: PLO-Gruppe bekennt Siedlermorde
■ In Damaskus kündigt die Volksfront zur Befreiung Palästinas neue Anschläge gegen Siedler an. Israelische und palästinensische Behörden fahnden im Autonomiegebiet gemeinsam nach den Mördern
Tel Aviv/Jerusalem (taz/AP) – Nach dem Mord an zwei Israelis im Westjordanland demonstrieren israelische und palästinensische Behörden ihre Kooperation. Am Mittwoch abend hatten drei Palästinenser in der Nähe der Siedlung Betel das Feuer auf eine Siedlerfamilie eröffnet. Eine Frau und ihr zwölfjähriger Sohn starben, der Vater der Familie und die vier anderen Kinder wurden verletzt. Israelische Militärs riegelten daraufhin die Stadt Ramallah, in die die Täter mit einem Auto geflohen sein sollen, weiträumig ab. In dem arabischen Dorf Surta wurde Ausgehverbot verhängt.
Zu der Tat bekannte sich gestern die Volksfront zur Befreiung Palästinas. Während rund 800 Anhänger der PFLP in Bethlehem den Gründungstag ihrer Organisation feierten, sagte ein PFLP-Sprecher in Damaskus, „eine unserer Gruppen“ habe den Anschlag verübt. Die Palästinenser hätten jedes Recht, die Siedler im Westjordanland anzugreifen. Sie seien ein „militärisches Ziel“, sagte der Sprecher, und kündigte weitere Anschläge an.
Nach Angaben aus palästinensischen Kreisen nahm die palästinensische Polizei gestern acht Angehörige der PFLP fest. Im israelischen Armeerundfunk war von 15 Festnahmen die Rede.
Der Tatort befindet sich in einer in den palästinensisch-israelischen Abkommen als Zone C definierten Region – hier haben allein die israelischen Behörden das Sagen. Ramallah liegt dagegen in Zone A und wird von der palästinensischen Selbstverwaltungsbehörde kontrolliert. Trotzdem gestattete die palästinensische Polizei den sofortigen Zugang hoher israelischer Offiziere zu dem verbrannten Auto, das die Mörder nach der Tat in die Stadt gebracht haben sollen.
Jossi Beilin, einer der Führer der Arbeitspartei, wies in diesem Zusammenhang darauf hin, daß das Osloer Abkommen mit den Palästinensern Israel in eine viel vorteilhaftere Lage bei der Terrorbekämpfung gebracht habe. Der frühere Chef des Geheimdienstes Shabak, Karmi Gilon, bestätigte, daß die palästinensischen und israelischen Sicherheitsdienste jetzt gut zusammenarbeiten: „Heute sind das unsere Partner.“ Zwar sei es unmöglich, Terroranschläge vollständig zu verhindern, durch das Eingreifen der palästinensischen Selbstverwaltung könne jedoch die Zahl der Anschläge wesentlich reduziert werden. Die palästinensische Selbstverwaltung habe effektive Schritte zur Liquidierung des Terrors unternommen – dies gelte auch für die Zeit nach dem Regierungswechsel in Israel, erklärte der ehemalige Shabak- Chef.
Der Führungsrat der Siedler forderte die israelische Regierung nach dem Anschlag auf, als Antwort sofortige „zionistische Maßnahmen“ zu beschließen. Gemeint sind damit vor allem Beschlüsse, neue Siedlungen zu bauen. Sollten solche Maßnahmen nicht im Laufe der nächsten zwei Tage bekanntgegeben werden, drohen die Siedler, die Regierung vor vollendete Tatsachen zu stellen. awo
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen