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Papstrede im BundestagDer Mann in Weiß

Das politische Berlin huldigt dem Papst. Zahlreiche Abgeordnete bleiben seiner Rede im Bundestag fern. Und Benedikt XVI. lobt die Grünen.

Sagt was er zu sagen hat: Papst Benedikt XVI. Bild: dpa

BERLIN taz | Draußen vor dem Bundestag wehen die weiß-gelben Fahnen des Vatikans. Drinnen tritt ein kleiner alter Mann in weißer Soutane und roten Schuhen ans Rednerpult. Er räuspert sich und sagt, es sei ihm "eine Ehre und Freude, vor diesem Hohen Haus zu sprechen", dem er "einige Gedanken über die Grundlagen des freiheitlichen Rechtsstaats vorlegen" wolle. Nun denn.

Papst Benedikt XVI. ist schon zum dritten Mal auf Deutschlandreise, aber dies hier ist sein erster offizieller Besuch. Vormittags hat er sich mit Bundespräsident Christian Wulff und der Kanzlerin getroffen. Im Garten von Schloss Bellevue gibt es neben netten Worten für den Staatsgast einen ersten interessanten Akzent dieses Besuchs. Bundespräsident Christian Wulff fragt: "Wie barmherzig geht die Kirche mit Brüchen in den Lebensgeschichten von Menschen um?" Eine indirekte Aufforderung, dass sie auf wiederverheiratete Geschiedene zugehen möge, denen die katholische Kirche die Kommunion verweigert. Wulff ist selbst katholisch und in zweiter Ehe verheiratet.

Vor dem Parlament hat der Papst eine halbe Stunde Redezeit. In diesem Saal, wo sonst die Abgeordneten in gedeckten Anzügen und Kostümen das Tagesgeschäft erledigen, ist der rüstige Herr in Weiß ein ungewöhnlicher Anblick. Die Atmosphäre ist aufgeladen wie vor einer wichtigen Theaterpremiere, die Erwartungen riesig. Er solle etwas zum Missbrauch in der katholischen Kirche sagen, haben Politiker und Interessenvertreter zuvor gefordert; er möge die Todesstrafe verurteilen, etwas Kluges zur Ökumene sagen. Andere wiederum fordern Respekt für den Gast, Offenheit, Toleranz. Alles, weil da vorn ein Mensch in ungewohnter Aufmachung spricht.

Zahlreiche Abgeordnete bleiben fern

Das sehen manche Abgeordnete anders. Höchstens die Hälfte der Linken-Abgeordneten ist gekommen, bei den Grünen fehlt etwa jeder Vierte, und auch bei der SPD bleiben einige Plätze leer. Für die Ferngebliebenen ist der Papst kein Staatsgast, sondern geistliches Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche, sein Auftritt im Bundestag verletzt ihrer Meinung nach das Gebot der religiösen Neutralität des Staates. Von den 620 Abgeordneten sind 256 konfessionslos oder gehören anderen Glaubensrichtungen an.

Denen, die hier sind, und denen, die weggeblieben sind, sagt der Gast zweierlei: "Die Einladung zu dieser Rede gilt mir als Papst, als Bischof von Rom, der die oberste Verantwortung für die katholische Christenheit trägt". Jetzt könnten die ersten Abgeordneten den Saal verlassen. Sie tun es nicht – bis auf den Grünen Christian Ströbele. Dann legt der Paspt nach, die Einladung anerkenne auch "die Rolle, die der Heilige Stuhl in der Staaten- und Völkergemeinschaft" habe. Es ein versöhnliches Angebot zum Sitzenbleiben.

"Schrei nach frischer Luft"

Der Papst sagt, was er zu sagen hat. Er spricht mit seiner hohen Altmännerstimme, kaum moduliert. Über Europa, das zusehends "in einen Status der Kulturlosigkeit gerückt" werde. Eine sich exklusiv gebende Vernunft ohne höheres geistiges Wesen gleiche "Betonbauten ohne Fenster, in denen wir uns Klima und Licht selber geben". Auf gesellschaftliche Debatten wie PID und Stammzellenforschung gemünzt erklärt er, dass der Mensch sich heute "selbst manipulieren und Menschen vom Menschsein ausschließen" könne. Zur verantwortlichen Entscheidung über Leben und Tod zählt für ihn immer auch "die schöpferische Vernunft Gottes".

