Petition der Woche: Bäder sind überlebenswichtig
Ohne Schwimmbäder lernen noch weniger Kinder schwimmen. Dagegen wendet sich Verena Kuch in einer Petition.
Ein Tag am See, Kinder kreischen und spielen im Wasser. Was aber, wenn der Nachwuchs nie Schwimmen gelernt hat? „Seit zehn Jahren gebe ich Schwimmtraining, und ich habe festgestellt, dass immer weniger Kinder gut schwimmen können. Einige können sich kaum über Wasser halten“, sagt Verena Kuch. Die 25-Jährige ist ehrenamtliche Schwimmtrainerin und Sportreferentin der Grünen in Moosburg an der Isar im oberbayerischen Landkreis Freising
Kuch startete vor knapp zwei Wochen die Petition „Schwimmen lernen rettet Kinderleben – Schwimmbadsterben verhindern“ auf der Plattform innn.it. Mit der Petition richtet sie sich direkt an Bayerns Ministerpräsidenten Markus Söder und den bayerischen Minister für Wohnen, Bau und Verkehr Christian Bernreiter, beide CSU. Kuch fordert, dass die Landesregierung sich dafür einsetzt, jedem Kind das Schwimmenlernen zu ermöglichen.
Ihr Hauptargument: Eine der häufigsten Unfalltodesursachen für Kinder ist das Ertrinken. Die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) veröffentlicht jährliche Statistiken dazu. Im vergangenen Jahr ertranken mindestens 299 Menschen in deutschen Gewässern, 47 waren Kinder und Jugendliche.
Das Hauptproblem: Immer mehr Frei- und Hallenbäder schließen. Der Betrieb und die Instandhaltung sind teuer, eine hohe finanzielle Last vor allem für kleinere Kommunen. „Schwimmen ist eine kleine Sache, aber damit ein Kind schwimmen kann, muss ein sehr teures Konstrukt am Leben gehalten werden“, sagt Kuch. „Fürs Radfahren braucht ein Kind ein Rad. Fürs Schwimmenlernen ein ganzes Schwimmbad.“
Auf der Warteliste für den Schwimmkurs
Und doch sei es lebensnotwendig. Die Politik müsse bereit sein, mehr finanzielle Mittel für Personal und Sanierung der Bäder bereitzustellen. Inklusive Umbau der Schwimmbadheizungen auf umweltfreundlichere Heizsysteme.
Ob jemand schwimmen kann oder nicht, ist auch eine soziale Frage. Ein Schwimmkurs koste im Schnitt 100 Euro, in Städten wie München auch mal doppelt so viel, sagt Kuch. Früher lernten die Kinder meist mit den Eltern schwimmen, heute in Kursen. In Moosburg sei das Angebot an Schwimmkursen schon sehr hoch, sagt Verena Kuch, und trotzdem stünden Kinder auf der Warteliste.
Dieser Text stammt aus der taz am wochenende. Immer ab Samstag am Kiosk, im eKiosk oder gleich im Wochenendabo. Und bei Facebook und Twitter.
„In einem frei zugänglichen See kann man nicht so gut schwimmen lernen wie in einer sicheren Umgebung im Hallen- oder Freibad“, sagt die Schwimmtrainerin. Sie unterrichtet vierjährige Kinder. Da gehe es darum, das Element Wasser kennenzulernen, die Tragfähigkeit des Wassers zu fühlen und zu verstehen, dass man gar keine großartigen Bewegungen machen müsse, um sich über Wasser zu halten. „Dafür braucht man einfach das warme Hallenbad und nicht den kalten See.“
Vor einem Jahr führte Verena Kuchs Antrag, Kindern bis zwölf Jahren den Eintritt in das Moosburger Freibad umsonst zu gewähren, zu einer heftigen Debatte im Stadtrat. Am Ende kam der Antrag durch. Ein ermutigender Schritt.
Bisher hat die Petition nur knapp über 160 Unterschriften. Kuch erhofft sich noch deutlich mehr im Laufe des Sommers. „Schwimmbäder müssen da sein und zugänglich sein, sonst bringt jeder Schwimmkurs nichts.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Rekrutierung im Krieg gegen Russland
Von der Straße weg
Umfrage zu Sicherheitsgefühl
Das Problem mit den Gefühlen
Israelische Drohnen in Gaza
Testlabor des Grauens
„Freiheit“ von Angela Merkel
Die Macht hatte ihren Preis
Deutschland braucht Zuwanderung
Bitte kommt alle!
Gewalt an Frauen
Ein Femizid ist ein Femizid und bleibt ein Femizid