Papst reist nach Großbritannien: Kritik an katholischer Kirche
Zum ersten Mal seit fast 500 Jahren besucht ein Papst offiziell das Vereinigte Königreich. Viele Briten stehen dem Oberhaupt der katholischen Kirche jedoch ablehnend gegenüber.
LONDON/EDINDBURGH dpa/afp | Benedikt XVI. ist am Donnerstag zum ersten Staatsbesuch eines Papstes in Großbritannien eingetroffen. Der Ehemann von Queen Elizabeth II., Prinz Philip, empfing den Heiligen Vater am Flughafen im schottischen Edinburgh. Zu Ehren des Papstes musizierte eine Gruppe von Dudelsackspielern.
Es ist der erste offizielle Staatsbesuch eines Oberhaupts der katholischen Kirche im Vereinigten Königreich seit fast 500 Jahren. Benedikt XVI. will dabei die Beziehungen zwischen britischen Katholiken und Anglikanern verbessern.Die Briten stehen dem Papst-Besuch einer Umfrage zufolge mehrheitlich ablehnend gegenüber.
Benedikt wird sich zunächst mit der Queen in deren schottischer Residenz Holyrood House treffen. Anschließend ist eine Messe in Glasgow geplant. Insgesamt wird Benedikt bei seinem viertägigen Besuch 12 Ansprachen halten. 250 000 Menschen werden bei mehreren öffentlichen Messen sowie an den Straßenrändern erwartet, wenn der Heilige Vater im "Papamobil" durch die Innenstädte fährt.
Die Reise ist nicht unumstritten. Papstgegner kritisieren vor allem die hohen Kosten von mehr als zehn Millionen Pfund (zwölf Millionen Euro) für den britischen Steuerzahler sowie den Umgang der katholischen Kirche mit dem Skandal um Kindesmissbrauch.
Auf dem Weg nach Schottland äußerte sich Benedikt XVI. zu den Missbrauchsfällen in der katholischen Kirche. Die Berichte darüber seien "ein Schock" für ihn gewesen. Er habe "mit großer Traurigkeit" reagiert. Die Kirche sei mit Blick auf pädophile Priester "nicht wachsam genug" gewesen, räumte der Papst ein.
Neben den Missbrauchsfällen wurde der Papst-Besuch von einem "Focus"-Interview überschattet, in dem der emeritierte deutsche Kurienkardinal Walter Kasper Großbritannien als "Land der Dritten Welt" bezeichnete und von einem "aggressiven Atheismus" in dem Land sprach.
Die katholische Kirche von England und Wales distanzierte sich von den Äußerungen des Deutschen und erklärte, diese repräsentierten nicht die Sicht des Vatikan oder der Katholiken ihres Landes. Vatikan-Sprecher Federico Lombardi sagte am Mittwoch, Kasper habe mit seinen Äußerungen nichts Negatives über Großbritannien sagen wollen. Zugleich kündigte Lombardi an, Kasper werde "aus gesundheitlichen Gründen" der Reise nach Großbritannien fernbleiben.
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