Pilotenstreik in Deutschland: Arbeitskampf vorerst gestoppt
Das Landesarbeitsgericht in Hessen untersagt den Pilotenstreik per einstweiliger Verfügung. Zuvor waren 1.000 Flüge ausgefallen.
Frankfurt/Main dpa | Das Hessische Landesarbeitsgericht hat den Pilotenstreik bei der Lufthansa vorerst gestoppt. Das Gericht erließ am Mittwoch in Frankfurt eine einstweilige Verfügung gegen diestreikende Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit
Der Streik der Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit hatte zuvor am zweiten Tag deutlich Wirkung gezeigt: Bei der Lufthansa fielen am Mittwoch rund 1.000 Flüge auf der Kurz- und Mittelstrecke aus. Während an den kleineren Flughäfen wie Hannover kein einziger Lufthansa-Flug mehr rausging, starteten von den Drehkreuzen München und Frankfurt die meisten Langstreckenflieger mit deutlich gelichteten Sitzreihen, denn die Zubringerflüge blieben aus.
In Frankfurt bildeten sich an den Schaltern lange Schlangen von Passagieren, die auf einen der wenigen ausgehenden Flüge hofften oder umgebucht werden wollten. Über ihren Köpfen zeigte die große Anzeigetafel bei nahezu jedem Lufthansa-Flug den Hinweis „Annulliert“. Rund 140.000 Passagiere waren nach Lufthansa-Schätzungen insgesamt von den Ausfällen betroffen.
Das Unternehmen setzte am Mittwochvormittag seine Bemühungen fort, den Streik juristisch zu stoppen – mit Erfolg. Das Landesarbeitsgericht Hessen erklärte den Streik am Mittwochmittag für rechtswidrig. Es hob damit ein Urteil des Arbeitsgerichts Frankfurt auf, das den Antrag der Lufthansa auf einstweilige Verfügung am Dienstagabend noch abgewiesen hatte.
Mindestens tausend Flüge fallen aus
Die Gewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) forderte die Lufthansa auf, sich nicht hinter juristischen Positionen zu verstecken. „Der Konzernvorstand muss endlich erkennen, dass ein Dienstleistungsunternehmen nicht gegen das eigene Personal geführt werden kann“, sagte VC-Sprecher Markus Wahl. Die Gewerkschaft sei bereit, zukunftsfähige Strukturen mitzugestalten.
Am Mittwoch fallen von 1.520 Flügen nach Angaben des Unternehmens rund 1.000 aus. Betroffen seien etwa 140 .000 von 180. 000 gebuchten Passagieren. Für innerdeutsche Strecken wurden die Fluggäste auf die Bahn verwiesen, zudem sollten auch Jets anderer Gesellschaften aus dem Lufthansa-Konzern eingesetzt werden. Nicht vom Streik betroffen waren Linienflüge der Lufthansa-Tochter Germanwings und der anderen Konzerngesellschaften wie Swiss oder AUA.
Offizieller Streikgrund ist die Übergangsversorgung von rund 5.400 Piloten. Daneben geht es auch um die geplante Billigschiene Eurowings. Die Piloten werfen dem Unternehmen Tarifflucht vor, weil mit der neuen Unternehmensstruktur Arbeitsplätze zu günstigeren Konditionen ins Ausland verlagert werden sollen. Lufthansa begründet die Pläne mit dem hohen Kosten- und Konkurrenzdruck durch Billigflieger wie Ryanair und Easyjet.