Paris Hilton: Sie hat es geschafft
Die öffentliche Versuchsanordnung "Paris Hilton wird erwachsen" ist beendet. Nun beginnt der Alltag: Charity.
Raus aus dem Knast, rein in die Talkshow: Paris Hilton versuchte bei Larry King auf CNN glaubhaft zu machen, dass sie (nun) ein "gutes Mädchen" sei - nun sind alle erleichtert. At last!
Paris Hilton, das nicht wegklickbare mediale Pop-Up, ist gerade erwachsen geworden und auf dem besten Weg, sich vom Society-Partyluder zur Society-Charitylady zu mausern: Sie möchte in Zukunft Bedürftigen helfen, jungen Müttern etwa, und fleißig die Bibel studieren. Innerhalb ihres Milieus entspricht dies ihrer natürlichen Bestimmung - es ist so, als ob der Sohn nach Recklinghausen zurückkehrt, um nach wilden Lehrjahren in den Clubs von Berlin die elterliche Fleischerei zu übernehmen.
Unzählige Eltern nahmen Anteil an Hiltons exemplarischem Schicksal: Sie nutzte ihre Alkohol-Flatrate derart exzessiv, dass noch im fernen Deutschland die vergilbten "Auszug aus dem Jugendschutzgesetz"-Verbotsschilder an den Wänden der Kneipen wackelten. Sie betätigte sich als jugendliche "Verkehrssünderin", nahm "sexuelle Handlungen an Gleichaltrigen" vor. Womöglich hat sie sogar geraucht. Ganz sicher hat sie, nach eigener Aussage bei Larry King, ADS. Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom, die juvenile Erkrankung der Saison. Früher gab man seinem Kinde Sanostol, heute ist es Ritalin. Gören wie Paris tummeln sich letztendlich überall, ob nun in den Vororten Hannovers oder auf den Boulevards von Berlin-Neukölln.
Die leise Hoffnung: Irgendwann wird es ausgestanden sein. Die Kinder aus dem Haus und auf eigenen Füßen stehend. Bei Paris Hilton scheint es jetzt so weit zu sein - womit sich die öffentliche Versuchsanordnung "Paris wird erwachsen" erledigt hätte. Schon jetzt beginnt das öffentliche Interesse zu erlahmen. Paris Hilton wird es ergehen wie Knut dem Eisbären, wenn er mal richtig groß ist. Der Welpenschutz ist erloschen und es beginnen die Mühen der Ebene. Also Charity, Charity und noch mal Charity.
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