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Parteitag der PiratenparteiAuf Schlingerkurs

Die Mitgliederzahl der Piratenpartei hat sich in einem Monat verdreifacht. Nun wählt sie einen neuen Chef-Piraten - und zankt sich um das Programm für die Bundestagswahl.

"Klarmachen zum Ändern!" Bild: dpa

HAMBURG taz | Manches Klischee ist zu schön, um nicht zu stimmen. Und so sehen denn auch viele der Teilnehmer auf dem Bundesparteitag der Piratenpartei so aus, wie man sich Computer-Nerds vorstellt: männlich, zwischen 20 und 40, etwas blass im Gesicht, vor sich den Laptop und eine Dose Cola. "Klarmachen zum Ändern" steht auf einem Banner.

Rund 280 Piraten sind am Wochenende in das Bürgerhaus in Hamburg-Wilhelmsburg gekommen, um ein Programm für die Bundestagswahl zu beschließen und einen neuen Vorstand zu wählen. Zum ersten Bundestreffen nach der Parteigründung vor drei Jahren kamen gerade mal drei Dutzend Menschen. Jetzt sind allein so viele Journalisten da.

Die Piraten kämpfen sich zunächst durch langatmige Satzungsdebatten und Geschäftsordnungsunklarheiten. Und auch die Debatte über das Wahlprogramm wird erstaunlich hitzig geführt, hatte man doch angenommen, die wichtigsten Punkte seien schon vorab per Internet geklärt worden.

Vor allem bei der Frage der von der Partei angestrebten Lockerung des Urheberrechts gibt es große Differenzen, sodass unklar bleibt, was genau die Piraten hier wollen. Nach der Ansicht von Kritikern geht es ihnen ohnehin nur um das grenzenlose Raubkopieren von Musik, Filmen und Software. An anderen Stellen werden die Piraten konkreter. Sie fordern zum Beispiel, die Gesetze zu Vorratsdatenspeicherung und Onlinedurchsuchung rückgängig zu machen, und lehnen die elektronische Gesundheitskarte ab.

Als neuen Vorsitzenden hat die Piratenpartei den Physiker Jens Seipenbusch gewählt. Dessen ambitioniertes Ziel: mit einer eigenen Fraktion in den Bundestag einziehen. Bei der Europawahl Anfang Juni haben die Piraten in Deutschland 0,9 Prozent der Stimmen bekommen. In Schweden kam die Partei auf 7,1 Prozent und schickt nun einen Abgeordneten nach Straßburg.

Seit der Europawahl hat sich die Mitgliederzahl in Deutschland auf rund 3.300 verdreifacht. Längst werden die Piraten mit den Grünen vor 30 Jahren verglichen, wobei aber übersehen wird, dass deren Themenspektrum mit Umwelt, Frieden und Gleichberechtigung wesentlich breiter war. Bei den Piraten hat nun auch die Diskussion darüber begonnen, ob sie über das Thema "Freiheit im Netz" hinaus Position beziehen sollten, etwa zur Finanzkrise. Das lehnt die Mehrheit bisher ab. Allerdings findet sich bereits jetzt im Programm die Forderung nach einer gebührenfreien Bildung.

Frauen sind in der Piratenpartei nach wie vor in der Minderheit. "Wir sind leider immer noch eine Jungspartei", sagt ein Pirat, der früher Grünen-Wähler war. Eine der wenigen Frauen auf dem Parteitag ist Süntje Böttcher, Informatikstudentin aus Saarbrücken. Sie trägt ein T-Shirt mit der Aufschrift "Stoppt die Internetzensur" und will damit gegen die vom Bundestag verabschiedete Internetsperre protestieren, die den Zugang zu Kinderpornografie erschweren soll. Die Piraten halten diese Sperre für unwirksam und sprechen vom Aufbau einer "Zensur-Infrastruktur".

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42 Kommentare

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  • W
    Wack

    Ihren Kommentar hier eingeben

    Lieber Kris Wenders,

    kommen Sie mir bitte nicht mit "freiheitlich-demokratischen Grüßen", am Ende macht das mein Misstrauen Ihnen gegenüber noch größer. Auch den freiheitlich-demokratischen Zinnober aus dem Piratenparteiprogramm, den Sie hier zitieren, werde ich nicht weiter kommentieren. Der findet sich so oder so ähnlich bei jeder bürgerlichen Partei.

