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Personalwechsel im Weißen HausObamas Chicago-Connection

Die neuen Männer, die US-Präsident Obama in den engsten Führungskreis holt, sind gar nicht neu. Sie verraten viel über Obamas künftige Taktik.

William Daley genießt als Stabschef künftig das Vertrauen von Barack Obama. Bild: reuters

WASHINGTON taz | Im Weißen Haus geht es rund: Am Donnerstag ernannte US-Präsident Barack Obama den ehemaligen Handelsminister William Daley zum neuen Stabschef. Er folgt David Axelrod, der sich ganz Obamas Wiederwahlkampagne widmen soll. Auch seinen neuen Wirtschaftsberater hat er schon ausgeguckt. Fehlt nur noch ein neuer Sprecher an Stelle des scheidenden Robert Gibbs. Die Jobbörse verrät viel über die künftige Taktik des Präsidenten.

Ein Mann aus Chicago geht, ein Mann aus Chicago kommt: Daley ist Spross einer der politisch einflussreichsten Familien in Obamas Heimatstadt. Das Bürgermeisteramt, das den alten Stabschef Rahm Emanuel zurück in die Metropole lockte, hat auch schon Daleys Vater bekleidet.

Doch mit dem neuen Stabschef wählte sich Obama auch in anderer Hinsicht einen alten Bekannten: Der 62-Jährige gehörte dem Kabinett von Präsident Bill Clinton an. Von 1997 bis 2000 führte er das Handelsministerium. 1993 war er treibende Kraft bei der Durchsetzung des Nordamerikanischen Freihandelsabkommens (Nafta) im US-Kongress.

Im Präsidentschaftswahlkampf 2000 führte Daley die Kampagne von Al Gore. Die Wirtschaft kennt Daley aber auch von der anderen Seite: Er sammelte Erfahrung bei der Großbank JP Morgan Chase, der Telekommunikationsfirma SBS Communications und im Verwaltungsrat von Boeing.

Daley soll nicht der einzige Clinton-Mann im Weißen Haus bleiben: Obamas Wahl als Ersatzmann für den ausgeschiedenen Wirtschaftsberater Laurence Summers fiel nach Insider-Informationen auf Gene Sperling. Der hatte dasselbe Amt bereits unter Clinton inne. Medien spekulierten, dass Obama seine Wahl noch am Freitag verkünden wollte.

Damit hätte der Präsdent sich gleich zwei Pragmatiker aus der Ära seines letzten demokratischen Vorgängers ins Umfeld geholt, von dessen Politik er sich eigentlich absetzen wollte. Beobachter werten die Wende als Zeichen für einen neuen, moderaten Kurs, mit dem Obama vor allem auch die Republikaner weiter ins Boot holen will. Mit zwei von der Wall Street angesehenen Top-Politikern reicht Obama außerdem der Wirtschaft die Hand, analysiert die New York Times.

Nun braucht der Präsident noch einen Mitarbeiter, der diesen Kurs nach außen kommuniziert: Sprecher Robert Gibbs verlässt das Weiße Haus, um die Politik seines Noch-Chefs künftig im Fernsehen zu kommentieren - und ihm dadurch besser zu dienen.

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