Partnerschaft mit einer Frau: Katholische Kirche feuert Pfarrer

Katholische Kirche feuert Pfarrer

Mainz (taz) — Als vor kurzem bekannt wurde, daß ein katholischer Pfarrer aus Fürth Kinder sexuell mißbraucht hatte, konnte der Mann nach kurzer Untersuchungshaft wieder die Messe lesen. Erst nach ein paar Tagen beantragte er selbst seine vorläufige Suspendierung.

Das Bistum Mainz als zuständige Stelle erklärte sich einverstanden, war von allein aber nicht auf die Idee gekommen, den perversen Gottesmann von seiner Gemeinde fernzuhalten.

Für einen anderen Fall brauchte das Bistum von Karl Lehmann, dem Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, erheblich weniger Zeit: Als sich am vergangenen Montag der Mainzer Klinikpfarrer Wolfgang Eifler im ARD Magazin „Report“ selbst outete und öffentlich erklärte, daß er mit einer Frau und deren beiden Kindern zusammenlebt, war die Sache schnell klar.

Einen Tag bekam Eifler zuerkannt, deutlich und öffentlich ein „Zeichen“ zu setzen, daß er „zum Weiheversprechen zurückkehrt“. Als er das nicht tat, flog er raus. Dem voraus ging ein Gespräch, das Eifler als „total sexistisch zugespitzt“ beschreibt. Tenor: Auch Pfarrer könnten Sex haben, nur bitte sollten sie darüber nicht sprechen. Eifler verließ das Gespräch vorzeitig.

„Aufgrund des in der ganzen Welt geltenden Zölibatgesetzes“, das die Ehelosigkeit für Priester vorschreibe, bliebe der Diözese Mainz gar „keine andere Wahl“, als Eifler die Ausübung seiner priesterlichen Funktionen zu verbieten, begründete der Mainzer Generalvikar Martin Luley den Rausschmiß in einem Brief an den Klinikseelsorger.

Was die katholische Ordnungshüter („Einzelfälle werden nicht toleriert“) zusätzlich nervte, war, daß Eifler sich in „Report“ nicht nur zu seiner Beziehung bekannt, sondern auch das Zölibat als „kollektive Schizophrenie“ bezeichnet hatte. Der Aufrührer hatte zudem an seine Priesterkollegen, die ebenfalls mit einer Frau zusammenleben, appelliert, dies öffentlich zu machen. Nur so könne der Kirche „ein menschenfreundlicheres, ehrlicheres und offeneres Gesicht“ gegeben werden.

Auch wenn Generalvikar Luley in seinem Brief an Eifler versucht, den Mainzer Pfarrer als Einzelfall darzustellen und seine Behauptung, es gebe viele nicht zölibatär lebende katholische Pfarrer, als „Diffamierung eines gesamten Berufsstandes“ bezeichnete, scheint die Wirklichkeit doch erheblich anders auszusehen.

Weit über 5.000 katholische Pfarrer leben bundesweit nach Angaben von Selbsthilfegruppen in festen Beziehungen zusammen. „Jede Woche gehen Priester und sagen ihrem Bischof: Ende“, meinte der Sprecher der Katholischen Priester und ihrer Frauen, Klaus Thoma.

Eifler jedenfalls hat die Konsequenzen nicht so lautlos gezogen. „Ich gebe meinem Henker nicht die Hand, ich bin rausgerannt und habe die Tür zugeschlagen“. Thomas Krumeacker