     

    Wenn der Parteichef der Piraten dagegen sagt, es sei ihm egal, woher seine Parteigenossen (Parteikameraden?) kommen, von rechts oder von links, dann beschreibt es den nicht vorhandenen Wertekanon der Piraten aus meiner Sicht sehr schön.

     

    Eine Bemerkung noch zur Geschichte: Die Weimarer Reichsverfassung war mitnichten ein Wegbereiter Hitlers, eher schon die Allgemeinverfassung der deutschen Gesellschaft.

  • KW
    Kris Wenders

    Entschuldigung, wenn das langsam OT wird:

     

    @Wack: Ich weiß nicht, was sie gelesen haben, aber in den Stellungnahmen wird an keinem Punkt der Weimarer Verfassung die Alleinschuld gegeben! Dass sie ein Wegbereiter für die Nazis war, ist dagegen wohl kaum zu bestreiten. Ich frage sie: Welche Verfassung ermöglichte demokratische Wahlen, welche die undemokratische NSDAP in Amt und „Würden“ hievte? In welcher Verfassung waren die Notstandsgesetze festgeschrieben, die es Hitler und Konsorten ermöglichten, ihre diktatorische Alleinherrschafft endgültig zu etablieren?

     

    Übrigens hätten sie auch die Anmerkung lesen sollen: „Dieser Artikel ist (noch) keine offizielle Aussage der Piratenpartei Deutschland; die Idee ist von verschiedenen Piraten.“

     

    Wenn sie sich einmal die Satzung der Piratenpartei Deutschland zu Gemüte führen würden, könnten sie feststellen, dass die PIRATEN keineswegs wertfreie Nerds sind. Ich zitiere z.B. §1 (1):

     

    Die Piratenpartei Deutschland (PIRATEN) ist eine Partei im Sinne des Grundgesetzes der Bundesrepublik Deutschland und des Parteiengesetzes. Sie vereinigt Piraten ohne Unterschied der Staatsangehörigkeit, des Standes, der Herkunft, der ethnischen Zugehörigkeit, des Geschlechts, der sexuellen Orientierung und des Bekenntnisses, die beim Aufbau und Ausbau eines demokratischen Rechtsstaates und einer modernen freiheitlichen Gesellschaftsordnung geprägt vom Geiste sozialer Gerechtigkeit mitwirken wollen. Totalitäre, diktatorische und faschistische Bestrebungen jeder Art lehnt die Piratenpartei Deutschland entschieden ab.

     

    Ein passendes Zitat zum Schluss, da es sehr gut zur öffentlichen Meinungsentwicklung in einigen Medien und bei einigen Bürgern passt: „Zuerst ignorieren sie dich, dann lachen sie über dich, dann bekämpfen sie dich und dann gewinnst du.“

     

     

    Mit freiheitlich-demokratischen Grüßen,

    Kris Wenders (der KEIN Parteimitglied ist!)

     

     

    PS: Auch ich halte die Aussagen von Bodo Thiesen für unglaublich dämlich und kann seine merkürdigen Auffassungen nicht verstehen, zumal er sich dabei auf Holocaustleugner und Geschichtsrevisionisten berufen hat und das ganze mit unpassenden Vergleichen untermauert. Aber er sagte auch ganz klar auf dem Parteitag, dass – sollten seine Aussagen volksverhetzend sein oder er damit den Holocaust leugnen – es jedem frei steht, Strafanzeige gegen ihn zu erstatten.

     

    Sollten sie dieser Auffassung sein, dann ist es dringend geboten, dass sie Anzeige erstatten, statt nur zu unkonstruktiv zu kritisieren!

  • J
    JungeJunge

    @peterschneider:

     

    Treffend beschrieben!!

     

    "Längst werden die Piraten mit den Grünen vor 30 Jahren verglichen, wobei aber übersehen wird, dass deren Themenspektrum mit Umwelt, Frieden und Gleichberechtigung wesentlich breiter war."

     

    Das nenn ich mal ein breites Themenspektrum, Respekt!

  • D
    DerKlaus

    @Kris Wenders: Soll ich bei einen Kommentar sämtliche Quellen angeben die ich in letzer Zeit durchgelesen habe? Die Piratenpartei hat einen Mann in eine Funktion gewählt der ein revisionistisches Geschichtsbild hat. Das der Herr T. so denkt war in der Partei schon bekannt, muß man ihn dann ein Amt geben oder sollte man nicht über einen Parteiausschluß nachdenken?

