vorlauf: Othellos Erben
Liebestod
20.15 Uhr, ARD
„So süß war nie so tödlich. Ich muss weinen. Doch sind’s grausame Tränen; dieser Schmerz ist wie des Himmels, strafend, wo er liebt“, sagt Othello, bevor er Desdemona ermordet. Aus rasender Eifersucht. Hat man sich erst mal in ihr verfangen, gibt es kein Entkommen. Genauso geht es Hauptkommissar Robert Nebe, der ein Liebespaar erschießt, in dem Glauben, es sei seine Frau Julia mit ihrem Liebhaber, dem Maler Christian. Doch seine Frau war mit einer Freundin im Kino. Die Verzweiflung darüber, die „falsche“ Frau getötet zu haben, weicht schnell der Hoffnung auf einen Neubeginn. „Wir müssen mit unserer Schuld leben. Ich mit meiner. Du mit deiner“, beschwört Nebe seine Frau, als sie erfährt, dass ihr eigener Mann für die Wahnsinnstat verantwortlich ist.
Nebe, Leiter einer Sonderkommission, soll nun den Mörder finden, der er doch selbst ist. Also wird ein Mann festgenommen, dessen Frau auch ein Verhältnis mit dem äußerst virilen Künstler hatte – der vermeintliche Mörder bricht unter den Beschuldigen zusammen und begeht Selbstmord. Wegen einiger Ungereimtheiten wird der Fall wieder aufgerollt. Und nun fällt erstmals der Verdacht auch auf Nebe selbst. Und er, Gefangener und Getriebener seiner Gefühle, erschießt erneut zwei Menschen, wieder ein Liebespaar, um seinen Kollegen und seiner Öffentlichkeit glaubhaft zu machen, die Taten seien Werke eines unbekannten Serienmörders. Aber diese Hoffnung währt nur kurz, ahnt seine Frau doch bereits die Wahrheit. Mag diese Story auch etwas konstruiert anmuten – „Liebestod“ ist ein glänzendes Kammerspiel mit beeindruckenden Schauspielern. Henry Hübchen ist der von Eifersucht zerfressene Nebe, der mit fast erschreckender Naivität und Grausamkeit glaubt, mit Schlechtem Gutes zu tun. Ina Weisse spielt Julia, in der Zuneigung zu ihrem Mann hin- und hergerissen. Auch am Ende bringt sie es nicht übers Herz, ihren Mann zu verraten. Der nimmt schließlich sein falsches Leben in die eigenen Hände. Nachzuschlagen bei Shakespeare. THORSTEN PILZ
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