Als Beispiel für die gelungene Verbindung zwischen politischer Verantwortung und Schutz der Schöpfung spielt er irritierenderweise auf die Grünen an, "jene ökologische Bewegung in der deutschen Politik seit den 70er Jahren". Die sei "ein Schrei nach frischer Luft gewesen". Applaus von den Grünen, und der Papst sagt: "Es ist wohl klar, dass ich hier nicht Propaganda für eine bestimmte politische Partei mache." Gelächter in den Reihen.

Als er "Der Mensch macht sich nicht selbst" sagt, applaudieren liberale und Konservative. Jeder versteht und sieht, was er begreifen und erkennen möchte. Von draußen her gleißt die Sonne schräg bis ins Plenum. Es ist ein guter, demokratischer Moment des Parlamentarismus.

Als der Papst geendet hat, gibt es Standing Ovations. Freundlich, angetan, nicht eben endlos. Zwischenfragen, Gegenrede, Diskussion gar sind hier und heute nicht vorgesehen. Das Wort Missbrauch ist nicht gefallen. Noch drei Tage wird der Papst unterwegs in Deutschland sein. Viele werden dann Gelegenheit haben, mit ihm zu sprechen. An diesem milden Herbstnachmittag, im Plenarsaal des deutschen Parlaments, redet nur er. Zuhören müssen wird er später.

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39 Kommentare

 / 
  • V
    vic

    Viele scheinen zu glauben, Ratzinger käme als Politiker. Sie irren.

    Bereits bei seiner Ankunft am Flughafen betonte er dass dem nicht so ist. Er käme als Vertreter des Glaubens.

    Wie ist das jetzt mit dem selbstverständlichen Recht im Parlament zu sprechen?

  • H
    hornisse.04

    @ Marko Grandmann

    Und sonst so?

    Mein Gott, wie billig.

  • C
    Cathrin

    @ KIP:

     

    Es kann nicht schaden, wenn man unsere Politiker hin und wieder an Anstand und Sitte, Moral und Menschenrechte erinnert!

     

    Bevor ich lauthals nach einer Trennung von Staat und Religion rufe, plädiere ich eher für eine größere Trennung von Staat und Wirtschaft (Stichwort Lobbyismus).

     

    Das mit der wirtschaft ist schon richtig.

    aber wie soll ich bitte die Erinnerung an die Menschenrechte werten.

    In der katholischen Kirche gelten die ja wohl nur für die Hälfte der Menschen.

    Oder aber Frauen sind keine Menschen im Sinne der Kirche und des Islam und des buddhismus und des Judentums.

    die alle bekämpfen die Rechte von Frauen und natürlich auch von Homosexuellen und anderen Minderheiten in schöner eintracht. Auch wenn sie sich sonst nicht so grün sind.

     

    Als Werte böten sich doch wohl eher die allgemeine Erklärung der Menschenrechte an als die verkrusteten Wahrheiten einer Sekte.

     

    Schönen tag auch

  • WB
    Wolfgang Banse

    Deutscher Papst spricht im Deutschen Bundestag

    Ppapst BenediktXVi kann für sich in Anspruch nehmen,dass er der erste Papst ist,der im Deutschen Bundestag eine Rede hält.Sein Auftritt im Deutschen Bundestag ist umstritten.Als Staatsoberhaupt des Vatilkanstastes.der von der Staatengemeinschaft als vollwertig und gleichberechtigt anerkannt ist.aus diesem Grunde wurde an ihn heran getragen vor Parlamentariern das Wort zu ergreifen.

