Pfingstberg in Potsdam: Keine Macht den Mäzenen
Eigentlich wollte sich Springer-Chef Döpfner als gutmütiger Geldgeber präsentieren. Daraus wird jetzt nichts.
![](https://taz.de/picture/86361/14/doepfner_dpa.jpg)
Jetzt schmeißt Mathias Döpfner also hin: Der Springer-Vorstandsvorsitzende erklärte am Freitag, er werde sich von seinem Engagement am Potsdamer Pfingstberg zurückziehen. Döpfner hatte bereits begonnen, die verfallene Villa Schlieffen samt dem umgebenden sechs Hektar großen Park zu sanieren. Dafür, dass der Verleger die Arbeiten an dem verfallenen Unesco-Welterbe bezahlt, hatte ihm die landeseigene Stiftung Preußische Schlösser und Gärten (SPSG) ein „zeitlich befristetes Nießbrauchsrecht“ zugesichert.
Diesen Vertrag will Döpfner nun wieder lösen. Der Grund: Eine Bürgerinitiative protestiert seit Monaten öffentlich gegen die Umzäunung des öffentlichen Geländes und gegen eine private Nutzung durch Döpfner an den Wochenenden. Nun ist wieder alles auf Null: Der Geldgeber ist beleidigt, und die klamme Eigentümerin muss neue Quellen auftun.
Potsdam ist kein leichtes Pflaster mehr für Mäzene: Bereits der SAP-Milliardär Hasso Plattner musste auf öffentlichen Druck von seinem Plan für eine Kunsthalle am Lustgarten lassen und sich mit einer weniger prominenten Lage begnügen. Nun darf auch der Promi Döpfner, dem bereits die benachbarte Villa Henckel samt Park gehört, nicht so über seine Nachbarschaft verfügen, wie er es gern wollte. Für ihn mag das ein Problem sein. Für die Stadt und den Pfingstberg, der mit seinen sowjetischen Abhöranlagen auch ein wichtiger Protestort für die DDR-Opposition war, ist Döpfners Rückzug eine Chance.
Die Zeiten, in denen Städte im Stillen auf die Suche nach solventen Partnern gehen und mit ihnen undurchsichtige Verträge aushandeln, sind zum Glück vorbei. Längst sind die Schattenseiten von Privatisierung bekannt. Und längst wehren sich selbstbewusste Bürger dagegen, dass ihnen öffentliche Flächen entzogen werden. Gut so!
Die Frage, wer die Sanierung der Villa und des Parks sonst bezahlen soll, ist zwar wichtig. Aber sie darf nicht zum Totschlagargument werden. Im Mittelpunkt für eine neue Investorensuche muss jetzt die öffentliche Zugänglichkeit des Weltkulturerbes stehen. Und die Suche nach einem „Mäzen“, der sich nicht gebärdet wie ein mittelalterlicher Fürst, sondern sich demokratischen Ideen verpflichtet fühlt – auch wenn er sie mit seinem Privatgeld bezahlt.
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