  • G
    Gerald

    Ältester Propagandatrick aus dem Buch:

     

    Schuld durch Assoziation.

     

    1 von über 3400 Piraten hat rechtsextreme Ansichten. Er wurde dafür von der Partei verwarnt und die Partei hat sich DEUTLICH von seinen Aussagen distanziert. Seine Aussagen waren aber nach Ansicht der Partei nicht schlimm genug für ein Parteiausschlussverfahren.

     

    Und deshalb argumentieren hier jetzt Populisten und Demagogen sei die Piratenpartei unwählbar.

     

    Da frag ich mich doch, gibt es solche Leute wirklich sind das agents provocatuers?

  • W
    Wack

    Ihren Kommentar hier eingeben

    @Kris Wenders: Ein interessantes Geschichtsverständnis offenbart die Piratenpartei auch an der von Ihnen verlinkten Stelle, wo sie der Weimarer Reichsverfassung die alleinige Schuld an der Etablierung des NS-Staates gibt.

     

    Wir haben es meines Erachtens mit einer wertfreien Nerd-Partei zu tun – das zeigt auch die Geschichte des Bodo Thiesen – der dringend ein ordentlicher Schiffbruch zu wünschen ist.

  • KW
    Kris Wenders

    @DerKlaus: Man sollte sich schon ein wenig informieren, bevor man einseitig verurteilende Aussagen unreflektiert verbreitet. Stellungnahmen gibt es zur Genüge!

     

    http://wiki.piratenpartei.de/Geschichte_und_Verantwortung

     

    Außerdem wurde auf der Vorstandssitzung am 05.06.2008 eine Ordnungsmaßnahme gegen den Beschuldigten erteilt:

     

    http://preview.tinyurl.com/m8bak3

     

    Gerade in einer Zeit, in der die Qualität journalistischer Beiträge immer mehr ins bodenlose absinkt, sollte man sich schon etwas objektiver mit Inhalten auseinander setzen und diese stets hinterfragen!

  • D
    DerKlaus

    Eine Partei die Mitglieder wie Bodo Thiesen hat, der eine Partei wie die NPD im Namen der Freiheit verteidigt, ein merkwürdiges Verhältnis zur Deutschen Geschichte pflegt, auch im Namen der Freiheit, eine solche Partei ist für mich nicht Wählbar.

    Nachzulesen bei: http://www.fixmbr.de/quo-vadis-piratenpartei/

  • O
    ole

    Och ne taz...

     

    Tauschen wir Laptop gegen das unfertige Strickwerk aus, belassen die Stubenblässe im Gesicht und schon sind wir bei den ersten Parteitagen der Grünen. Und, was sagt das schon?

     

    Zumindest war der Parteitag der Piraten aufschlußreicher als dieser Artikel hier. War der Sichtschutz des Berliner Gastwirt's vielleicht doch kein Zufall?

  • PS
    Peter Schneider

    Es ist nur natürlich, dass die taz, deren Nähe zu den Grünen ein offenes Geheimnis ist, versucht eine Partei runter zumachen, die schon mit den Grünen verglichen wird und ihr einige Wähler wegnehmen könnte. Aber ich hätte nicht gedacht, dass die taz das auf so eine billige Art und Weise macht.

  • RG
    Ralf G.

    Ich finde die Überschrift im Text nicht wieder, wer schlingert wohin?

     

    Und der Artikel endet mitten im Text.

     

    Kein Ruhmesblatt des taz-Journalismus, dieser Text.

  • U
    upsi

    Na, soweit ich weiss, haben die Grünen auch nicht unbedingt Frauenüberschuss.

    Dass in der Piratenpartei sehr viel diskutiert wird, ist ein gutes Zeichen. Es geht nichts über lebende Basisdemokratie.

     

    Der BPT09 zeigte ganz deutlich, dass die Partei NICHT nur virtuell esxistiert und nicht nur etwas für Internetuser ist.

     

    Das schöne ist die Streitkultur in der Partei. Die Diskussion hilft die Standpunkte des anderen zu verstehen.

     

    Das wäre ein gutes Novum für die anderen Parteien.

