Pakt in Metall-Industrie: Die Krise schweißt zusammen
Ein Beschäftigungspakt und eine Lohn-Nullrunde sollen der Metall- und Elektroindustrie über die Krise hinweghelfen. Kurzarbeit wird für Firmen billiger.
An einem Ritual hielten die IG Metall und die Arbeitgeber immerhin fest: Es mussten wieder einmal ein Verhandlungsmarathon und eine Nachtsitzung sein, um zu einem Tarifabschluss zu kommen. Nach rund 15 Stunden einigten sich die beiden Tarifparteien in Düsseldorf auf ein Ergebnis, das eine Regelung zur Arbeitsplatzsicherung vorsieht und eine leichte Lohnerhöhung beinhaltet.
Zentral für den Tarifabschluss ist ein Paket mit dem Titel "Zukunft in Arbeit". Um dieses Jobpaket zu erreichen, ist die IG Metall erstmals in ihrer Geschichte ohne konkrete Lohnforderung in die Tarifverhandlungen gegangen. Das Jobpaket gilt für Betriebe, die seit mindestens zwölf Monaten kurzarbeiten und zwölf Monate Schutz vor betriebsbedingten Kündigungen bieten. Mit dem Abschluss können die Betriebe die Arbeitszeit zeitweise weiter absenken. Bisher lag die Grenze bei 30 Stunden, jetzt sind 28 Stunden Arbeitszeit möglich. Für diese Absenkung soll es einen teilweisen Lohnausgleich geben. Diese tarifliche Regelung von Kurzarbeit war nötig geworden, weil für viele Betriebe die gesetzliche Kurzarbeitsregelung ausläuft. Die Metall- und Elektrobranche mit ihren 3,43 Millionen Beschäftigten hatte wegen der Wirtschaftskrise die höchste Rate an Kurzarbeit. 2009 lag sie bei bis zu einer Million Beschäftigten. Die Branche hat 2009 erstmals in der Nachkriegszeit im Schnitt Verluste gemacht.
Bei den Löhnen wurde für das Jahr 2010 eine Nullrunde bei einer Einmalzahlung von 320 Euro vereinbart. Zum 1. April 2011 steigen die Gehälter für zwölf Monate um 2,7 Prozent, wie die Verhandlungsführer mitteilten. Laut Gesamtmetall lässt sich der Beginn der prozentualen Gehaltserhöhung durch eine freiwillige Betriebsvereinbarung um zwei Monate nach vorne oder hinten verschieben. Der Entgelt-Tarifvertrag läuft 23 Monate.
Der Pilotabschluss im Tarifbezirk Nordrhein-Westfalen mit seinen rund 700.000 Beschäftigten soll nach dem Willen von IG Metall und Gesamtmetall schnell auf alle anderen Bezirke übertragen werden.
"Mit den gefundenen Instrumenten kann Beschäftigung über die Krise gesichert werden. Es liegt nun an den Unternehmen, diese Instrumente zu nutzen", sagte IG-Metall-Chef Berthold Huber. Die Entgelterhöhungen sicherten Reallöhne und zeigten, dass eine "faire Lastenteilung" gefunden worden sei.
"Dieser Abschluss ist ein eindrucksvolles Zeichen gemeinsamen Krisenmanagements", sagte Martin Kannegiesser, Chef des Arbeitgeberverbandes Gesamtmetall. Dies gelte für den Inhalt ebenso wie für das Verfahren: "Wir haben nach intensiven Verhandlungen gut zwei Monate vor Ablauf der geltenden Tarifverträge eine Einigung auf friedlichem Wege gefunden - das hat es so noch nie gegeben."
Der SPD-Fraktionsvorsitzende Frank-Walter Steinmeier begrüßte die Tarifeinigung und forderte von der Bundesregierung: "Wir brauchen die Fortsetzung der Entlastung von Sozialabgaben bei der Kurzarbeit auch 2011."
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