    Seine Rede ist fein ausgeschliffen,trägt intellektuelle Züge.Umweltschutz und Menschenrechte haben in dieser Rede einen besonderen Stellenwert.All zu oft wird auch in der Kirche die Menschenrechte nicht beachtet,was der Arbeitgeber Kirche betrifft.Zuhörer hätten sich etwas erwartet,was die Ökumene im Bezug auf das Reformationsjubiläum 2017 betrifft,den Stellenwert cder Frau in der Kirche im Bezug auf das Diakonats-und Priesteramt.die Zulassung zur kommunion.

    Leider blieb in diesen Dingen die Rede eine Antwort schuldig.

    Ein Ruck durch die Rede hat man vermisst,sie hätte

    das I Tüpfelchen sein können,was den Besuch von Üapst XVI in Deutschland betrifft.

  • H
    Hubert

    Über die Eingangsrede von Herrn Bundestagspräsidenten Lammert habe ich mich sehr geärgert. Wenn ich als Lutheraner Mitglied in der katholischen Kirche werden wollte, könnte ich bereits heute konvertieren. Ich möchte nicht Gegenstand einer Zwangsvereinigung werden. Auch möchte ich unter keinen Umständen den 500. Reformationstag mit der katholischen Kirche feiern. Wie in aller Welt kann ein Bundestagspräsident als einer der höchsten Vertreter des Staates sich derart in religiöse Angelegenheiten einmischen. Ich erwarte eine Klarstellung, dass diese Aussagen/Hoffnungen (?) ausschließlich die private Meinung von Herrn Lammert sind und nicht als Bundestagspräsident getätigt wurden. Anderfalls sollte Herr Lammert zurück treten. Ich bin sehr ärgerlich.

  • BP
    Bernhard Pangerl

    Als bekennender Konfessionsloser war das für mich die bisher einzige bemerkenswerte Rede, die der Bundestag, diese Halle gehirnamputierter Selbstdarsteller, seit seiner Gründung jemals gehört hat. Hier sprach nicht das Oberhaupt einer Kirche, hier waren die Worte eines Philosophen zu hören.

    Es ist daher davon auszugehen, dass sich nichts zum Besseren ändern wird, denn die Rede wurde Menschen vorgetragen, die sich selbst für Politiker halten, und denen das, was sie für ihre Politik halten, bereits Philosophie genug ist. Diese Rede war eine schallende Ohrfeige in die Selbstzufriedenheit und Selbstgefälligkeit dieser sich selbst als Obrigkeiten Wähnenden. Und jene, welche diese Rede nicht unmittelbar hören wollten, haben gezeigt, wessen Geistes Kind sie sind. Perlen vor die Säue geworfen? Man wird sehen.

  • JB
    Jeremy B.

    Ich kann Ihnen nicht folgen - mir scheint eher, Ihnen ist der Genuss des kräftigen Grün zu Kopf gestiegen.

  • RM
    Reinhard Moysich

    Papst missbraucht Bundestag zum Missionieren.

     

    Der Bundestag ist nur für politische Reden da. Der Papst jedoch hielt eine Rede, welche die Menschen überzeugen sollte, an seine spezielle Vorstellung eines "Gottes" zu glauben - also an ein Wesen außerhalb dieser Welt, welches all das für richtig hält, was die Menschenrechte (aber auch die für einen "Christen" unbedingt notwendige christliche Nächstenliebe!) als massiv falsch verurteilen: wie z.B. Ungleichbehandlung von religiösen und nichtreligiösen Weltanschauungen, Ungleichbehandlung von Frauen und Männern, Zölibat, Verbot von Kondomen und Homosexualität.

     

    Jeder Mensch kann sich einbilden, dass seine Taten (und sind sie noch so verbrecherisch) von "Gott" gutgeheißen werden, wie es z.B. auch islamische Terroristen tun - und sogar Hitler hielt sich für gottgläubig!

     

    Die Rede beweist, dass es ein Riesenfehler war, den Papst zu solch einer Rede einzuladen und dass es eine Schande für Deutschland ist, dass nur ca. 100 Abgeordnete den Mut hatten, solch einer missionarischen Rede fernzubleiben. Sie wissen, dass es sehr wichtig ist, gerade in der heutigen Zeit der Multi-Weltanschauungen strikt weltanschauungsneutral zu sein - gemäß dem Auftrag des Bundesverfassungsgerichts. Denn nur dann kann Deutschland eine gesellschafts- und friedensnotwendige "Heimstatt" für all seine Bürgerinnen und Bürger sein, egal welche Weltanschauung sie haben!

