Plagiatsvorwürfe gegen Althusmann: Vom Kronprinz zum Trickbetrüger

Bernd Althusmann hat als Chef der Kultusministerkonferenz die Qualitätsaufsicht über die Hochschulen. Und soll selbst bei seiner Doktorarbeit betrogen haben.

Trotz der Plagiatsvorwürfe hält Niedersachsens Ministerpräsident David McAllister an ihm fest: Kultusminister Bernd Althusmann. Bild: dpa

HANNOVER taz | Die Rücktrittsrufe werden an Tag eins nach dem Bekanntwerden der Plagiatsvorwürfe gegen Niedersachsens Kultusminister Bernd Althusmann (CDU) lauter. Am Mittwoch berichtete die Zeit - nun prüft die Uni Potsdam seine Doktorarbeit.

In Hannover hält die Opposition Althusmann schon jetzt für untragbar. Auch aus der Wissenschaft kommt Kritik: Die Berliner Plagiatsforscherin Debora Weber-Wulff findet es "sehr bedenklich", dass er als Vorsitzender der Kultusministerkonferenz die Qualitätsaufsicht über die deutschen Hochschulen hat. Für den Münchner Rechtsprofessor Volker Rieble ist "zu Guttenberg ein Dieb, Althusmann ein Trickbetrüger".

Puzzleartig soll er laut Zeit fremde Sätze zu neuen Passagen zusammengesetzt haben, um die "kargen wissenschaftlichen Eigenleistungen zu kaschieren". Althusmann selbst spricht von "möglichen handwerklichen Fehlern".

In Niedersachsen saß der 44-Jährige bislang fest im Sattel. Vielen galt er als Kronprinz von CDU-Ministerpräsident David McAllister. Und noch stärkt der ihm den Rücken. Um Ordnung ins Ministerium zu bringen, wurde Althusmann vor gut einem Jahr vom Posten des Staatssekretärs ins Ministeramt befördert.

Im Landtag war der Diplom-Pädagoge und -Betriebswirt jahrelang parlamentarischer Geschäftsführer - anerkannt auch von der Opposition. Der Spitzname "Panzer", den der Exbundeswehroffizier zeitweilig trug, war durchaus liebevoll gemeint.

In dieser Zeit hat Althusmann auch über die Organisation der öffentlichen Verwaltung promoviert. Sieben Jahre lang, in den Ferien, nach Feierabend, wie er sagt. Vom Doktorvater Dieter Wagner - heute Vizepräsident der Uni Potsdam, Althusmann noch aus der gemeinsamen Zeit an der Bundeswehr-Uni Hamburg bekannt - gab es schließlich ein "rite" für genügend. Ein Versuch wissenschaftlicher Höchstleistung sei die Arbeit auch nie gewesen, sagte Althusmann am Mittwoch peinlich berührt in Hannover. Die Vorwürfe sind für ihn lediglich "eine wissenschaftliche Auseinandersetzung um die korrekte Zitierweise".

Am Doktortitel zumindest, so machte er deutlich, klebt er nicht: "Titel sind nur Schall und Rauch."

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