piwik no script img

Owomoyela gegen NPDBeleidigt, beschämt, verletzt

Die NPD muss sich für rassistische Hetze gegen den Fußballspieler Patrick Owomoyela im Vorfeld der WM 2006 verantworten. Zu Beginn des Prozesses trat Owomoyela als Zeuge auf.

Fußballspieler Patrick Owomoyela (r): "Ich fühlte mich angegriffen. Es war einfach eine Frechheit". Bild: dpa

BERLIN taz Eine Stunde dauerte es, bis die Personalien der Angeklagten verlesen werden konnten, nach zweieinhalb Stunden wurde der erste Befangenheitsantrag gegen Richterin Monika Pelcz gestellt. Beim Prozessauftakt gegen den NPD-Parteivorsitzenden Udo Voigt sowie die NPD-Bundesvorstandsmitglieder Frank Schwert und Klaus Beier gab es viel juristisches Säbelrasseln. Die drei müssen sich vor dem Amtgericht Berlin-Tiergarten wegen Beleidigung und Volksverhetzung verantworten. Ihnen wird vorgeworfen, im Frühjahr 2006 einen WM-Planer produziert und verbreitet zu haben, auf dem ein kopfloser, farbiger Fußball-Nationalspieler abgebildet ist, der die Trikotnummer 25 trägt. Diese war dem damaligen Nationalspieler Patrick Owomoyela zugeordnet. Das Ganze beschrifteten die NPD-Aktivisten mit dem Schriftzug: "Weiß - Nicht nur eine Trikot-Farbe - Für eine echte NATIONALmannschaft!"

Nachdem das belastende Material bei einer Hausdurchsuchung im April 2006 beschlagnahmt worden war, ließ die NPD einen weiteren Planer herstellen. Darauf waren unter der Überschrift "Nationalmannschaft 2010?" zehn farbige und zehn weiße Spieler abgebildet, so Staatsanwalt Jörg Raupach in seiner Anklage. Im Begleitschreiben zu dem Planer, das gestern verlesen wurde, hieß es: "Deutsche Fußballfans!" Man sei voller Erwartung auf die WM 2006, "auch wenn einem manchmal die Lust auf Fußballspiel vergehen kann. Es herrschen Multikulti und Geldschacherei". Der 29-jährige Owomoyela trat gestern als Zeuge auf. Er sei durch Journalisten auf den Planer aufmerksam geworden. "Ich war beleidigt, beschämt, verletzt und verständnislos. Ich fühlte mich angegriffen. Es war einfach eine Frechheit", sagte der Mann mit den Rasta-Zöpfchen. Es sei das erste Mal gewesen, dass er, derzeit Profi bei Borussia Dortmund, zur Zielscheibe einer rassistischen Kampagne gemacht wurde. Er habe danach viele beleidigende E-Mails bekommen, die ihn zum Verlassen Deutschlands aufforderten.

Die drei Angeklagten schwiegen zu den Vorwürfen. Umso agiler gebärdeten sich ihre Verteidiger, die sie auch schon im Zivilprozess vor dem Landgericht Berlin vertraten. Dort argumentierten sie: Man habe auf dem WM-Planer weder Owomoyela noch einen Farbigen abgebildet, noch sei die Nummer 25 zu sehen. Es sei vielmehr die 26 gemeint, die dem Spieler Sebastian Deisler gehöre. Man habe sich mit Korruption und der zunehmenden Internationalisierung im Fußball kritisch auseinandergesetzt. Owomoyela jedoch fühlte sich eindeutig angesprochen: Die auf dem Oberteil nicht vollständig sichtbaren Informationen zur Trikotnummer seien auf der Hose zu erkennen. Dies sei eindeutig seine Trikotnummer. Der Prozess wird fortgesetzt.

UTA EISENHARDT

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

24 Kommentare

 / 
  • T
    Tess

    Vielen Dank an Herrn Owomoyela. Der hat schon genug Diskriminierung mitgemacht.

    Zu Kommentar Rietmöller:

    Mann kann eine Schweinerei (Rassismus) nicht gegen eine andere Schweinerei (Sexismus - auch gegen Männer) nicht aufrechnen.

  • D
    david

    Die NPD gehört vors Gericht, umso öfter umso besser, meinen herzlichen Dank an Herrn Owomoyela.

  • L
    Lars

    @Andrea:

     

    Was ist denn besser? Die rechte Gefahr und deren menschenverachtende Propaganda einfach ignorieren statt aktiv gegen jede Kleinigkeit vorzugehen?

     

    Die NPD und all ihre kleinen und großen Verbrechen an der Menschlichkeit MÜSSEN an die Öffentlichkeit gezerrt werden. Je größer das TamTam umso besser.

     

    Keine Toleranz durch Ignoranz!

     

    Und @Uwe:

    Eine Kritik zu Sexismus mit der Hetze gegen Männer zu eröffnen ist auch sehr mutig. Das es Sexismus auch gegen Männer gibt ist keine Frage aber der macht doch wohl den geringsten Teil der sexistischen Hetze aus.

  • SH
    Sandor Hafemann

    @ Andrea Berger: So kann man natürlich nur schreiben, wenn es einen nicht betrifft. In deinem weißen Selbstverständnis "hier her zu gehören", und im Wissen, dass Du nie angegriffen wirst, weil Du z.B. die "falsche Hautfarbe" hast, kann man das durchaus so sehen.

     

    Aber es hat noch nie geholfen, Rassisten und Nazis "weg-ignorieren" zu wollen. sie haben stets weiter gemacht, bis sie Widerstand gespürt haben.

     

    ich finde O.s Gang vor Gericht richtig. Anderenfalls hätte auch niemand von dieser Diskriminierung erfahren.

     

    Erschreckend nur: eigentlich geht sowas den meisten am weißen Arsch vorbei...

     

    Sandor

  • A
    Annous

    sowas ist einfach neu hier in Deutschland, bzw. bei manchen Leuten in diesem eigentlich schönen Land!

    Deutschland braucht viel Arbeit gegen Rasismus! Viel viel Glück!

  • AB
    Andrea Berger

    Mal ehrlich, wen interessieren ein paar doofe Brochüren der NPD? Keinen. Eben. Also warum so ein TamTam draus machen und die Dinger dadurch aufwerten...

  • V
    vic

    Es ist erstaunlich wieviel Mühe es bereitet, allgemein bekannten Rassisten, Beleidigern und Volksverhetzern nachweisen muss, dass sie welche sind.

  • U
    UweRietmöller

    Keine Frage, das Plakat ist eine Schweinerei.

    Aber ich frage mich schon, warum Hetze gegen Leute mit bestimmter Hautfarbe gnadenlos (juristisch und medial) verfolgt wird - die viel üblere Hetze gegen Männer nicht.

    Diskriminierung wegen Hautfarbe ist im medialen Selbstverständnis ein Verbrechen. Pausenlos auf der Suche sind sie, unserer wackeren Journalisten, um solche Fälle aufzustöbern.

    Aber die offenkundigen Fälle von sexistischer Diskriminierung (die angeblich positive) werden allgemein für gut befunden.

     

    Und das ist der Grund, warum ich der taz die Betroffenheitsorgie nicht abnehme.

    Frau Österreich, würden Sie das auch so sehen?

  • T
    Tess

    Vielen Dank an Herrn Owomoyela. Der hat schon genug Diskriminierung mitgemacht.

    Zu Kommentar Rietmöller:

    Mann kann eine Schweinerei (Rassismus) nicht gegen eine andere Schweinerei (Sexismus - auch gegen Männer) nicht aufrechnen.

  • D
    david

    Die NPD gehört vors Gericht, umso öfter umso besser, meinen herzlichen Dank an Herrn Owomoyela.

  • L
    Lars

    @Andrea:

     

    Was ist denn besser? Die rechte Gefahr und deren menschenverachtende Propaganda einfach ignorieren statt aktiv gegen jede Kleinigkeit vorzugehen?

     

    Die NPD und all ihre kleinen und großen Verbrechen an der Menschlichkeit MÜSSEN an die Öffentlichkeit gezerrt werden. Je größer das TamTam umso besser.

     

    Keine Toleranz durch Ignoranz!

     

    Und @Uwe:

    Eine Kritik zu Sexismus mit der Hetze gegen Männer zu eröffnen ist auch sehr mutig. Das es Sexismus auch gegen Männer gibt ist keine Frage aber der macht doch wohl den geringsten Teil der sexistischen Hetze aus.

  • SH
    Sandor Hafemann

    @ Andrea Berger: So kann man natürlich nur schreiben, wenn es einen nicht betrifft. In deinem weißen Selbstverständnis "hier her zu gehören", und im Wissen, dass Du nie angegriffen wirst, weil Du z.B. die "falsche Hautfarbe" hast, kann man das durchaus so sehen.

     

    Aber es hat noch nie geholfen, Rassisten und Nazis "weg-ignorieren" zu wollen. sie haben stets weiter gemacht, bis sie Widerstand gespürt haben.

     

    ich finde O.s Gang vor Gericht richtig. Anderenfalls hätte auch niemand von dieser Diskriminierung erfahren.

     

    Erschreckend nur: eigentlich geht sowas den meisten am weißen Arsch vorbei...

     

    Sandor

  • A
    Annous

    sowas ist einfach neu hier in Deutschland, bzw. bei manchen Leuten in diesem eigentlich schönen Land!

    Deutschland braucht viel Arbeit gegen Rasismus! Viel viel Glück!

  • AB
    Andrea Berger

    Mal ehrlich, wen interessieren ein paar doofe Brochüren der NPD? Keinen. Eben. Also warum so ein TamTam draus machen und die Dinger dadurch aufwerten...

  • V
    vic

    Es ist erstaunlich wieviel Mühe es bereitet, allgemein bekannten Rassisten, Beleidigern und Volksverhetzern nachweisen muss, dass sie welche sind.

  • U
    UweRietmöller

    Keine Frage, das Plakat ist eine Schweinerei.

    Aber ich frage mich schon, warum Hetze gegen Leute mit bestimmter Hautfarbe gnadenlos (juristisch und medial) verfolgt wird - die viel üblere Hetze gegen Männer nicht.

    Diskriminierung wegen Hautfarbe ist im medialen Selbstverständnis ein Verbrechen. Pausenlos auf der Suche sind sie, unserer wackeren Journalisten, um solche Fälle aufzustöbern.

    Aber die offenkundigen Fälle von sexistischer Diskriminierung (die angeblich positive) werden allgemein für gut befunden.

     

    Und das ist der Grund, warum ich der taz die Betroffenheitsorgie nicht abnehme.

    Frau Österreich, würden Sie das auch so sehen?

  • T
    Tess

    Vielen Dank an Herrn Owomoyela. Der hat schon genug Diskriminierung mitgemacht.

    Zu Kommentar Rietmöller:

    Mann kann eine Schweinerei (Rassismus) nicht gegen eine andere Schweinerei (Sexismus - auch gegen Männer) nicht aufrechnen.

  • D
    david

    Die NPD gehört vors Gericht, umso öfter umso besser, meinen herzlichen Dank an Herrn Owomoyela.

  • L
    Lars

    @Andrea:

     

    Was ist denn besser? Die rechte Gefahr und deren menschenverachtende Propaganda einfach ignorieren statt aktiv gegen jede Kleinigkeit vorzugehen?

     

    Die NPD und all ihre kleinen und großen Verbrechen an der Menschlichkeit MÜSSEN an die Öffentlichkeit gezerrt werden. Je größer das TamTam umso besser.

     

    Keine Toleranz durch Ignoranz!

     

    Und @Uwe:

    Eine Kritik zu Sexismus mit der Hetze gegen Männer zu eröffnen ist auch sehr mutig. Das es Sexismus auch gegen Männer gibt ist keine Frage aber der macht doch wohl den geringsten Teil der sexistischen Hetze aus.

  • SH
    Sandor Hafemann

    @ Andrea Berger: So kann man natürlich nur schreiben, wenn es einen nicht betrifft. In deinem weißen Selbstverständnis "hier her zu gehören", und im Wissen, dass Du nie angegriffen wirst, weil Du z.B. die "falsche Hautfarbe" hast, kann man das durchaus so sehen.

     

    Aber es hat noch nie geholfen, Rassisten und Nazis "weg-ignorieren" zu wollen. sie haben stets weiter gemacht, bis sie Widerstand gespürt haben.

     

    ich finde O.s Gang vor Gericht richtig. Anderenfalls hätte auch niemand von dieser Diskriminierung erfahren.

     

    Erschreckend nur: eigentlich geht sowas den meisten am weißen Arsch vorbei...

     

    Sandor

  • A
    Annous

    sowas ist einfach neu hier in Deutschland, bzw. bei manchen Leuten in diesem eigentlich schönen Land!

    Deutschland braucht viel Arbeit gegen Rasismus! Viel viel Glück!

  • AB
    Andrea Berger

    Mal ehrlich, wen interessieren ein paar doofe Brochüren der NPD? Keinen. Eben. Also warum so ein TamTam draus machen und die Dinger dadurch aufwerten...

  • V
    vic

    Es ist erstaunlich wieviel Mühe es bereitet, allgemein bekannten Rassisten, Beleidigern und Volksverhetzern nachweisen muss, dass sie welche sind.

  • U
    UweRietmöller

    Keine Frage, das Plakat ist eine Schweinerei.

    Aber ich frage mich schon, warum Hetze gegen Leute mit bestimmter Hautfarbe gnadenlos (juristisch und medial) verfolgt wird - die viel üblere Hetze gegen Männer nicht.

    Diskriminierung wegen Hautfarbe ist im medialen Selbstverständnis ein Verbrechen. Pausenlos auf der Suche sind sie, unserer wackeren Journalisten, um solche Fälle aufzustöbern.

    Aber die offenkundigen Fälle von sexistischer Diskriminierung (die angeblich positive) werden allgemein für gut befunden.

     

    Und das ist der Grund, warum ich der taz die Betroffenheitsorgie nicht abnehme.

    Frau Österreich, würden Sie das auch so sehen?