Parlamentswahl im Irak: Bündnis von Maliki stärkste Kraft
Der bisherige Regierungschef Nuri al-Maliki bleibt im Amt. Doch er braucht mehrere Koalitionspartner. Sie zu finden, kann dauern.
BAGDAD taz | Ministerpräsident Nuri al-Maliki hat die Parlamentswahl im Irak klar für sich entschieden. Sein Bündnis namens Rechtsstaat hat in der Wahl am 30. April knapp ein Drittel der 328 Sitze geholt. Laut der Unabhängigen Wahlkommission kommt das Maliki-Bündnis auf 92 Sitze. Mit mehr als 720.000 Stimmen für ihn selbst kann der Schiit das Ergebnis auch als persönlichen Erfolg verbuchen.
Es ist das beste Ergebnis für Maliki, seit er 2006 erstmals Ministerpräsident wurde. Allein in Bagdad, wo es 69 Mandate zu holen gab, kommt er auf 30 Sitze. Zudem ging er in 10 der 18 Provinzen als Sieger hervor. Den Erfolg verdankt er freilich fast allein den Schiiten. Die beiden größten Konkurrenten im eigenen schiitischen Lager blieben weit abgeschlagen. Die Liste Muawatin (Bürger) des schiitischen Geistlichen Ammar Hakim kommt auf 29 Mandate.
Enttäuschend ist das Ergebnis für den schillernden Geistlichen und ehemaligen Milizenchef Moktada al-Sadr, dessen Ahrar-Block 28 Mandate eroberte. Er und Hakim hatten vor der Wahl darauf gesetzt, Maliki durch einen Kandidaten aus dem eigenen Lager ersetzen zu können. Im Irak herrscht allgemein Konsens darüber, dass der Ministerpräsident aus den Reihen der Schiiten kommen muss.
Maliki wird für die Regierungsbildung allerdings Koalitionspartner brauchen. Durch die Zersplitterung seiner Gegner steigt freilich seine Chance, sein Ziel zu erreichen und zum dritten Mal Ministerpräsident zu werden. Dabei kommt ihm auch das Auseinanderbrechen des Bündnisses um den ehemaligen Ministerpräsidenten und säkularen Schiiten Ajad Alawi zugute, das vor vier Jahren noch 91 Mandate erobert hatte.
Alawis Bündnis Watanija holte 21, die Mutahidun von Parlamentspräsident Osama Nudschaifi 21 und der stellvertretende sunnitische Ministerpräsident Saleh Mutlak 9 Sitze. Das Zünglein an der Waage könnten einmal mehr die Kurden sein, deren Parteien gemeinsam 62 Mandate eroberten.
Maliki hatte einen extrem konfessionalistischen Wahlkampf betrieben. Zumindest unter den Schiiten ist diese Rechnung aufgegangen. Allerdings kann es wie nach der Wahl vor vier Jahren lange dauern, bis die neue Regierung steht.
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