Philipp Fritz über die Verlegung von US-Panzer nach Polen: Polens verständliche Angst
Aus deutscher Perspektive lässt sich das Sicherheitsbedürfnis der Polen leicht als übertrieben abtun. Schließlich hat man selbst 70 Jahre lang bequem unter dem Schutz von US-Basen gelebt, wo sich allerlei Friedensbewegtes risikofrei entwickeln ließ. Doch unter realen und ungeschützten Bedingungen ist die Verlegung von US-Truppen und -Gerät an die Ostflanke der Nato richtig und angemessen. Das westliche Militärbündnis reagiert damit auf russische Manöver über der Ostsee sowie an Polens Grenze und auf den Konflikt mit und in der Ukraine. Die Situation ist vergleichbar mit der Aufstellung von Pershing-II-Raketen 1983 als Reaktion auf die Bedrohung sowjetischer SS-20-Raketen.
Übrigens befanden sich während des Kalten Krieges teils mehr alliierte Truppen allein in Westberlin, als nun US-Amerikaner in den Osten verlegt werden. Und das wollen wir Deutsche Polen nicht zugestehen? Die kritischen Einwände von Sahra Wagenknecht oder von Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke sind geschichtsvergessen und rücksichtslos.
Jalta sei nun endlich beendet – so kommentierte der polnische Verteidigungsminister Antoni Macierewicz zufrieden die US-Truppen in Polen. Damit meinte er die Krim-Konferenz, die die Aufteilung Europas der Alliierten 1945 in Interessensphären festlegte. Polen ging an die Sowjetunion. Nach dem Ende des Staatssozialismus und dem Beitritt zur Nato 1999 wurden in dem Land jedoch keine US-Armeeangehörigen stationiert. Trotz des massiven Einflussverlustes und der Nato-Ausdehnung nach Osten hatte Moskau militärisch weiterhin die Oberhand in Ostmitteleuropa.
Im Konflikt zwischen der Opposition und der regierenden PiS-Partei ist die US-Truppenstationierung eine Pause. Alle Parteien und der große Teil der außerparlamentarischen Opposition halten diese für richtig. In Deutschland sollte das zu denken geben.
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