Morgen : Painful: Martina Mann liest „Eine Frau in Berlin“
Berlin. Ende April 1945. Der letzte Kampf um die Stadt hat begonnen. Die Menschen verkriechen sich in die Häuser der zertrümmerten Stadt. Sie harren aus, erstarrt vor Angst vor der Rache der Roten Armee. Eine Berlinerin hält präzise und lakonisch in ihren Aufzeichnungen, die nach dem ersten Erscheinen 1959 nun wiederveröffentlicht wurden, ihre persönlichen Erlebnisse, Ängste und die an ihr vergangenen Gewalttaten fest – Geschehnisse, die Millionen von Frauen erlebt haben, die aber zuvor kaum offen thematisiert wurden. Illusionslos, ohne Selbstzensur und Selbstmitleid erzählt die Autorin in „Eine Frau in Berlin“ mit makabren Humor vom Zusammenbruch des normalen Lebens in Berlin, von Hunger und Vergewaltigung. Das Besondere ist: Sie hat die Kraft zu differenzieren und nicht alle Russen als Vergewaltiger zu verurteilen. Manche sind ihr sympathisch. Sie bleibt stets distanziert und kritisch und schafft es, eine Überlebensstrategie zu entwickeln. Im Gegensatz zu anderen: „Zwischen Trümmerbrocken und Geschosstrichtern drei Doppelgräber, drei Ehepaare, dreimal Selbstmord.“ Die Schauspielerin Martina Mann liest ab Sonntag an acht Abenden die gesamten Aufzeichnungen von „Eine Frau in Berlin“ im Literaturhaus. MZ