    Genauso wie mal zuzugeben, dass man zu gewissen Punkten einfach noch mehr Fachwissen braucht.

     

    Streiten, Disktutieren, weil einen die Meinung des anderen wichtig ist und nicht um den anderen niederzubrüllen.

     

    Auch die verschiedenen Arbeitsgruppen, in denen man sich einbringen kann, sind sehr fruchtbar.

     

    Und dies alles mit Humor und Diskussionsfreude und fairer Streitkultur.

     

    In den man hinterfragt, verhindert man Inflexibilität wie bei die grossen Parteien, oder dass man vor irgendeinen Karren gespannt zu werden

     

    Wer diesen Punkt nachvollziehen kann, versteht warum die Piratenpartei so reizvoll für viele langjährigen Nichtwähler ist.

     

     

     

    In diesen Sinne war der BPT09 ein Weg in die richtige Richtung.

     

    Der Weg ist das Ziel.

     

    Eine Hamburger Piratin

  • V
    vic

    Na super.

    Noch eine Partei die ich nicht wählen werde.

    Wenn ich jetzt noch eine finden würde, die mir dabei helfen könnte am Wahltag eine gültige Liste abzugeben, dann würde mich das sehr freuen.

    Aber dafür braucht es schon etwas mehr Programm.

  • WR
    Wolfram Riedel

    Ich würde nicht sagen, dass die Piratenpartei mit Bürgerrechten, Datenschutz, Urheber- und Patentrecht sowie freier Bildung weniger breit aufgestellt ist als die Grünen zu ihrer Gründung waren, schon gar nicht wesentlich. Natürlich färben die Positionen auch auf andere Gebiete ab: die Ausweitung wird kommen, aber noch nicht bei dieser Bundestagswahl.

  • D
    Dietmar

    Piratenpartei passt auf:

     

    Bloß keine Frauenquote einführen und Feministen, Frauenrechtler und den Gender Scheiß strikt ablehnen.

  • RF
    Ronald Frei

    Liebe TAZ-Redaktion!

     

    Was veranlasst sie zur Überschrift "Auf Schlingerkurs"? Eine stark wachsende Bewegung aufgeklärter, junger Menschen formiert sich und entwickelt demokratisch ihr Parteiprogramm. Sie adressieren Probleme, die von allen etablieren Parteien ignoriert werden.

     

    Ist dieses Vorgehen der TAZ ordnungspolitisch suspekt? Wovor hat Wolf Schmidt Angst, um derart unsachlich zu titeln?

     

    Ronald Frei

    (noch kein Pirat)

  • N
    noX

    Also ein Schlingerkurs war es wohl nicht unbedingt. Aber ziemlich viel Haarspalterei, die leider - im Gegensatz zu den wirklich wichtigen Themen - zu viel Platz eingenommen hat.

  • KW
    Kris Wenders

    Ich möchte darauf hinweisen, dass auf dem BPT keine Delegierten anwesend waren. Es herrscht Basisdemokratie, jeder Pirat konnte teilnehmen.

     

    Zum Thema Urheberrecht: Es ist falsch, das Urheberrecht immer mit Verwertungsrecht gleichzusetzen. Es geht weder um Lockerung, noch um Abschaffung, siehe http://wiki.piratenpartei.de/Bundesparteitag_2009.1/%C3%84nderungsantr%C3%A4ge_Bundestagswahlprogramm#Urheberrecht

     

    Es sollte somit weitgehend KLAR sein, was die PIRATEN beim Urheberrecht wollen.

  • R
    reeaal

    Dieser Artikel ist doch mehr als nur lächerlich.

    Gerade schon deswegen, dass da auf Äußerlichkeiten, wie Cola trinken und helle Hautfarbe eingegangen wird.

    Was dem Bild dass ihr selbst reingestellt habt nicht einmal widerspiegelt ;)

     

    Was sollen diese verzweifelten Mobbingversuche nur bezwecken?

  • S
    Sardor

    Aha, Angst vor Konkurrenz... ;)

  • J
    Jackabum

    die Piraten passen zu den raubritter.

