Pflanzlicher Wirkstoff gegen Vogelgrippe: Besser als Tamiflu

Ein pflanzlicher Wirkstoff schützt vor Infektionen mit dem Vogelgrippe-Erreger. Anders als bei Tamiflu entwickeln die Viren keine Resistenzen gegen den pflanzlichen Wirkstoff.

Wegen Resistenzen muss bisher für jeden neuen Vogelgrippeerreger stets ein genau dazu passender Wirkstoff entwickelt werden. Bild: dpa

Forscher der Universitätsklinik Münster und des Friedrich-Löffler-Instituts in Tübingen haben in einer aktuellen Studie herausgefunden, dass der pflanzliche Wirkstoff Cystus 052 einen deutlich besseren Schutz vor der Vogelgrippe bieten kann als Tamiflu. In den klinischen Untersuchungen habe sich zudem gezeigt, dass die gefährlichen Viren - anders als bei Tamiflu - gegenüber dem pflanzlichen Wirkstoff keine Resistenzen entwickeln.

Die Wissenschaftler aus Münster und Tübingen wiesen in jeweils eigenständigen klinischen Versuchen nach, dass Cystus 052 bei H5N1-Viren eine zum Teil 100 mal stärkere Reduktion der Viruslast bewirkt. Professor Oliver Planz vom Friedrich-Löffler-Institut: "Der pflanzliche Wirkstoff verhindert das Eindringen der Viren in die Zellen, so dass es erst gar nicht zur Erkrankung kommt".

In den beiden Vergleichsstudien wurde untersucht, inwieweit Tamiflu und Cystus 052 in der Lage sind, eine Infektion von Gewebekulturzellen mit H5N1-Viren zu beeinflussen.

Für die Untersuchungen wurden zwei unterschiedliche aktuelle Mutationen von H5N1-Viren verwendet. Das eine Virus stammt von einer im Jahr 2006 verendeten Stockente. Das andere Virus war im 2007 in Nürnberg aus einem Schwan isoliert worden und zählt zu einer vor allem in Nordafrika virulenten Gruppe von H5N1-Viren, die als sehr gefährlich eingestuft wird.

Die Gewebekulturzellen wurden mit dem jeweiligen Virus infiziert und anschließend parallel mit Tamiflu und Cystus 052 behandelt. Das Ergebnis sei eindeutig, betont Professor Oliver Planz: "Cystus 052 wirkte signifikant besser".

Große Unterschiede hätten auch die Vergleichsuntersuchungen auf Resistenzen ergeben. Genau dieses Problem - dass der Wirkungscode des entwickelten Wirkstoffs nicht mehr zum Virus passt - wird nach Einschätzung der Weltgesundheitsorganisation immer größer. In Fall einer Grippepandemie würde das bedeuten, dass ein Großteil der Bevölkerung monatelang ungeschützt wäre.

So müsse für jeden neuen Grippeerreger stets ein genau dazu passender Wirkstoff entwickelt werden. Bislang setze man fast ausschließlich auf Tamiflu, um diese Zeit überbrücken zu können.

Die Forscher aus Münster und Tübingen haben für ihren Resistenz-Vergleichstest erstmals mit komplett isolierten H5N1-Erregerviren gearbeitet, was in Sachen Genauigkeit klar über das etwa beim Robert-Koch-Institut übliche Verfahren hinausgeht.

Das Untersuchungsergebnis fasst Professor Stephan Ludwig von der Universitätsklinik Münster so zusammen: "Bei fünf der sieben untersuchten Proben lebten die Viren nach der Tamiflu-Behandlung munter weiter. Der pflanzliche Wirkstoff wirkte dagegen gegen alle getesteten Vogelgrippeviren".

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