  • KH
    Karin Haertel

    Was hat dieser Mann als Kirchenvertreter im Bundestag zu suchen? Absolut nichts, oder darf Lieschen Mueller dort auch eine Rede halten? Welche Werte kann er dort von sich geben, wenn er gegen seine eigenen Gebote verstoesst, das u.a. lautet "Du sollst nicht luegen" indem er den Missbrauch ignoriert.

  • V
    vic

    Wieso sollte ich Toleranz zeigen, einem gegenüber der so ganz und gar nicht Tolerant ist?

    Geh heim, Papst.

  • MG
    Marco Grandmann

    Jeden Winter kommt der Weihnachtsmann. Als Ute 5 war, war das schoen und hat ihr angenehme Traeume und viel Glueck beschert. Seit einigen Jahren jedoch weiss sie genau, dass Papi der Weihnachtsmann ist und es den Weihnachtsmann vom Nordpol gar nicht gibt sondern ueberall der Papi oder der Onkel sich vekleidet und so tut als ob. Mit 16 war ist ihr das eher peinlich aber wenn sie das mit der Mami besprechen wollte meint die dass man das dem Papi nicht nehmen darf. Er freue sich das ganze Jahr darauf sich als Weihnachtsmann zu verkleiden und glaube selbst fest daran dass auch Ute ihn noch immer fuer echt haelt. Als vor einiger Zeit bereits das Verkleiden schwerer wurde und der Papi unter der Watte zu offensichtlich hat er unter grossem Kostenaufwand und 2 Metern aus Utes Kinderzimmer einen offenen Kamin ins Wohnzimmer gebaut wo eigentlich gar keiner hinkann und aus dem quetschte er sich jedes Weihnachten mit einem lauten Ho-Ho-hust-Ho! Auch Utes Bitte , dass sie wenigstens das als Geschenk bekommt was sie gern moechte oder braucht oder wenigstens Geld so dass sie sich es selbst kaufen kann , anstatt der bunten Schals und der selbstgestrickten Unterhosen, beschiedt die Mami mit den Worten “am Nordpol gibt es keine Banken und auch keine Jeansproduktion” , die kleinen Heinzelmaennchen dort sind das so gewoehnt .

    Seit Ute 22 ist und hat ihren Kindern von vornherein gesagt, dass es einen Weihnachtsmann nur als Schaupieler gibt weil das so huebsch aussieht, geben tut es ihn nicht. Und Papis Angebot noch einmal fuer die Enkel den altersschwachen Weihnachtsmann zu spielen rundheraus abgelehnt. Dafuer bekommen ihre Kinder aber auch oft das was sie sich wuenschen und man kann ihnen auch keine Geschichten vom Osterhasen vormachen.

  • MS
    Mercedes Schmitt

    Was für ein unglaublich schlechter Artikel! Nun denn.

  • T
    tinduck

    Bei Allem, was kritisierbar bleibt, könnte diese Botschaft nicht auch gelesen werden als Aufruf, jenseits des Positivismus, der Empirie, Werte zu lesen? Who are we? Unter welchen Umständen treffen wir Urteile? Das vom Rand kippende Individuum könnte auch ein Werktätiger sein.

  • I
    Infiltrator

    Also, irgendwie finde ich Personen die an einen unsichtbaren, allmächtigen, alten Herrn der im Himmel wohnt, oder sich gar als Vertreter desselbigen sehen ... na ja ... ein bisschen plemplem?

     

    Gilt übrigens auch für andere Vertreter ähnlich verwirrter Glaubenskrankheiten, und der Personen die o.g. "Respekt" entgegenbringen.

     

    Arme kreaturen. Hoffentlich gibt es dagegen irgendwann mal ein Heilmittel.

  • H
    homo.SAPIENS

    Überraschend ruhig war die Rede des Papstes bedenkt man den medialen Rummel um seinen Deutschlandbesuch.

