Peter Kraus

Eine Tagebuch-Rezension  ■ D I E A K T U E L L E V O R A B K R I T I K

Mittwoch, den 4.11.195

(eingetragen am 2.1.1960

Liebe Susi!

Ich habe noch eine Nachtragung zu machen. Und zwar eine sehr wichtige. Wenn ich alles genau beschreiben würde, wäre das ganze Buch gleich voll. Darum: „Fasse dich kurz!“ Du kannst meine Aufgeregtheit verstehen (ich bemühe mich auch, nicht alles durcheinander zu schreiben), denn Peter war in Hannover. „Welcher Peter?“ fragst Du. Na, hör mal, natürlich mein Peter - Peter Kraus. Also, in der Niedersachsenhalle startete die große Polydor-Musikschau 1959 „Schlagerbummel“. Die Mitwirkenden, wie ich sie platzieren würden: 1.)Peter, 2.)Max Kutta (große Klasse!), 3.)Gabriele, 4.)Ted Herold, 5.)Dany Mann, 6.)Honey-Twins, 7.)Lolita, 8.)Jörg-M. Berg, 9.)Gloria-Sisters, 10.)Günter Frank, 11.)Erni Bieler (katastrophal!) - Das Orchester „Max Greger“ war enorm. Fred Kraus und Charly Müller haben angesagt. Das hat mir gefallen! Es war alles so witzig. Die Stimmung war prima. Faule Äpfel sind nicht geflogen! (Der Schlagerbummel ist nämlich berüchtigt!)

Der 1. Höhepunkt war Ted Herold. Meine Meinung ist geteilt über ihn. Ich höre ihn ganz gern singen, aber ich werde nur für Peter schwärmen. Ted hat genau wie Elvis getanzt. Nachmachen kann jeder! - Gabriele war auch ganz süß. - Und nun zu Peter! Der „Schau-Mann“ (ich weiß keine andere Bezeichnung; es war so eine Art Oberhaupt) hat ihn angesagt: „Wir haben noch eine Überraschung für Sie bereit, denn jetzt kommt 'für Fans und Twens‘, zum 2. Mal in Hannover...“ Da ging der Beifall schon los! “...Peter Kraus!“ schrie der „Schau-Mann“. Peter kam hinter dem kleinen Vorhang hervorgelaufen. Lila-rot-blau gestreiftes Hemd und blaue Laxtex-Hose! (Wie in „Alle lieben Peter“.) Im Laufen strich er sich die Haare zurück. Das sah ganz süß aus. - Jetzt erst begann mein Herz zu klopfen und ich fing an zu zittern. Kannst Du verstehen, warum ich vorher nicht aufgeregt war? Ich nicht! - Er verbeugte sich. Stürmischer Beifall! Ich hab‘ natürlich auch geklatscht, Marion hat gepfiffen. Vera war auch noch mit uns da. Man merkte gar nicht, daß die Musik schon begonnen hatte, denn das Publikum tobte weiter. Allmälig verstand man etwas. Er sang „Kitty-Cat“.

Getanzt hat er! Das ist etwas anderes als Ted! Natürlich hat Peter sich auch nach hinten gelegt. Du kennst das sicher von Bildern. Seine nächsten Lieder sagte er selber an. „Tiger.“ Nachdem er das für mich damals noch unbekannte Lied auch mit großer Schau gesungen hatte, brachte ihm ein Mädchen rote Rosen. Er bedankte sich mit einem Händedruck. Süß! „Wunderbar wie du“ war sein nächstes Lied. Danach ein Jazzlied. Mit Jörg-Maria Berg folgte „Cowboy-Billy“. Und seine letzte Schaunummer: „Susi-Rock“. Susi-Rock-Applaus ungefähr 2 Min. (Du mußt Dir überhaupt immer, wenn er nicht sang, ohrenbetäubenden Beifall vorstellen.) Der „Show-man“ brüllte irgend etwas ins Mikrofon, man hat aber nichts verstanden. Wir haben immer weiter geklatscht und geschrien. Einige Mädchen sind zu Podium gerannt. Das war blöd! Vielleicht hätte er sonst noch mehr Zugaben gemacht. Der Schluß und zu gleich der Höhepunkt des Abends war „When the saints go marchin‘ in“, gesungen von Peter, Max Kutta und Ted. Bei der Finale warfen die Stars Blumen in die Menge. Eine Nelke von Peter hätte ich auch gerne gehabt!!!

Ich schwärme für Peter wie nie zuvor. Vera meinte, als ich in der Schule alles begeistert erzählte, ich sei ganz verliebt. Ich weiß nicht, ob man das Gefühl, das ich habe, „verliebt sein“ nennen kann. Jedenfalls war Peter süß. Jede kleinste Geste, jede Tanzbewegung, jeder Ton war goldig. Vielleicht verstehst Du mich nicht, und vielleicht ist es dumm, aber meine Begeisterung kann kein Ende finden. Immer noch sehe ich sein Gesicht deutlich vor mir. Hoffentlich verschwindet das Bild nicht so schnell vor meinen Augen. Ich muß ihn einmal von ganz nahem sehen. - Peter, du Süßer! Alle Gerüchte, die in letzter Zeit aufgekommen sind, stimmen nicht! Du hast mich davon überzeugt. - Ich bin Mutti und Papa sehr dankbar, daß ich dieses miterleben durfte. Birgit (13

Die Peter-Kraus-Revue. Heute 20 Uhr im Metropol