  • W
    Wack

    Ihren Kommentar hier eingeben

    Lieber Kris Wenders,

    kommen Sie mir bitte nicht mit "freiheitlich-demokratischen Grüßen", am Ende macht das mein Misstrauen Ihnen gegenüber noch größer. Auch den freiheitlich-demokratischen Zinnober aus dem Piratenparteiprogramm, den Sie hier zitieren, werde ich nicht weiter kommentieren. Der findet sich so oder so ähnlich bei jeder bürgerlichen Partei.

     

    Wenn der Parteichef der Piraten dagegen sagt, es sei ihm egal, woher seine Parteigenossen (Parteikameraden?) kommen, von rechts oder von links, dann beschreibt es den nicht vorhandenen Wertekanon der Piraten aus meiner Sicht sehr schön.

     

    Eine Bemerkung noch zur Geschichte: Die Weimarer Reichsverfassung war mitnichten ein Wegbereiter Hitlers, eher schon die Allgemeinverfassung der deutschen Gesellschaft.

  • KW
    Kris Wenders

    Entschuldigung, wenn das langsam OT wird:

     

    @Wack: Ich weiß nicht, was sie gelesen haben, aber in den Stellungnahmen wird an keinem Punkt der Weimarer Verfassung die Alleinschuld gegeben! Dass sie ein Wegbereiter für die Nazis war, ist dagegen wohl kaum zu bestreiten. Ich frage sie: Welche Verfassung ermöglichte demokratische Wahlen, welche die undemokratische NSDAP in Amt und „Würden“ hievte? In welcher Verfassung waren die Notstandsgesetze festgeschrieben, die es Hitler und Konsorten ermöglichten, ihre diktatorische Alleinherrschafft endgültig zu etablieren?

     

    Übrigens hätten sie auch die Anmerkung lesen sollen: „Dieser Artikel ist (noch) keine offizielle Aussage der Piratenpartei Deutschland; die Idee ist von verschiedenen Piraten.“

     

    Wenn sie sich einmal die Satzung der Piratenpartei Deutschland zu Gemüte führen würden, könnten sie feststellen, dass die PIRATEN keineswegs wertfreie Nerds sind. Ich zitiere z.B. §1 (1):

     

    Die Piratenpartei Deutschland (PIRATEN) ist eine Partei im Sinne des Grundgesetzes der Bundesrepublik Deutschland und des Parteiengesetzes. Sie vereinigt Piraten ohne Unterschied der Staatsangehörigkeit, des Standes, der Herkunft, der ethnischen Zugehörigkeit, des Geschlechts, der sexuellen Orientierung und des Bekenntnisses, die beim Aufbau und Ausbau eines demokratischen Rechtsstaates und einer modernen freiheitlichen Gesellschaftsordnung geprägt vom Geiste sozialer Gerechtigkeit mitwirken wollen. Totalitäre, diktatorische und faschistische Bestrebungen jeder Art lehnt die Piratenpartei Deutschland entschieden ab.

     

    Ein passendes Zitat zum Schluss, da es sehr gut zur öffentlichen Meinungsentwicklung in einigen Medien und bei einigen Bürgern passt: „Zuerst ignorieren sie dich, dann lachen sie über dich, dann bekämpfen sie dich und dann gewinnst du.“

     

     

    Mit freiheitlich-demokratischen Grüßen,

    Kris Wenders (der KEIN Parteimitglied ist!)

     

     

    PS: Auch ich halte die Aussagen von Bodo Thiesen für unglaublich dämlich und kann seine merkürdigen Auffassungen nicht verstehen, zumal er sich dabei auf Holocaustleugner und Geschichtsrevisionisten berufen hat und das ganze mit unpassenden Vergleichen untermauert. Aber er sagte auch ganz klar auf dem Parteitag, dass – sollten seine Aussagen volksverhetzend sein oder er damit den Holocaust leugnen – es jedem frei steht, Strafanzeige gegen ihn zu erstatten.

     

    Sollten sie dieser Auffassung sein, dann ist es dringend geboten, dass sie Anzeige erstatten, statt nur zu unkonstruktiv zu kritisieren!

  • J
    JungeJunge

    @peterschneider:

     

    Treffend beschrieben!!

     

    "Längst werden die Piraten mit den Grünen vor 30 Jahren verglichen, wobei aber übersehen wird, dass deren Themenspektrum mit Umwelt, Frieden und Gleichberechtigung wesentlich breiter war."

     

    Das nenn ich mal ein breites Themenspektrum, Respekt!