    Leider fehlte eine Debatte mit den Abgeordneten für eine wahrhaft demokratische Auseinandersetzung. Da hätte man einen aufgeklärteren Umgang erwarten können.

    Ein lesenswerter Bericht, der sich kritisch mit dem Besuch auseinandersetzt:

    http://respu.wordpress.com/2011/09/22/einige-gedanken-zur-rede-des-papstes-vor-dem-bundestag/

  • TL
    Thomas Lachetta's Blog

    Der Papst hätte auch die Massenabtreibungen in Deutschland verurteilen müssen! Hat er aber nicht getan :(

  • HH
    Helmut H.

    "Jeder versteht und sieht, was er begreifen und erkennen möchte. Von draußen her gleißt die Sonne schräg bis ins Plenum. Es ist ein guter, demokratischer Moment des Parlamentarismus."

     

    Radio Vatikan?

    Aufhören Maier & Gessler!!!

     

    Feddersen im übrigen auch!

    Besser der schreibt über den E. Song Contest.

     

    Hat der Papst womöglich auch die taz gelobt?

    Habe ich da was verpasst?

  • C
    Carsten

    Ich habe die Rede auf YouTube gehört. Ich finde sie ausgesprochen gut, obwohl ich nicht gläubig bin. Eine gute philosophische Rede. Ströbele tut mir leid. Altersstarrsinn.

  • S
    Stefan

    eine der besten Reden, die je im Bundestag gehalten wurden!!!! Zig Tausende von Unterstützern, viele jung. Und von den erwárteten 10.000 Gegendemonstranten kamen nur 2000. Das ist Realität.Was der papst sagte, ist die Grundlage jeder menschlichen und ökologischen Bewegung.Als einziger verlies Dauernörgler Ströbele die Veranstaltung. Er hätte michts besseres reden können als der Papst.

  • JF
    Jürgen Friedrich

    Die ganze Begeisterung, die ganze Aufregung, das ganze procedere um den Papstbesuch ist aus meiner Sicht zwar getragen von großem Ernst aller Beteiligten, aber im Bedenken der Tatsache, dass Kirchengeschichte weniger als einen Wimpernschlag ausmacht zwischen Urknall und Entwicklung von'social commitment', ist "das alles" doch sehr viel Lärm um jenes Nichts, welches sich in der Wahrheit eines über-konfessionellen Vierzeilers präsentiert:

     

    Gott schuf Menschen sich als Noten

    für seine Meisterpartitur

    und läßt sie spielen Götterboten,

    mal in MOLL und mal in DUR.

  • JR
    Jan Reyberg

    Man kann nicht von jeder Deutsschwäche gleich auf Drogenmissbrauch schlißen Herr Popper.

  • KB
    klaus baum

    Werter "Karl Popper", was wollen Sie eigentlich mit ihrem Beitrag sagen?

  • B
    Berliner

    Eine sehr gute Rede, die der Papst da gehalten hat. Das muss man ihm lassen. Sehr philosophisch, mit guten Gedanken über den Rechtsstaat sowie unsere eigene rechtsstaatliche Ordnung und meiner Meinung nach war die Rede absolut "parlamentstauglich" und die fehlenden Abgeordneten sollten sie sich ruhig einmal anhören.

    Die Rede zeigt zugleich, was für ein Mensch Herr Ratzinger ist: Ein Intellektueller, sehr gebildet, mit klaren und guten Gedanken. Dafür habe ich Respekt für ihn.

     

    Aber Bekenntnisse zu den Missbrauchsfällen etc. fehlten leider. Das hätten viele erwartet. Wahrscheinlich fehlt ihm das Gespür dafür, was seine "Schafe" hören wollen, was wirklich dran ist und welche Themen den Deutschen in Bezug auf Kirche wichtig sind.

    Als Professor, als Forscher oder Philosoph wäre er daher besser aufgehoben. Das weiß er glaube ich selbst, denn Papst wollte er ja eigentlich nie werden. Er wurde gewählt und sah es als seine Pflicht an, das Amt nun auszuführen.

