Patrouillen im viertel : Mehr Müllpicker als Bürger
Die RuhrbürgerInnen sind umzingelt: Vorbei die Zeiten, als noch unbeobachtet im Park geknutscht, ungehört eine Bierflasche geöffnet und unbemerkt der lasch gewordene Kaugummi in den Bordstein gespuckt werden konnte. Heute patrouillieren im Viertel Polizei, Menschen vom Ordnungsamt, Viertelhausmeister, QuartiersmanagerInnen, demnächst wandern auch noch hunderte Ein-Euro-Jobber in den Straßen und Grünanlagen herum.
KOMMENTAR VONANNIKA JOERES
Vielen Stadtteilen tun die Müllpicker gut – wenn sie mit den AnwohnerInnen sprechen und von ihnen gewünscht sind. So ist die Dortmunder Nordstadt in den letzten Jahren sympathischer geworden, haben QuartiersmanagerInnen für Straßenfeste, Konzerte und Grünflächen gesorgt. Nur kennt der Sauberkeitswahn der Städte keine Grenzen: Partnerschaften aus Ordnungsamt und Polizei führen zu einem überwachten Lebensalltag. Da weicht das gewünschte Sicherheitsgefühl einem permanenten Unwohlsein vor den strengen Argusaugen der städtischen BeobachterInnen. Zumal diese Leute sich den Kontrolljob nur selten selbst ausgesucht haben, in den meisten Ruhrgebietsstädten werden Arbeitslose zu dieser ABM-Maßnahme verpflichtet, noch mehr unter dem zukünftigen Hartz-Programm.
Bei so vielen städtischen Beobachtern stellt sich an kalten Wintertagen die Frage: Wer läuft eigentlich noch ohne städtischen Auftrag durch die Wohnviertel?