People of Colour in Sachsen: Verbündet und vernetzt euch!
Der Rechtsruck in Ostdeutschland hat eine geringe Migration zur Folge. Wie sich People of Colour (PoC) in Sachsen trotzdem vernetzen.
O stdeutschland befindet sich in einem tiefgreifenden Wandel. Es ziehen mehr junge Menschen in die Region – und in den vergangenen Jahren wurden viele Projekte ins Leben gerufen. Besonders bemerkenswert sind die Initiativen, die von und für People of Colour (PoC) gegründet wurden. Doch warum ist die Vernetzung von PoC gerade im Osten so bedeutend?
Im Jahr 2023 hatte in Westdeutschland jede dritte Person einen Migrationshintergrund, während es in Ostdeutschland nur jede neunte war. Diese Diskrepanz hat ihre Wurzeln in der Vergangenheit. Während der DDR-Zeit gab es vergleichsweise wenig Migration. Gastarbeitende, unter anderem aus Vietnam und Mosambik, bildeten die größte ausländische Bevölkerungsgruppe.
Der Text ist aus einem zu den Wahlen in Thüringen, Sachsen und Brandenburg im Rahmen eines Online-Workshops der taz Panter Stiftung entstandenen Ostjugend-Dossier, das durch Spenden finanziert wird: taz.de/spenden
Als das Klima außerhalb der ostdeutschen Großstädte rassistischer und gewaltsamer wurde, emigrierten viele Vertragsarbeitende nach der Wende in die BRD oder wurden ausgewiesen. In den drei Jahrzehnten seit der Wende hat sich im Hinblick auf Migration nicht viel geändert. Rassismus wird oft fälschlicherweise allein Ostdeutschland zugeschoben, dennoch spielt neben sozioökonomischen Ursachen auch ein stärkerer Rechtsruck eine Rolle für geringere Migration. All das führt dazu, dass die Stimmen von PoC weniger hörbar sind.
Vernetzung von PoC in Sachsen
Die Initiative Jugendstil* versucht dem entgegenzuwirken. Sie unterstützt junge postmigrantische Selbstorganisation und fördert Projekte von PoC in Ostdeutschland. Ihr Ziel ist es, mehr Bewusstsein zu schaffen, Ressourcen gerechter zu verteilen und die beeindruckenden Leistungen im Osten hervorzuheben.
Jugendstil* fördert zum Beispiel die Gems Crew, eine FLINTA*-Dance-Crew, die in der Hip-Hop- und House-Tanzszene einen sicheren Raum für FLINTA* kreiert. Oder das Postmigrantische Radio, das (post-)migrantischen Stimmen Gehör verschafft.
Bei „Black Brunchin“ organisiert Katie Community Hangouts, Feierlichkeiten und vieles mehr. Bei Veranstaltungen wie dem African Liberation Day herrscht stets ein starkes Gefühl von Verbundenheit.
Empfohlener externer Inhalt
Wenn man sich vernetzen möchte, kann das auf den ersten Blick schwierig erscheinen. Doch über BIPoC-Gruppen auf Telegram oder die Social-Media-Accounts der Initiativen erfährt man von aktuellen Veranstaltungen. Allein hinzugehen mag Überwindung kosten, doch sobald man dort ist, fühlt man sich nicht mehr allein.
Das Gefühl, eine Minderheit zu sein, ist angsteinflößend, aber auch mit großen Chancen verbunden. Chancen, Orte zu schaffen, die wir uns selbst gewünscht hätten, eine starke Gemeinschaft aufzubauen und vor allem Hoffnung und Zuversicht weiterzugeben.
Salomé Schilcher (21), ist für ihr Studium nach Leipzig gezogen, wo sie das Mizan Magazin ins Leben rief – eine Publikation von und für BIPOCs.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Haftbefehl gegen Netanjahu
Sollte die deutsche Polizei Netanjahu verhaften?
Sourani über das Recht der Palästinenser
„Die deutsche Position ist so hässlich und schockierend“
Buchpremiere von Angela Merkel
Nur nicht rumjammern
Deutscher Arbeitsmarkt
Zuwanderung ist unausweichlich
Deutschland braucht Zuwanderung
Bitte kommt alle!
Netzgebühren für Unternehmen
Habeck will Stromkosten senken