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Parteitag der ChristdemokratenBei der CDU hat sich's ausgekungelt

Der CDU-Parteitag verweigert Exparteichef Ingo Schmitt ein erneutes Bundestagsmandat und emanzipiert sich von der Runde der Kreischefs. Auf der Landesliste für den Bundestag stehen drei Frauen auf den ersten sechs Plätzen.

Es gibt den roten Oktober und die gleichnamige Revolution. Die CDU kann künftig die schwarze Novemberrevolution feiern - denn nichts Geringeres als eine Revolte hat sich bei ihrem Landesparteitag am Samstag ereignet. Die bisher alles dominierende Kungelrunde führender Kreisvorsitzender erlitt eine ungeahnte Schlappe. Exparteichef Ingo Schmitt, dem Parteitag von eben jener Runde vorgesetzt, fiel bei der Nominierung für den Bundestag durch - die Delegierten wählten stattdessen die Neuköllner CDU-Chefin und Stadträtin Stefanie Vogelsang. Damit sorgten sie nebenbei für eine Frauenquote wie bei den Grünen: Auf den ersten sechs Plätzen stehen drei Kandidatinnen.

Eine merkwürdige Spannung lag von Anfang an über dem Parteitag in der Lichtenberger Max-Taut-Aula. Nett applaudierten die rund 250 Delegierten ihrer Bundestags-Spitzenkandidatin Monika Grütters als Nummer eins ihrer Landesliste. Längst aber war klar: Das wahre Signal des Parteitags würde von einer anderen Abstimmung ausgehen: Über Platz drei wollte die Kungelrunde Schmitt erneut in den Bundestag schicken.

Schmitt war in den CDU-Regionalkonferenzen in den vergangenen Wochen stark kritisiert worden. Sein Rücktritt und die Abwahl von Fraktionschef Friedbert Pflüger, der sich Samstag ebenfalls vergeblich um einen Sitz im Europaparlament bewarb, hatten die Partei seit September in eine tiefe Krise gestürzt.

Vogelsang kritisierte die jüngsten Absprachen, die in krassem Widerspruch zum angekündigten neuen, transparenten Stil der CDU standen. Denn kaum eine Stunde nach der Wahl des neuen Landeschefs Frank Henkel am Dienstagabend hatte die Kungelrunde der fünf großen westlichen Kreisverbände wie eh und je getagt.

Vogelsang gewann allerdings nicht allein aufgrund ihrer Ausstrahlung und einer guten Rede. Parteifreunde um den Pankower Kreischef Peter Kurth mobilisierten eine Allianz der Ost-Kreisverbände mit Neukölln und Steglitz-Zehlendorf. Aus der Südwest-CDU hatte es schon länger viel Kritik an der Parteiführung gegeben. Letzte Unentschlossene verprellte Schmitt selbst mit einer Weiter-so-Rede. Die Berliner Union habe sich in seinen 34 Jahren bei der CDU immer auf ihn verlassen können, erzählte Schmitt. Jetzt hoffe er, "dass ich mich auf meine Berliner Union verlassen kann." Konnte er nicht - Vogelsang gewann mit 127 zu 115 Stimmen.

Schmitt ist zwar Direktkandidat in Charlottenburg-Wilmersdorf, war dort aber schon 2005 chancenlos. So steht er nach der Bundestagwahl erstmals seit 1981 ohne bezahltes Parlamentsmandat oder Regierungsamt dar. STEFAN ALBERTI

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