja-Sager und Investoren, seit Wochen unter. In den spärlichen Stellungnahmen der Signa ist keinerlei Selbstkritik erkennbar. „Externe Faktoren“ seien es gewesen, die sich negativ auf die Geschäftsentwicklung ausgewirkt hätten.

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