■ Pampuchs Tagebuch: Füllfeder gegen Großkapital
Also, wenn ich mich kurz vorstellen darf: Ich bin die Zwillingsschwester von dem Pampuch, dessen Tagebuch hier immer donnerstags erscheint. Mein Bruder ist gerade verreist. Und wenn die Kolumne sowieso „Pampuchs Tagebuch“ heißt, dann ist es vom Titel her schon mal nicht gelogen, wenn ich sie schreibe.
Einen Computer habe ich nämlich auch, allerdings noch keinen Internetanschluß. Mit dem Internet wollen wir noch etwas warten, mein Mann und ich. Zum einen wegen des augenblicklichen Wirrwarrs bei den Telefongebühren, zum anderen, weil wir Internet in dem Sinn im Grunde eigentlich nicht wirklich dringend brauchen, um es mal so zu sagen. Und nicht zuletzt auch deshalb, weil der Herr Haberl von unserem Laptopshop – und der muß es schießlich wissen – neulich gesagt hat: „Man kauft immer zu früh.“
Das gilt natürlich nur für die Computerbranche, meine neuen Winterstiefel zum Beispiel habe ich wirklich keinen Tag zu früh gekauft. In meinem Fall bezog sich der Satz speziell auf die Tatsache, daß mein Laptop doppelt so teuer war wie der von meinem Bruder und dabei längst nicht alle Schikanen hat, sprich keinen so großen Bildschirm, einen viel kleineren Arbeitsspeicher, eine viel kleinere Festplatte, ein langsameres Pentium, nur ein halbes Jahr Garantie statt ein Jahr und dergleichen.
Ich habe eben zu früh gekauft, nämlich anderthalb Jahre vor meinem Bruder. Andererseits hat der Zeitpunkt haargenau gestimmt, denn mein alter Laptop war irreparabel kaputt, und ich war mitten in einer Übersetzung und brauchte sofort einen neuen.
Bei dem Internetmodem habe ich hingegen ein bißchen Angst, daß ich zu spät kaufen könnte. Ich sehe mich irgendwann mit meinem Laptop im Laden stehen und sagen: „So, Herr Haberl, jetzt bin ich soweit, jetzt hätte ich gern ein Internetmodem für diesen meinen Laptop.“ – „Tja, tut mir leid, Frau Pampuch, aber die Modems sind jetzt verbessert worden und im Format ein bißchen anders und passen leider nur in neue Laptops.“
Natürlich habe ich keine Ahnung von Modemformaten. Als ich aber einen größeren Bildschirm haben wollte, hieß es zuerst: „Kein Problem, Frau Pampuch, der 13,9 TFT kommt in drei Monaten, den tauschen wir dann einfach aus, und Sie zahlen den Aufpreis.“ Als es soweit sein sollte, war schon wieder alles ganz anders: „Den größeren Bildschirm haben sie jetzt ein bißchen verbessert, und deshalb paßt er leider nicht mehr an Ihr Gerät, wie wir das gedacht hatten.“
Kennen wir diese Sätze nicht alle? „Nein, die neuen Stereoanlagen haben jetzt alle keinen Anschluß mehr für Plattenspieler, da müßten Sie ein Zusatzgerät kaufen, das führen wir aber leider nicht, schauen Sie doch mal in unserem Haupthaus am Bahnhof, es kostet so um die 100 Mark.“ Erklärt wird das gern mit der Technik, die sich so rasend schnell entwickelt.
Doch wir wissen es natürlich besser: Es ist wieder mal nichts anderes als der Kapitalismus, der die Kunden zum ständigen Neukauf zwingen will. Aber pah, wir müssen den Schmarrn ja nicht mitmachen. Wir sind keine willfährigen Hampelmänner des Großkapitals! Wir haben nichts zu früh gekauft! Wir kaufen genau dann etwas, wenn es uns paßt!
Und diese Kolumne habe ich übrigens mit meinem Montblanc-Füller, der ein Leben lang hält, auf einem karierten Block im zeitlosen, ewig gültigen DIN- A4-Format geschrieben. Und dann in den Computer getippt! Weil man dem Kapitalismus nämlich, wo man kann, ein Schnippchen schlagen muß! Eva Pampuch
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