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Pädagogen als ManagerChef-Auswahl im Assessment-Center

■ Niedersachsens Schulleiter gefordert

Niedersachsen will bei der Einstellung von Schulleitern künftig neue Wege gehen. Die Führungskräfte müssen vor ihrer Einstellung ein ähnliches Auswahlverfahren wie Manager durchlaufen, kündigte Kultusministerin Renate Jürgens-Pieper (SPD) am Montag abend in Hannover an.

Bewerber für einen Schulleiterposten sollen ab dem kommenden Jahr in einem sogenannten Assessment-Center (assessment heißt Veranlagung, Einschätzung, Besteuerung) ihre Qualitäten unter Beweis stellen.

Bei der eintägigen Prüfung wird vor allem die Management- und Führungskompetenz der Lehrer getestet. Anschließend werden die Bewerber von einer mehrköpfigen Kommission als „geeignet“ oder „nicht geeignet“ für den Schulleiterjob eingestuft.

Mit dieser Qualifikation können sich die Pädagogen dann auf eine konkrete Rektorenstelle bewerben. Ab 2002 soll das erfolgreiche Durchlaufen des Assessment-Centers zwingende Voraussetzung für die Besetzung einer Stelle sein, bis dahin gilt eine Übergangsregelung. Das Konzept für das Auswahlverfahren wurde vom Kultusministerium gemeinsam mit der Unternehmensberatung Kienbaum entwickelt. Es soll durch Umschichtung vorhandener Gelder finanziert werden: „Zusätzliche Mittel gibt es nicht“, sagte die Kultusministerin.

Das neue Modell ist ein weiteres Element der Schulverwaltungsform in Niedersachsen. Nachdem die Schulen zunehmend mehr Verantwortung bei der Personalauswahl und der Ausgabe von Haushaltsmitteln erhielten, müsse auch mehr Wert auf die Handlungskompetenz der Schulleiter gelegt werden, erklärte Jürgens-Pieper. Langfristig sei denkbar, Rektoren an großen Schulen auch eine ausgebildete Verwaltungsfachkraft an die Seite zu stellen.

Jürgens-Pieper will mit dem neuen Modell vor allem auch Lehrerinnen ermutigen, sich verstärkt auf Schulleiterposten zu bewerben. Während die Frauen beim „normalen“ Lehrpersonal prozentual gesehen weit die Überzahl hätten, seien in den Führungspositionen nach wie vor mehr Männer am Ruder.

An den niedersächsischen Gymnasien waren nach der jüngsten Statistik des Kultusministeriums 1996 nur acht Prozent der Schulleiter Frauen. An den Sonderschulen waren es 26 Prozent, an den Grundschulen immerhin 45 Prozent. dpa

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