: Peinliche Lieblinge
■ Heute im Aladin: Stilechter Discobums mit „Right Said Fred“
In der Rubrik „Peinlichste Lieblingsplatte“ halten sie einen Stammplatz. Wenn die Popmagazine die Popkonsumenten einmal im Jahr nach deren persönlichen Vorlieben befragen, tauchen „Right Said Fred“ hier mit schöner Regelmäßigkeit auf. Es ist ein bißchen wie mit Roger Whitaker und Whitney Houston: Niemand mag zugeben, daß er so dummes Zeug wirklich hört, aber als Begleitmusik zum Staubsaugen oder Hemdenbügeln braucht man eben manchmal Zeilen wie „I'm too sexy for myself“. Das kann jeder problemlos mitsummen. Wer dabei auch noch gelegentlich mit den Hüften wackelt, darf sich schon als Clubmitglied betrachten und heute abend im „Aladin“ anwackeln, wenn die peinlichen Popstars ihren Tourneeabstecher in Bremen machen.
„Euro-Disco“ heißt das Schlag- bzw. Haßwort, unter dem „Right Said Fred“ ihre Tanzmusike verkaufen. Man will die cleveren, stilbewußten Ami-Disco-Produktionen mit ihren silbrig klimpernden Sounds gar nicht erst zu imitieren versuchen. Fred und Richard, die beiden Sanges-, Tanz- und Lustknaben der Truppe, stehen selbstbewußt zu dem dumpfen Disco-bums, den sie verkörpern wie keine andere Hitcombo. Erbarmungslos stampft der Viervierteltakt durch alle „Right-Said-Fred“-Hits, von „Don't Talk Just Kiss“ bis „Deeply Dippy“ – Fred und Richard stampfen brav hinterher, zum eitlen Wohlgefallen aller Discopeople von Ibiza bis Travemünde.
Der Spaß wäre natürlich nur halb so schön, würde das Duo die Disco-Masche nicht auch konsequent am eigenen Leibe zelebrieren. Zu Recht wird ihr persönlicher Stylist Peter Hawker als drittes Bandmitglied aufgelistet. Das Publikum darf sich an sportlich trainierten und gut gegrillten Körpern weiden; Lederwestchen und stramme Latexhosen, dazu die passende Balz-Choreografie – sehr weit weg von den „California Dream Boys“ ist das alles zwar auch nicht mehr. Aber solange man von einem Besuch bei den Disco-Fredis noch ein, zwei herrlich blöde Melodien mit nach Hause nehmen kann, haben sie ihren Platz in den Peinlichkeits-hitlisten verdient. tw
Heute abend, 20 Uhr, Aladin
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
