Personalquerelen Linkspartei: Ramelow kündigt Rückzug an
Die Linke kommt nicht zur Ruhe. Erst will Geschäftsführer Bartsch nicht wieder für sein Amt kandidieren. Nun hat auch Bodo Ramelow ankündigt, dass er sich aus dem Bundesvorstand zurückziehen will.
ERFURT/BERLIN dpa/afp | Der Fraktionschef der Linken im Thüringer Landtag, Bodo Ramelow, will sich aus dem Bundesvorstand der Partei zurückziehen. "Ich werde auf dem Parteitag im Mai in Rostock nicht für den Parteivorstand kandidieren", sagte er am Montag nach einer Sitzung der Parteigremien in Berlin. Ramelow gehörte dem Parteivorstand seit 2005 an. Seine Aufgabe sei die Landespolitik, er werde in der Bundespolitik aber weiter aktiv sein, sagte er. Er sehe seine Rolle in Zukunft in der Fraktionsvorsitzenden-Konferenz.
Zugleich erneuerte der 53-Jährige nach dem wochenlangen Machtkampf seine Forderung nach mehr Frauen im Linken-Vorstand. Der Führungsstreit sei auch eine Folge typisch männlicher Gockelkämpfe, sagte Ramelow der "Freien Presse". Er könne sich Gesine Lötzsch, Petra Pau und Dagmar Enkelmann für Führungsaufgaben vorstellen. Bisher wird die Linke von Oskar Lafontaine und Lothar Bisky als Co-Vorsitzenden geführt. Auch künftig soll es eine Doppelspitze geben - eventuell mit einem Mann und einer Frau.
Unklar ist weiterhin, ob Lafontaine in Rostock erneut für den Parteivorsitz kandidieren wird. Er wird am Dienstag zum Neujahrsempfang der saarländischen Linksfraktion erwartet, es wird aber nicht damit gerechnet, dass er sich nach seiner Krebserkrankung zu seiner politischen Zukunft äußern wird.
Die Spitze der Linke will bald einen Schlussstrich unter die Personalquerelen ziehen. "Statt mit unseren Inhalten waren wir fast ausschließlich mit Personalfragen in der Öffentlichkeit", hieß es in einer am Montag verabschiedeten Erklärung des Geschäftsführenden Vorstands in Berlin. Dies habe der Partei geschadet. Der Geschäftsführende Vorstand werde gemeinsam mit Bundestagsfraktionschef Gregor Gysi rechtzeitig vor dem Parteitag im Mai einen Vorschlag zur Zusammensetzung der künftigen Parteiführung unterbreiten.
Damit will die Parteiführung die Konsequenzen aus den personellen Auseinandersetzungen um Parteichef Oskar Lafontaine und Bundesgeschäftsführer Dietmar Bartsch ziehen. Bartsch hatte am Freitag angekündigt, beim Rostocker Parteitag im Mai nicht erneut für sein Amt zu kandidieren. Er war zuvor unter Druck geraten, weil ihm der Fraktionsvorsitzende Gregor Gysi Illoyalität gegenüber Lafontaine vorgeworfen hatte.
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