     

    Im Olympiastation hat er ja immerhin indirekt den Missbrauch angesprochen. Aber da muss noch mehr kommen. Nun gut, ein bisschen Zeit hat er ja noch. Geben wir Sie ihm und hoffentlich wird er sie nutzen. Der Bundestag wäre für dieses Thema eh nicht der richtige Ort gewesen. Von daher bis jetzt noch ein "gefällt mir" für den Papstbesuch.

     

    BTW: Wer sich wirklich mal die Zeit nimmt, sich die Positionen und Gedanken von Herrn Ratzinger anzusehen, wird merken, wie falsch doch das Bild ist, das in der Öffentlichkeit häufig verbreitet wird. Er ist nicht der mittelalterliche, rückwärtsgewandte, frauenfeindliche Mensch, wie es immer behauptet wird. Das haben denke ich auch Joschka Fischer und Jürgen Habermas in ihren Gesprächen mit ihm schnell erkannt. Ich schätze Herrn Ratzinger sehr: Als Intellektuellen.

  • O
    Odin

    @ Karl P: Ihr Kommentar ist beleidigend und unredlich. Wo bleibt ihre Meinung? Was sagen sie zu Adorno?

     

    Der Herr Prof. Dr.theol. Ratzinger unternimmt als CEO einer weltumspannenden Firma in Sachen "content" eine Werbetour durch sein Heimatland, das noch immer einziger Nettozahler in seinem Glaubensfonds ist ( dies auch dank des Konkordats von 1934(?) und der Bischofsbezahlung aus deutschen Steuergeldern ( Letzteres gilt für alle Steuerzahler, und nicht nur für die Katholen) Dass er sich redliche Mühe gibt, ist klar. Und doch macht er Eindruck, wie auch eine Katholische Messliturgie eindrucksvoll ist. Aber er erkennt eben nicht, dass er die Zuständigkeit fürs Metaphysische nicht nur teilen muss ( hierzulande besonders mit Protestanten ), sondern dass der Markt für dieses offenbar nicht zu überwindende "menschliche Bedürfniss" nach einem unerklärlichen Rest der Welterkenntnis viel größer geworden ist, und er darin schon deswegen nur ein Mitbewerber ist.

    Aber warum bevorzugt der deutsche Bundestag diesen Vertreter des Irrationalismus? Oder wird er sich demnächst auch vom EKD-Vorsteher, dem Dalai Lama oder anderen "Würdenträgern" vorlesen lassen (Adorno ist schon tot)

  • JK
    Juergen K.

    AUFERLEGT hat er

    der Regierung, darüber nachzudenken, WAS RECHT ist.

     

    Das macht niemand, der dazu keinen Anlass sieht.

    Mag es auch noch so subtil verpackt asein.

     

    HÖREN sollen sie !

     

    Gerade FÜR DIE, die wie ein Schild der Borg,

    die Christliche Kultur vor sich herschützen

     

    ein Kinnhaken Erster Güte.

  • MN
    mein name ist hase

    Er hat eben NICHT die Grünen gelobt,

    sondern die Ökologiebewegung,

    die ein ''Schrei nach frischer Luft'' gewesen sei.

  • SE
    sieglinde Eimer

    die lebendige Demokratie lebt auch ohne Papst, so sieht's doch aus. Ich weiß gar nicht, warum der Bundespräsident sowie der Präsident der Reichskanzlei duaernd nach den papa schreien, ersterer wenigstens wäre noch zu jung für's jüngste Gericht, während der Zwote mal lieber auf die Lira schielen dürfte, die hat nach 1945 dramatisch am Wert verloren, zur europäischen Binnenwährung, weil die Börse ist ein unheiliger Ort , so siehts docha us, die ÄBörse als antireligiöser Ort trägt in sein Wappen bereits die Vision des Vaters: Eine Marktwirtschaft ohne instanzielle Erhabenheit. Muß es denn erst eine neue Ölkrise geben , damit auch der letzte Agnostiker merkt: Gummipuppen sind aus Erdöl hergestellt