  • D
    DerKlaus

    @Kris Wenders: Soll ich bei einen Kommentar sämtliche Quellen angeben die ich in letzer Zeit durchgelesen habe? Die Piratenpartei hat einen Mann in eine Funktion gewählt der ein revisionistisches Geschichtsbild hat. Das der Herr T. so denkt war in der Partei schon bekannt, muß man ihn dann ein Amt geben oder sollte man nicht über einen Parteiausschluß nachdenken?

  • G
    Gerald

    Ältester Propagandatrick aus dem Buch:

     

    Schuld durch Assoziation.

     

    1 von über 3400 Piraten hat rechtsextreme Ansichten. Er wurde dafür von der Partei verwarnt und die Partei hat sich DEUTLICH von seinen Aussagen distanziert. Seine Aussagen waren aber nach Ansicht der Partei nicht schlimm genug für ein Parteiausschlussverfahren.

     

    Und deshalb argumentieren hier jetzt Populisten und Demagogen sei die Piratenpartei unwählbar.

     

    Da frag ich mich doch, gibt es solche Leute wirklich sind das agents provocatuers?

  • W
    Wack

    Ihren Kommentar hier eingeben

    @Kris Wenders: Ein interessantes Geschichtsverständnis offenbart die Piratenpartei auch an der von Ihnen verlinkten Stelle, wo sie der Weimarer Reichsverfassung die alleinige Schuld an der Etablierung des NS-Staates gibt.

     

    Wir haben es meines Erachtens mit einer wertfreien Nerd-Partei zu tun – das zeigt auch die Geschichte des Bodo Thiesen – der dringend ein ordentlicher Schiffbruch zu wünschen ist.

  • KW
    Kris Wenders

    @DerKlaus: Man sollte sich schon ein wenig informieren, bevor man einseitig verurteilende Aussagen unreflektiert verbreitet. Stellungnahmen gibt es zur Genüge!

     

    http://wiki.piratenpartei.de/Geschichte_und_Verantwortung

     

    Außerdem wurde auf der Vorstandssitzung am 05.06.2008 eine Ordnungsmaßnahme gegen den Beschuldigten erteilt:

     

    http://preview.tinyurl.com/m8bak3

     

    Gerade in einer Zeit, in der die Qualität journalistischer Beiträge immer mehr ins bodenlose absinkt, sollte man sich schon etwas objektiver mit Inhalten auseinander setzen und diese stets hinterfragen!

  • D
    DerKlaus

    Eine Partei die Mitglieder wie Bodo Thiesen hat, der eine Partei wie die NPD im Namen der Freiheit verteidigt, ein merkwürdiges Verhältnis zur Deutschen Geschichte pflegt, auch im Namen der Freiheit, eine solche Partei ist für mich nicht Wählbar.

    Nachzulesen bei: http://www.fixmbr.de/quo-vadis-piratenpartei/

  • O
    ole

    Och ne taz...

     

    Tauschen wir Laptop gegen das unfertige Strickwerk aus, belassen die Stubenblässe im Gesicht und schon sind wir bei den ersten Parteitagen der Grünen. Und, was sagt das schon?

     

    Zumindest war der Parteitag der Piraten aufschlußreicher als dieser Artikel hier. War der Sichtschutz des Berliner Gastwirt's vielleicht doch kein Zufall?

  • PS
    Peter Schneider

    Es ist nur natürlich, dass die taz, deren Nähe zu den Grünen ein offenes Geheimnis ist, versucht eine Partei runter zumachen, die schon mit den Grünen verglichen wird und ihr einige Wähler wegnehmen könnte. Aber ich hätte nicht gedacht, dass die taz das auf so eine billige Art und Weise macht.

  • RG
    Ralf G.

    Ich finde die Überschrift im Text nicht wieder, wer schlingert wohin?

     

    Und der Artikel endet mitten im Text.

     

    Kein Ruhmesblatt des taz-Journalismus, dieser Text.

  • U
    upsi

    Na, soweit ich weiss, haben die Grünen auch nicht unbedingt Frauenüberschuss.

    Dass in der Piratenpartei sehr viel diskutiert wird, ist ein gutes Zeichen. Es geht nichts über lebende Basisdemokratie.

     

    Der BPT09 zeigte ganz deutlich, dass die Partei NICHT nur virtuell esxistiert und nicht nur etwas für Internetuser ist.

