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Paten gesucht

In Deutschland gibt es immer mehr Patenschaften für Kinder und Erwachsene. Dabei geht es nicht darum, bedürftige Kinder finanziell zu unterstützen, wie man das von Patenschaften mit Afrika kennt, sondern vielmehr um eine ideelle Beziehung zwischen Kind und Pate. In Zeiten, in denen der Familienzusammenhalt immer stärker gefährdet ist und viele Eltern nicht genug Zeit für ihre Kinder haben, verzeichnen solche Zusammenführungsmodelle auch in Deutschland großen Zulauf. Auch die Paten profitieren davon, die meisten leben allein oder haben keine eigenen Kinder.

Die erste Organisation, die professionell Kinder an Paten vermittelte, ist Big Brothers Big Sisters in den USA. Bereits 1904 begann die erste organisierte Vermittlung von „großen Brüdern“ in New York (die „Schwestern“ kamen erst später). Heute hat der Verein 35 Ableger weltweit. Allein in Nordamerika gibt es über 590 regionale Büros, dank deren Hilfe sich mehr als 250.000 Kinder regelmäßig mit ihren Paten treffen.

Deutschlandweit gibt es verschiedene Vereine, die ehrenamtliche Patenschaften vermitteln und betreuen. Zunächst müssen sich Interessenten bei dem Verein melden, danach ist es üblich, ein etwa zehnseitiges Formular auszufüllen und ein polizeiliches Führungszeugnis vorzulegen. Fragen wie: „Was könnte schlimm für ein Kind sein?“ oder „Welche Erfahrungen haben Sie mit Kindern?“ sollen im Formular beantwortet werden. Bei einem ersten Gespräch, das ein bis zwei Stunden dauern kann, wird nach persönlichem Hintergrund, Interessen und auch nach der Motivation für eine Patenschaft gefragt. Es kommt vor, dass Referenzen angegeben werden müssen – Vorsichtsmaßnahmen zum Wohl der Kinder.

„Wenn wir bei einem Vorstellungsgespräch den Eindruck haben, dass persönliche Probleme kompensiert werden sollen, vermitteln wir keine Patenschaft“, sagt Renate Hoheisel von biffy, Big Friends for Youngsters. Die Patenschaften seien nicht dazu da, einsamen Erwachsenen soziale Kontakte zu vermitteln. Vielmehr geht es darum, dass Freundschaften zwischen den Generationen entstehen und Zeit miteinander verbracht wird; für gewöhnlich regelmäßig, zwei bis fünf Stunden pro Woche oder pro Monat. Das wird von den Teilnehmern untereinander vorher individuell abgesprochen, sollte aber dann auch eingehalten werden.

Befragungen haben ergeben, dass sich die Patenschaft positiv auf die Kinder auswirkt. Kinder, die regelmäßig Zeit mit einem Paten verbringen, lernen nicht nur viel Neues und werden allgemein gefördert, sie entwickeln auch mehr Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein. Meist sind es Kinder aus sozial schwächeren Familien, Kinder, die nur mit einem Elternteil aufwachsen, oder Kinder, die viele Geschwister haben. Die Paten sollen keineswegs die Rolle der Eltern einnehmen, sie sollten lediglich zu einer Vertrauensperson für das Kind werden, mit der es gerne Zeit verbringt.

Die Zustimmung zu einer Patenschaft muss nach den ersten Treffen von Eltern, Kind und Paten kommen. Der Verein dient allen Beteiligten als Anlaufstelle, gibt Tipps und hilft, Probleme zu lösen. Eine US-Studie aus den 90er-Jahren ergab, dass die Patenschaften durchschnittlich ein Jahr halten. Ob aus den Patenschaften lebenslange Freundschaften werden, muss sich stets im Einzelfall erweisen.

biffy – Big Friends for Youngsters, www.biffy.de, Fon (0 30) 69 04 97 23. Big Brothers Big Sisters Deutschland, www.bbbsd.org, Fon (06 21) 5 90 32 00. POUYEH ANSARI

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