  • BI
    Blomstedt, Ivan

    mal ne Frage am Rande, was ist ein Seitenschiff ? Ich kenne Kutter, Trawler und Logger. Ein Seitenschiff gibt's in jeden Kirchenraum, an der Seite, denn die Empore ist das Refugium des Priesters und das Hauptschiff genau gegenüber, manchmal sogar über der Augenhöhe des Predigers. Diese Kausalität läßt nur den willentlichen Schluß zu: Die Kleriker stehen in Augenkontakt zur Macht in Deutschland ! Diese muß überwunden werden mit der Abschaffung der Atomkraftwerke UND der Kohlekraftwerke, erst dann gibt es wieder einen dia auf Augenhöhe, wie anno dunnemals, als Jesus sprach: Esset die Fischlein aus frischem Bach, von der Schwoinshoaxn wird's Augenlicht schwach ...

  • JV
    Jan Vallian

    katholisch sein, heißt, an Gott zu glauben. Und da ist der Wille in der Natur klar zu erkennen, z.B. in der Parkettierung. Wer schon mal übe rein Parkett ging, hat sich vielleicht gewundert: Wie gehen die Muster ohne Lücken ? Diese Frage sollte uns zu geben denken, denn, klar, es geht mit mehrere Muster genauso.

  • S
    StefanMarc

    Es war eine typische Ratzingerrede: vollkommen überheblich, in weiten Teilen weit ab von der Realität und den Problemen der Gesellschaft.

     

    Bis auf das Lob auf die Ökologiebewegung seit den 1970er hatte Ratzingers Rede eine farblose Leere, die nichts an neuen Antworten auf die Kritik am Vatikan gab.

     

    Von den Forderungsthemen des Memorandums "Kirche 2011" wurde kein einziges Thema aufgegriffen.

     

    Da kann man nur raten:raus aus der Katholischen Kirche, denn dieser Kirche sollte keine Kirchensteuer gezahlt werden.

  • HD
    Hajdy Do Bajdy

    Der „soziale“ Konkurrent

     

    Bis jetzt war der Papstbesuch eine verpasste Gelegenheit. Als ob die industrielle BRD nichts mit einem rückschrittlichen Papst zu tun hat. Dabei hätte die BRD durch die Kirchensteuer einen wesentlichen Einfluss auf die globale Kirche, vorbei an UNO usw. :)

    Die Linke spricht mit ihrem Protest nicht wesentliche Dinge an, sondern verhält sich eher als ein Konkurrent zur Kirche, der um „Glaubensfragen“ kämpft. Mit der Bitte hinter vorgehaltenen Hand - „der Proletarier soll doch bitteschön ein Heiligenbild von Marks oder Lenin tragen“ :)

     

    Es kommt auch zum Vorschein, dass die Politik in der Wirtschaftskrise den Papst ein bisschen neidisch begutachtet. Daher wirft man dem Papst Vertuschung von Kindesmissbrauch vor, da man die Kirche ja nicht mit wirtschaftlichen Fehlleistungen rügen kann.

     

    Jedoch hier sollte das wesentliche Augenmerk der Kritik gerichtet werden. Kirchliche Organisationen haben durch Hartz IV’ler an Einfluss gewonnen und dies nicht unbedingt auf demokratischer Basis. Das Schlagwort ist hier Kirche gegen Sozialstaat oder doch mit?

    In den USA kann man beobachten, wie gerade kirchliche Organisationen gegen den Sozialstaat Front machen, da der Zulauf von verarmter und hilfebedürftiger Bevölkerung Macht und Einfluss bedeutet. „Welches Brot ich ess(e), dessen Lied ich sing(e)“.

  • H
    hann0s

    Dieser Typ hat es also fertig gebracht, als "staatsoberhaupt" aufzutreten, aber in dieser lächerlichen weißen Robe als geistlicher Führer aufzutreten? Die Trennung von Staat und Kirche (die wir ja nich haben) wurde nochmal mit Füßen getreten und das soll ein toller demokratischer Moment gewesen sein?

    Diesem homophoben Hetzer gehört der Prozess gemacht, er gehört nicht noch hofiert.

