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Patrick Loewenstein über das „Feuerwerk-Set Paris“Der Schuss ging nach hinten los

Die Vorfreude steigt. Endlich ist es wieder so weit. Heute dürfen die Menschen in Deutschland legal Krieg spielen. Das ist der Bevölkerung jährlich rund 130 Millionen Euro wert. Auch bei Aldi Süd kann man sich mit Feuerwerk eindecken. Für nur 9,99 Euro gibt’s ein „Premium-Familien-Sortiment“, das mehr als 100 Einzelteile enthält, unter anderem „Brillant-Bomben-Raketen (Made in Germany), fetzige Knallfrösche und lautstarke D-Böller“. Am schönsten an dem Spaß für die ganze Familie ist aber der Name: „Paris“.

Aldi Süd kann die Aufregung über die Produktbezeichnung nicht verstehen. Die Namensgebung sei historisch gewachsen, so eine Firmensprecherin. Ein Zusammenhang zwischen der Ware und dem Terror in der französischen Hauptstadt sei „arg konstruiert“. Diese Meinung hat Aldi Süd exklusiv.

Aber auch die anderen Namen der Aldi-Knallereien lassen das Herz jeden Waffenfans höherschlagen: „Pow­er-Bomben-Raketen-Sortiment Sydney“, „16 Schuss Bombetten-Batterie Toronto“ und der ewig junge Klassiker „Profi-Bomben-Raketen-Sortiment Rio“. So werden reale Vernichtungswaffen als Teil der Spaßkultur trivialisiert.

Das „Paris-Set“ von Aldi Süd zeigt beispielhaft, dass sich Produkte, die sowohl einen geschichtlichen als auch einen aktuellen Bezug haben, besser verkaufen. Das weiß der Billig-Discounter natürlich. Zum Thema „historisch gewachsen“ wird auch das (Reichstagsbrand-Gedächtnis-)Set „Berlin“ angeboten. Es drohen neue „Premium-Familien-Sortiments“ wie „Homs“ oder „Damaskus“. Lieber Aldi Süd, wie wär’s mit ergänzenden Silvesterreisen für Kurzentschlossene wie „Belgien: Strahlend schön – von Tihange nach Doel“, „Wassersport in Wales“, „Joggen im Jemen“ oder „Bücherverbrennen mit Bachmann“. Letzteres könnte man im nächsten Jahr mit dem „Power-Bomben-Raketen-Sortiment Dresden“ ergänzen. Prost Neujahr.

Wirtschaft + Umwelt

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