     

    Das schöne ist die Streitkultur in der Partei. Die Diskussion hilft die Standpunkte des anderen zu verstehen.

     

    Das wäre ein gutes Novum für die anderen Parteien.

    Genauso wie mal zuzugeben, dass man zu gewissen Punkten einfach noch mehr Fachwissen braucht.

     

    Streiten, Disktutieren, weil einen die Meinung des anderen wichtig ist und nicht um den anderen niederzubrüllen.

     

    Auch die verschiedenen Arbeitsgruppen, in denen man sich einbringen kann, sind sehr fruchtbar.

     

    Und dies alles mit Humor und Diskussionsfreude und fairer Streitkultur.

     

    In den man hinterfragt, verhindert man Inflexibilität wie bei die grossen Parteien, oder dass man vor irgendeinen Karren gespannt zu werden

     

    Wer diesen Punkt nachvollziehen kann, versteht warum die Piratenpartei so reizvoll für viele langjährigen Nichtwähler ist.

     

     

     

    In diesen Sinne war der BPT09 ein Weg in die richtige Richtung.

     

    Der Weg ist das Ziel.

     

    Eine Hamburger Piratin

  • V
    vic

    Na super.

    Noch eine Partei die ich nicht wählen werde.

    Wenn ich jetzt noch eine finden würde, die mir dabei helfen könnte am Wahltag eine gültige Liste abzugeben, dann würde mich das sehr freuen.

    Aber dafür braucht es schon etwas mehr Programm.

  • WR
    Wolfram Riedel

    Ich würde nicht sagen, dass die Piratenpartei mit Bürgerrechten, Datenschutz, Urheber- und Patentrecht sowie freier Bildung weniger breit aufgestellt ist als die Grünen zu ihrer Gründung waren, schon gar nicht wesentlich. Natürlich färben die Positionen auch auf andere Gebiete ab: die Ausweitung wird kommen, aber noch nicht bei dieser Bundestagswahl.

  • D
    Dietmar

    Piratenpartei passt auf:

     

    Bloß keine Frauenquote einführen und Feministen, Frauenrechtler und den Gender Scheiß strikt ablehnen.

  • RF
    Ronald Frei

    Liebe TAZ-Redaktion!

     

    Was veranlasst sie zur Überschrift "Auf Schlingerkurs"? Eine stark wachsende Bewegung aufgeklärter, junger Menschen formiert sich und entwickelt demokratisch ihr Parteiprogramm. Sie adressieren Probleme, die von allen etablieren Parteien ignoriert werden.

     

    Ist dieses Vorgehen der TAZ ordnungspolitisch suspekt? Wovor hat Wolf Schmidt Angst, um derart unsachlich zu titeln?

     

    Ronald Frei

    (noch kein Pirat)

  • N
    noX

    Also ein Schlingerkurs war es wohl nicht unbedingt. Aber ziemlich viel Haarspalterei, die leider - im Gegensatz zu den wirklich wichtigen Themen - zu viel Platz eingenommen hat.

  • KW
    Kris Wenders

    Ich möchte darauf hinweisen, dass auf dem BPT keine Delegierten anwesend waren. Es herrscht Basisdemokratie, jeder Pirat konnte teilnehmen.

     

    Zum Thema Urheberrecht: Es ist falsch, das Urheberrecht immer mit Verwertungsrecht gleichzusetzen. Es geht weder um Lockerung, noch um Abschaffung, siehe http://wiki.piratenpartei.de/Bundesparteitag_2009.1/%C3%84nderungsantr%C3%A4ge_Bundestagswahlprogramm#Urheberrecht

     

    Es sollte somit weitgehend KLAR sein, was die PIRATEN beim Urheberrecht wollen.

  • R
    reeaal

    Dieser Artikel ist doch mehr als nur lächerlich.

    Gerade schon deswegen, dass da auf Äußerlichkeiten, wie Cola trinken und helle Hautfarbe eingegangen wird.

    Was dem Bild dass ihr selbst reingestellt habt nicht einmal widerspiegelt ;)

     

    Was sollen diese verzweifelten Mobbingversuche nur bezwecken?

  • S
    Sardor

    Aha, Angst vor Konkurrenz... ;)

  • J
    Jackabum

    die Piraten passen zu den raubritter.