Pieter van den Hoogenband tritt zurück: Der langsame Gentleman
Er gewann zweimal Gold bei Olympia und hatte gute Chancen in Peking. Aber der Holländer will nicht mehr. Gegen die neue Generation von Schwimmern habe er keine Chance, sagt er.
Er war ein freundlicher Schwimmer. Am Beckenrand jedenfalls. Das merkte man vor allem, wenn vor den Rennen sein Name ausgerufen wurde. Pieter van den Hoogenband winkte nicht superstarallürenhaft ins Publikum, auch blickte er nicht ignorant und selbstversunken unter sich. Nein, der Niederländer verbeugte sich höflich. Auf diese guten Manieren muss die Schwimmwelt künftig verzichten: Van den Hoogenband hat nach dem 100-Meter-Freistil-Finale in Peking seinen Rücktritt erklärt.
Der 30-Jährige hätte die Chance gehabt, als erster Sportler in der olympischen Geschichte dieselbe Disziplin zum dritten Mal hintereinander zu gewinnen. Theoretisch. Er wurde in 47,75 Sekunden nur Fünfter, 0,54 Sekunden langsamer als der Franzose Alain Bernard - im Freistilsprint ist das fast ein Klassenunterschied. Interessant ist die Begründung van den Hoogenbands für seinen Rücktritt: "Die sind zu schnell. Es ist eine neue Generation. Für mich ist die Zeit gekommen, beiseitezutreten", sagte er und könnte damit die Spekulationen um die vielen Weltrekorde, die in letzter Zeit im Schwimmbecken erzielt wurden, wieder anheizen. Neue Trainingsmethoden, schnelle Schwimmanzüge - oder doch einfach geschicktes Doping? Pieter van den Hoogenband jedenfalls, der in seiner Karriere nie unter konkretem Dopingverdacht stand, will damit nichts mehr zu tun haben.
Seine erste Einzelmedaille gewann der "fliegende Holländer", wie er genannt wurde, bei der WM 1998 im australischen Perth: Bronze über 200 m Freistil. Bei der EM 1999 in Istanbul gelang ihm zum ersten Mal ein Sieg gegen den Russen Alexander Popow, der seit 1994 die 100 Meter Freistil-Strecke dominierte.
Während der Olympischen Spiele 2000 in Sydney lieferte sich van den Hoogenband packende Duelle mit Ian Thorpe. Zwei Mal verwies "VDH" den australischen Superschwimmer auf den zweiten Platz und gewann Gold über 100 und 200 Meter Freistil. Van den Hoogenbands Weltrekord von 47,84 Sekunden über 100 Meter Freistil in Sydney hatte acht Jahre Bestand. Seit März unterbieten Alain Bernard und der Australier Eamon Sullivan diese Zeit wechselweise.
In seiner Heimat ist Pieter van den Hoogenband neben den Fußballern Johan Cruyff und Marco van Basten einer der beliebsten Athleten. Vor den Spielen in Peking war er zudem einer der wenigen Sportler, die sich öffentlich zur Situation in China äußerten. Noch vor den Unruhen in Tibet schrieb er im Telegraaf, IOC-Präsident Jacques Rogge möge im Namen aller Athleten öffentlich für eine Verbesserung der Menschenrechtssituation in China eintreten. Dieser Wunsch hat sich genauso wenig erfüllt wie sein Traum vom dritten Olympiagold in Folge.
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