Personenführung #7: Ralf Klever: Obelixhafte Ruhe im Datenzeitalter

Er erfand schon vor 18 Jahren das Format für die heutigen Lesegewohnheiten.

Ralf Klever Ende der 1970er Jahre. Bild: privat

Die allermeisten der jungen KollegInnen in der taz sehen ihn bisweilen – und kennen ihn nicht. Wenn ein Mann mit fast obelixhafter Ruhe die Treppen im alten Pressehaus (der taz) an der Rudi-Dutschke-Straße rauf- oder runtergeht, dann ist er das: Ralf Klever. Ein Mann, der zwei Abteilungen im alternativen Zeitungsunternehmen vorsteht. Die eine ist die Dokumentation – die andere ist die EDV. 1957 in Wickede, im Norden des Sauerlands zur Welt gekommen, wollte er als Musiker eigentlich Tonmeister werden. Das bewog ihn, überhaupt nach Berlin zu gehen.

Seine Berufung aber wurde, man erinnert sich an den Zeitgeist der Achtziger, 1987 die taz. In einer politischen Atmosphäre der Kritik am Überwachungsstaat und somit an der Volkszählung und ihrem Boykott hat Klever in der taz eine autonome EDV-Abteilung aufgebaut. Erst solistisch, inzwischen mit einem schwarmintelligenten Stab an MitarbeiterInnen, der die taz unabhängig von den Major Companies der Datenverarbeitung und -übertragung behauptet hat.

Klever war es, der, „um mehr Abos für die taz zu gewinnen”, die Digitaz vor über 18 Jahren erfand. Es war die erste Zeitung in digitalisierter Form auf dem deutschen Medienmarkt – womit man einen heiklen Punkt bei ihm berührt: Offiziell, etwa bei Wikipedia, aber falsch, wird die Schweriner Volkszeitung mit dieser Pionierleistung verzeichnet. Klever: „Mich ärgert das noch heute.”