  • D
    Dom

    @ Karl Popper:

     

    Dass das "wolle" fehlt, ist mir auch sofort aufgefallen. Aber es mit in die Anführungszeichen zu setzen ist leider auch falsch, Herr Popper! - Der Konjunktiv hat dort nichts verloren.

     

    ..." wolle. - so sieht es richtig aus.

     

    Da ließen sich jetzt lustige Überlegungen anstellen, was Sie wohl so konsumieren...

     

    Vergessene Wörter oder merkwürdige copy/paste-Satzkonstruktionen finde ich gerade fast in jedem Online-Artikel der taz. Den fleißigen Redakteuren der sonst sehr guten Online-Sparte der taz wird anscheinend in allem Trubel kaum Zeit gelassen, nach solchen Fehlern Ausschau zu halten.

  • PL
    Philipp L.

    @Karl Popper: Sind Sie high?

  • M
    Martin

    LIeber Herr Gessler,

     

    hoffentlich ist es Ihnen vergönnt mit 84 mit einer tiefen Jungmännerstimme zu reden.

     

    Eines ist jetzt schon klar: Der Besuch ist ein Desaster für die Chefredaktion der TAZ, mit ihrer plumpen und voreingenommenen Aufmachern.

     

    Mehr Esprit hätte man schon erwarten können

     

    Daß ein Großteil der ferngebliebenen Abgeordneten aus dem Osten kommt, sei ihnen deswegen verziehen, sie haben eine andere Sozialisation hinter sich.

    Das Regime der DDR hat ja eine gewisse seelische Armut hinterlassen

     

    Hoffen wir nur daß die Herren Gysi, Lafontaine und Frau Lötsch keine Probleme

    mit Castro bekommen, der ist nämlich kein Kirchenfeind.

  • K
    Kip

    Was für ein Armutszeugnis für die Linken und die Grünen, die sich ja selber immer als so tolerant geben. Hätte der Dalai Lama gesprochen, wären sie alle begeistert gewesen...

     

    Die Rede des Papstes war sehr gut und er hat wichtige aktuelle Themen angesprochen. Vielleicht sollten öfter einmal Religionsvertreter vor dem Deutschen Bundestag sprechen! Es kann nicht schaden, wenn man unsere Politiker hin und wieder an Anstand und Sitte, Moral und Menschenrechte erinnert!

     

    Bevor ich lauthals nach einer Trennung von Staat und Religion rufe, plädiere ich eher für eine größere Trennung von Staat und Wirtschaft (Stichwort Lobbyismus).

  • LB
    Lutz Barth

    Ob das politische Berlin dem Papst "gehuldigt" hat, steht nachhaltig zu bezweifeln an. Es wurde einem interessanten Diskussionspartner die Möglichkeit eröffnet, uns an seine Gedanken teilhaben zu lassen und dies wird zu respektieren sein. Ob - wir wir nun den Medien entnehmen können - der Abgeordnete Ströbele vorzeitig den Saal verlassen hat, ist angesichts der Rede des Papstes, von der durchaus Impulse für so manchen bioethischen Diskurs ausgehen könnte, doch von untergeordneter Bedeutung, mal ganz davon abgesehen, dass es freilich Herrn Ströbele gestattet ist, die "Dauer des Applauses" für den Papst als persönliches Entscheidungskriterium, vorzeitig den Saal zu verlassen, zu wählen.

  • W
    Webmarxist

    Die Bundesrepublik Deutschland ist laut Verfassung der Religionsneutralität verpflichtet. Als Parlament von Deutschland gilt das auch für den Bundestag.

  • KP
    Karl Popper

    ...wolle" typisch 68er, bisschen taxi gefahren, dann ein paar mal adorno in der vorlesung ohne abschluss zugehört, dann kommt so etwas heraus. und das im ersten satz.

     

    aber lassen sie sich ihr gras weiter schmecken, meinentwegen können sie auch gern auf eine crack pfeiffe umsteigen, das wäre langfristig ein guter beitrag für eine intelligentere welt von ihnen.