Plagiatsvorwürfe bei Glyphosat-Zulassung: Bei Monsanto abgeschrieben
Hat das Bundesinstitut für Risikobewertung Angaben von Monsanto bei der Glyphosat-Zulassung übernommen? Das kritisieren EU-Abgeordnete.
Bei der Neuzulassung des umstrittenen Monsanto-Produkts sei es nicht mit rechten Dingen zugegangen, klagten grüne und sozialdemokratische EU-Abgeordnete am Dienstag in Straßburg. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) habe die Angaben von Monsanto kritiklos übernommen, teilweise sogar kopiert.
Das in Berlin ansässige BfR habe ganze Passagen aus dem Antrag des Glyphosat-Herstellers „wortwörtlich abgeschrieben“ und als eigene Feststellung ausgegeben, erläuterte Plagiatsforscher Stefan Weber. Dieses Vorgehen sei „eindeutig als Plagiat“ zu werten.
Das BfR wies „alle Vorwürfe von absichtlicher Täuschung“ zurück. In Bewertungsverfahren von Pflanzenschutzmitteln sei es „üblich und anerkannt“, dass Behörden „nach kritischer Prüfung“ relevante Passagen aus den Dokumenten der Antragsteller in ihre Berichte integrieren, erklärte das Institut.
Forderung nach neuer Überprüfung
Doch die Europaabgeordneten sehen das völlig anders. „Geschäfte der chemischen Industrie dürfen nicht über der Gesundheit der Menschen und dem Schutz der Umwelt stehen“, sagte die Grünen-Abgeordnete Maria Heubuch. Die Bundesregierung müsse sich für eine Reform des Zulassungsverfahrens starkmachen.
Maria Heubuch, Grünen-Abgeordnete
Die positive Bewertung von Glyphosat durch das BfR müsse für ungültig erklärt und von einem anderen EU-Mitgliedstaat neu erarbeitet werden, forderte die SPD-Europaabgeordnete Maria Noichl. Auch die Niederländerin Anja Hazekamp von der Linkspartei sprach sich für eine neue und unabhängige Überprüfung aus.
Insgesamt müsse die Zulassung transparenter werden, heißt es in einem Initiativbericht, über den das Europaparlament am Mittwoch abstimmen will. Die EU-Kommission und die Mitgliedstaaten sollten das Vorsorgeprinzip stärker beachten und strengere Kriterien für die Prüfung von Pestiziden einführen, um negative Auswirkungen auf Umwelt und Gesundheit zu vermeiden.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen
Krieg in der Ukraine
Geschenk mit Eskalation
Umgang mit der AfD
Sollen wir AfD-Stimmen im Blatt wiedergeben?
Krieg in der Ukraine
Kein Frieden mit Putin
Warnung vor „bestimmten Quartieren“
Eine alarmistische Debatte in Berlin
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste