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Papst zum Umgang mit HomosexuellenKirche soll sich entschuldigen

Papst Franziskus fordert seine Institution zum Handeln auf: Er verlangt eine Entschuldigung bei Homosexuellen, Armen, Frauen und Ausgebeuteten.

Immer für eine Überraschung gut: Papst Franziskus Foto: dpa

Rom epd | Papst Franziskus hat die jahrhundertelange Diskriminierung von Homosexuellen durch die katholische Kirche bedauert. Auf dem Rückflug aus Armenien sagte er am Sonntagabend laut Radio Vatikan, Lesben und Schwule müssten von der Kirche respektiert und begleitet werden.

Auf die Frage, ob er die Auffassung von Kardinal Reinhard Marx teile, der eine kirchliche Entschuldigung bei Homosexuellen gefordert hatte, antwortete das Kirchenoberhaupt: „Ich glaube, dass die Kirche nicht nur die Homosexuellen um Vergebung bitten muss, die sie verletzt hat, sondern dass sie sich auch bei den Armen, bei den Frauen und den bei der Arbeit ausgebeuteten Kindern entschuldigen muss.“

Die Kirche müsse sich überdies dafür entschuldigen, dass sie „so viele Waffen gesegnet hat“, fügte Franziskus hinzu. Auch müsse die Kirche dafür Reue zeigen, dass sie viele Familien nicht begleitet habe.

Der Lesben- und Schwulenverband in Deutschland erklärte, das Kirchenoberhaupt habe mit seinen Worten „die Verantwortung für Ausgrenzung und Diskriminierung“ von Homosexuellen eingestanden. „Wenn Papst Franziskus es ernst meint mit einer Entschuldigung, dann muss der Vatikan auch aktive Reue an den Tag legen“, erklärte Verbandssprecherin Henny Engels in Berlin.

Noch immer hielten Bischöfe in vielen Teilen der Welt Hetzreden gegen Schwule und Leben, beklagte Engels. Nun müssten die homosexuellenfeindlichen Kampagnen der katholischen Kirche beendet werden.

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3 Kommentare

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  • 8G
    889 (Profil gelöscht)

    Nicht zuletzt dank seiner Kirche haben wir hierzulande immer noch Sondergesetze für Homosexuelle. Wenn die aufgehoben sind, kann er anfangen, sich zu entschuldigen.

     

    Vorher nicht.

  • "Auch müsse die Kirche dafür Reue zeigen, dass sie viele Familien nicht begleitet habe."

     

    Manche Familie hätte besser daran getan, von der Kirche nicht begleitet zu werden.

  • Jetzt ist die Entschuldigungskultur auch in der katholischen Kirche angekommen. Das erinnert mich an die Manager in Fukushima, die sich in einer schön einstudierten Choreographie für die Katastrophe entschuldigt haben. Große Geste - und auch so authentisch. Der Papst kann noch so viel soufflieren, eine Änderung bei den Hardlinern sehe ich noch lange nicht. Zudem frage ich mich wie sich eine Institution enschuldigt, wenn ihr Chef das schon nicht macht?